Intensivmedizinische Versorgung im Spital
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Intensivstation?
Intensivstationen (fachsprachlich Intensive Care Unit, ICU: englisch für Intensivstation) verfügen im Vergleich zu normalen Stationen über speziell ausgebildetes Personal und eine erweiterte technische Ausstattung. In kleinen Spitälern gibt es meist eine Intensivstation für unterschiedliche Erkrankungen. Große Spitäler betreiben mehrere Intensivstationen, die auf verschiedene Fachgebiete spezialisiert sind, z.B. auf Herzchirurgie oder Pneumologie (Lungenheilkunde). Um Krankheitserreger fernzuhalten, gelten in Intensivstationen besondere Vorsichts- und Hygienemaßnahmen. Patientinnen und Patienten mit gefährlichen übertragbaren Krankheiten oder mit stark verminderter Immunabwehr werden bei Bedarf auf einer Isolierstation intensivmedizinisch betreut.
Die Intensivmedizin ist einer der kostenintensivsten Bereiche im Gesundheitswesen. Zu den Kosten tragen die hohe Technisierung, der Einsatz teurer Medikamente und Behandlungsmethoden, aber auch der hohe Personalbedarf bei.
Wie erfolgt die Behandlung auf einer Intensivstation?
Die Vital- und Organfunktionen der Patientin/des Patienten werden rund um die Uhr überwacht und auf einem Monitor angezeigt. Die Messwerte geben dem medizinischen Personal permanent einen Überblick über den Zustand der Patientin/des Patienten. Ist ein Wert auffällig, ertönt ein akustisches Signal und alarmiert so das medizinische Personal.
Zu den maschinellen Überwachungsgeräten auf einer Intensivstation gehören unter anderem:
- Elektrokardiogramm (EKG): Messfühler auf der Brust überwachen die Herztätigkeit
- Pulsoximeter mit Lichtsensor: misst die Sauerstoffsättigung im Blut
- Arterieller Katheter: misst den Blutdruck (Pumpleistung des Herzens)
- Zentraler Venenkatheter (ZVK): ermöglicht die Abschätzung der Blutfüllung im Kreislauf, die Blutentnahme sowie die Gabe wichtiger Medikamente und Ernährungslösungen per Infusion
- Blasenkatheter: Messung der Urinproduktion und Verhinderung des Einnässens
Die Überwachung der verschiedenen Parameter wird als Monitoring bezeichnet.
Zudem kommen meist Spritzenpumpen für Infusionen zum Einsatz, um notwendige Medikamente verabreichen zu können.
Bei schweren Erkrankungen kann es notwendig sein, die Patientin/den Patienten in ein künstliches Koma – eine Art Tiefschlaf – zu versetzen. Dies geschieht mittels Vollnarkose.
Wenn eine künstliche Beatmung der Patientin/des Patienten erforderlich ist, kann diese über einen Plastikschlauch (Tubus) in der Luftröhre erfolgen (invasive Beatmung), z.B. beim künstlichen Koma. Oder die Beatmung wird über eine spezielle Maske (nicht invasive Beatmung) durchgeführt.
Für die Lagerung können in diesen Fällen spezielle Betten notwendig sein.
Sobald sich der Gesundheitszustand bessert, eine intensivmedizinische Behandlung nicht mehr erforderlich ist, wird die Patientin/der Patient auf eine Intermediate Care Unit (IMCU) oder eine Normalstation verlegt.
Was ist eine IMCU?
In vielen Spitälern gibt es sogenannte Intermediate Care Units (IMCU). Sie werden auch Überwachungsstationen genannt und sind das Bindeglied zwischen der Intensivstation und der Normalstation. Auf einer IMCU können bestimmte Organfunktionen weiterhin überwacht werden. Die Betreuung und Behandlung sind jedoch nicht mehr so umfangreich wie auf einer Intensivstation. Auch für eine Überwachungsstation sind besondere personelle und apparative Ausstattungen notwendig.
Sind auf der Intensivstation Patientenbesuche möglich?
Grundsätzlich sind Besuche auf einer Intensivstation unter bestimmten Voraussetzungen möglich, sie müssen jedoch mit dem Personal der Intensivstation abgesprochen werden. Bei Besuchen sind spezielle Hygienemaßnahmen zu beachten. So muss die Besucherin oder der Besucher Schutzkleidung und -maske tragen und die Hände desinfizieren. Zur selben Zeit dürfen meist nur zwei Besucherinnen und/oder Besucher an das Krankenbett.
Hinweis
Für COVID-Patientinnen/Patienten gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen. Bitte erkundigen Sie sich im Spital.
Welches Personal arbeitet auf der Intensivstation?
Auf einer Intensivstation arbeiten Fachärztinnen/Fachärzte für Anästhesiologie und Intensivmedizin und – je nach Anforderungen der Intensivstation – Fachärztinnen/Fachärzte anderer Fachbereiche. Fachärztinnen/Fachärzte für Neurologie und Neurochirurgie werden zum Beispiel auf neurochirurgischen Intensivstationen benötigt.
Auch interdisziplinäre Zusammenarbeit, also die Kooperation verschiedener medizinischer Spezialistinnen/Spezialisten, ist üblich. Dazu kommen speziell ausgebildetes Pflegepersonal und Hilfskräfte.
Das Pflegepersonal auf Intensivstationen trägt eine hohe Verantwortung. Neben den üblichen pflegerischen Handlungen werden vor allem die Vitalwerte der Patientinnen/Patienten laufend überprüft und im Notfall Maßnahmen ergriffen. Um als Pflegeperson auf einer Intensivstation arbeiten zu können, ist eine spezielle Ausbildung für Anästhesie- und Intensivpflege vorgesehen.
Welche Rolle spielen Intensivstationen während der Corona-Pandemie?
COVID-19 kann bei schwerem Verlauf eine Behandlung auf einer Intensivstation notwendig machen. Gleichzeitig müssen genügend Intensivbetten für andere akute Erkrankungen zur Verfügung stehen. Daher ist es wichtig, mithilfe verschiedener Maßnahmen sicherzustellen, dass die intensivmedizinische Versorgung weiterhin möglich ist.
Die Ursachen für eine intensivmedizinische Behandlung von Patientinnen/Patienten mit COVID-19 sind lebensbedrohliche Komplikationen, wie das akute Atemnotsyndrom, Herzrhythmusstörungen, Nierenversagen oder eine krankhafte Aktivierung des Blutgerinnungssystems. Weitere Informationen unter COVID-19: Symptome & Verlauf sowie COVID-19: Vorbeugung & Behandlung.
Je mehr mit SARS-CoV-2 infizierte Menschen es gibt, desto mehr Intensivbetten werden benötigt. Intensivaufenthalte aufgrund von COVID-19-Erkrankungen dauern in der Regel deutlich länger als andere Intensivaufenthalte.
Welche Folgen hat eine steigende Auslastung der Intensivstationen durch COVID-19?
Die Corona-Pandemie stellt das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Je mehr COVID-19-Patientinnen/Patienten schwer erkranken und auf einer Intensivstation behandelt werden müssen, desto schwieriger wird die Aufrechterhaltung der gesamten intensivmedizinischen Versorgung. Dies betrifft nicht nur die Anzahl der verfügbaren Intensivbetten, sondern vor allem auch das medizinische Personal.
Bereits bei einer Auslastung der Intensivbetten von über 10 Prozent mit COVID-19-Patientinnen/Patienten ist es im Regelfall notwendig, geplante operative Eingriffe, die eine intensivmedizinische Versorgung notwendig machen, vereinzelt zu verschieben. Bei einer Auslastung zwischen 10 Prozent und 30 Prozent müssen Nicht-COVID-19-Patientinnen/Patienten zunehmend auch in Aufwachräumen, Überwachungsbetten (z.B. IMCU) intensivmedizinisch behandelt werden.
Die Schwellenwerte der Auslastung der Intensivstationen lösen in der Praxis keine bundesweit vereinheitlichen Maßnahmen in den Krankenhäusern aus. Jedes Krankenhaus definiert die genauen Maßnahmen selbst.
(Quelle: Hintergrund-Informationen zur Bettenauslastung auf Intensivstationen; Gesundheitsministerium)
Belastung des Gesundheitssystems und Schutzmaßnahmen
Die Corona-Kommission bewertet die Belastung des Gesundheitssystems (Systemrisiko) wöchentlich auch anhand der Auslastung der Intensivstationen. Sie fließt in die Risikoeinschätzung für Österreich, dargestellt in der Corona-Ampel, ein.
Das Gesundheitsministerium hat einen Stufen-Plan für die Corona-Schutzmaßnehmen erstellt, der an die Auslastung der Intensivbetten mit COVID-19-Patientinnen/Patienten in den Krankenhäuser gekoppelt ist. Mehr zum Thema: COVID-19 (SARS-CoV-2)(Gesundheitsministerium)
Aktuelle Daten u.a. zu COVID-19-Fällen in Normal- und Intensivstationen bietet die AGES.
Weitere Informationen zur Betreuung auf der Intensivstation finden Sie auf der Web-Seite der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI).
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 1. Oktober 2021
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Gesundheit Österreich GmbH, Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen, Abt. Planung und Systementwicklung