Um die Entwicklung der Virusausbreitung in der Bevölkerung abzuschätzen, wird unter anderem die sogenannte Reproduktionszahl (R-Wert) herangezogen. Sie gibt an, wie viele Menschen eine Infizierte/ein Infizierter innerhalb eines bestimmten Zeitraumes im Durchschnitt ansteckt. Man unterscheidet die Basisreproduktionszahl R0 und die effektive Reproduktionszahl Reff:
Basisreproduktionszahl R0: gibt an, wieviele Menschen eine infizierte Person ansteckt, wenn die gesamte Bevölkerung empfänglich für das Virus ist (weil es keine Schutzmaßnahmen gibt, niemand immun ist etc.).
- Zu Beginn der Pandemie wurde die Basisreproduktionszahl R0 für COVID-19 bei etwa 3,6 angegeben. Das bedeutet, dass eine infizierte Person im Durchschnitt drei weitere Personen angesteckt hat. Ohne Gegenmaßnahmen würde die Zahl der Neuinfektionen in kurzer Zeit stark ansteigen.
Effektive Reproduktionszahl Reff: gibt an, wieviele Menschen eine infizierte Person unter den aktuellen Bedingungen ansteckt (wenn Schutzmaßnahmen getroffen werden, zunehmend mehr Personen nach einer Erkrankung immun sind, eine Schutzimpfung zur Verfügung steht etc.).
- Die Zahl „1“ gilt als der kritische Wert bei der Abschätzung der Virusausbreitung:
- Ist Reff größer als 1 bedeutet dies eine steigende Anzahl an Neuinfektionen (jede/jeder Infizierte steckt mindestens einen weiteren Menschen an)
- Ist Reff kleiner als 1 bedeutet dies einen Rückgang an Infektionen (nicht jede Infizierte/jeder Infizierter steckt einen anderen Menschen an)
Das Ziel aller Maßnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitung ist, Reff unter 1 zu halten.
Hinweis
Die Reproduktionszahl alleine reicht nicht aus, um abzuschätzen, wie wirksam oder notwendig bestimmte Maßnahmen sind. Um die Lage insgesamt bewerten zu können, sind weitere Parameter wichtig (z.B. absolute Zahl der täglichen Neuinfektionen, Schwere der Erkrankungen etc.)
Superspreader
Von einem Superspreader bzw. einem Superspreading-Ereignis spricht man, wenn eine einzelne Person deutlich mehr Menschen ansteckt, als dies durchschnittlich passiert. Dabei spielt u.a. der Ort der Ansteckung (geschlossene Räume, schlechte Belüftung etc.), die Aktivität (z.B. lautes Sprechen, Singen) sowie die individuelle Empfänglichkeit der Personen eine Rolle.
Cluster
Wird in einem bestimmten Zeitraum in einer bestimmten Region eine Häufung von Ansteckungen registriert, spricht man von einem Cluster. Ein Teil der COVID-19-Erkrankungen lässt sich auf solche Clusterbildungen in spezifischen Situationen zurückführen (z.B. Familienfeier, Arbeitsplatz, Pflegeheim etc.). In diesen Fällen kann es gelingen, mögliche Kontaktpersonen einer/eines Erkrankten rückzuverfolgen und eine weitere Verbreitung des Virus durch vorübergehende Absonderung dieser Personen (Quarantäne) zu stoppen. Mehr zum Thema: COVID-19: Vorbeugung & Behandlung
Daneben gibt es aber auch jene Erkrankungen, die nicht in Zusammenhang mit Clusterbildungen stehen (z.B. eine Ansteckung im Supermarkt, im öffentlichen Raum etc.) und bei denen eine Nachverfolgung des Übertragungsweges nicht möglich ist.