Influenza (Grippe): Diagnose & Therapie
Die Influenza (Grippe) ist im Vergleich zum sogenannten grippalen Infekt (Erkältung) eine weitaus schwerere Erkrankung. Es handelt sich bei der Influenza um eine akute Infektion der Atemwege. Diese kann durch verschiedene Influenzaviren ausgelöst werden. Die Viren sind insbesondere in geschlossenen Räumen sehr leicht auf andere Menschen übertragbar.
Unter einer „saisonalen Influenza“ versteht man die jährlich in der kalten Jahreszeit wiederkehrende „Grippewelle“. In einem Großteil der Fälle verläuft eine saisonale Influenza unkompliziert. Selten können lebensbedrohliche Komplikationen wie eine Lungenentzündung auftreten. Eine Grippe sollte daher ernst genommen und ein Verdacht ärztlich abgeklärt werden. Hier finden Sie Informationen zu Symptomen von Influenza sowie Diagnose und Behandlung.
Inhaltsverzeichnis
Influenza: Was ist das?
Die saisonale Influenza, „echte“ Grippe genannt, ist eine hochinfektiöse Erkrankung des gesamten Atemtraktes. Für die klassische saisonale Influenza sind bestimmte Typen von Influenzaviren verantwortlich: Typ A und B.
Insgesamt gibt es drei Typen von Influenzaviren: A, B und C. Dabei werden die schwersten und weitreichendsten Krankheitsausbrüche von Influenza-A-Viren verursacht. Ebenso kommen Pandemien eines Influenzavirus praktisch nur bei Influenza A vor. Dies beruht unter anderem auf der besonders hohen Fähigkeit der Influenza-A-Viren, sich laufend zu verändern. Aufgrund dieser ständigen Mutationen unterscheiden sich die Stämme jedes Jahr mehr oder weniger ausgeprägt voneinander. So erkennt sie das Immunsystem des Menschen bei einer erneuten Infektion nicht wieder. Nähere Informationen finden Sie unter Grippepandemien.
Grippewelle: Was ist das?
Fast jedes Jahr kommt es in der nördlichen Erdhalbkugel im Herbst und Winter zu einer Epidemie mit saisonaler Influenza. Dies ist meist zwischen Dezember und März der Fall. Bei dieser „Grippewelle“ stecken sich fünf bis 15 Prozent der Bevölkerung mit dem Influenzavirus an. Viele der infizierten Personen erkranken tatsächlich an saisonaler Influenza.
Während der Influenza-Saison informiert das Nationale Referenzlabor für Influenzaviren am Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien über die aktuelle Influenza-Aktivität in Österreich. Auch die AGES veröffentlicht laufend Zahlen zu Influenza-Infektionen.
Neben der saisonalen Influenza können auch andere Grippeformen auftreten. Sie werden durch verschiedene mutierte Influenzaviren verursacht und können Pandemien auslösen.
In der Saison 2020/2021 blieb die Influenzawelle aufgrund von Maßnahmen zur Kontaktreduktion und dem Tragen von Masken aus. Für die Saison 2022/23 kann es wieder zu einer deutlich vermehrten Influenza-Aktivität kommen.
Tipp
Informationen zur Vorbeugung einer Influenza-Infektion bzw. zur Influenza-Impfung finden Sie unter Influenza (Grippe): Vorbeugung.
Wir erfolgt die Ansteckung mit Influenzaviren?
Die Influenzaviren werden vor allem durch Tröpfcheninfektion übertragen. Dies geschieht etwa beim Sprechen, insbesondere jedoch durch Niesen oder Husten. Die Übertragung von Influenzaviren kann aber auch durch direkten Kontakt erfolgen, zum Beispiel durch Händeschütteln mit anschließendem Hand-zu-Mund-Kontakt. Weitere Übertragungswege sind Trinkwasser oder verunreinigte Flächen bzw. Gegenstände. Dabei gelangen die Viren etwa über Türklinken über die Hand zum Mund und in den Körper. Die Ausscheidung der Viren kann ein bis zwei Tage vor dem Ausbruch der Symptome beginnen.
Aufgrund der raschen Virusvermehrung ist die Infektionsgefahr für andere Personen mit dem Einsetzen von Husten und Niesen am größten. Dabei ist die Virenkonzentration bei erkrankten Kindern meist höher als bei anderen Altersgruppen. Die leichte Übertragbarkeit der Influenzaviren kann in solchen Situationen bei Kontakt zu anderen Menschen zu einer schlagartigen Verbreitung der Influenza führen.
Welche Symptome können bei Influenza auftreten?
Die Influenza ist eine Erkrankung des gesamten Atemtraktes. Sie verursacht jedoch Symptome im ganzen Körper. Ein wichtiges Kennzeichen einer Influenza ist der plötzliche Beginn der akuten Symptome.
Die Zeit zwischen einer Infektion mit dem Influenzavirus und dem Ausbruch der Erkrankung beträgt normalerweise ein bis drei Tage. Danach kommt es schlagartig zu charakteristischen Symptomen:
- hohes Fieber bis 41°C, bei Kindern auch Fieberkrämpfe,
- Halsschmerzen,
- trockener Husten,
- Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen,
- starkes allgemeines Krankheitsgefühl,
- Appetitlosigkeit,
- starke Müdigkeit.
Zudem können Schnupfen, Durchfall und Erbrechen auftreten. Gelegentlich kommt es auch zu Atembeschwerden.
Hinweis
Die Symptome einer Influenza bzw. eines grippalen Infekts (Erkältung) können jenen von COVID-19 ähnlich sein. Nähere Informationen und was Sie aktuell beachten müssen, finden Sie unter Coronavirus & COVID-19.
Wie verläuft eine Influenza?
Verläuft die Influenza unkompliziert, bessern sich die Beschwerden normalerweise innerhalb von zwei bis fünf Tagen. Ein Großteil der Patientinnen und Patienten hat die Erkrankung normalerweise nach einer Woche überstanden. Husten sowie Krankheitsgefühl können noch ein bis zwei Wochen länger andauern. Die Influenza kann jedoch auch eine Reihe an ernsten Komplikationen bis hin zum Kreislaufzusammenbruch nach sich ziehen.
Welche Komplikationen können bei Influenza auftreten?
Während einer „Grippewelle“ sind schwere Verläufe in allen Altersgruppen möglich. Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere, chronisch Kranke und ältere Menschen ab 60 Jahren sind für schwere Verläufe besonders gefährdet. Mehr als 60 Prozent aller Spitalsaufenthalte aufgrund einer Influenza fallen in die Altersgruppen der Kinder und älteren Menschen.
Ein sehr schwerer Krankheitsverlauf kann lebensgefährlich werden. Die häufigste Komplikation bei einer Influenza-Erkrankung ist eine Lungenentzündung (Pneumonie). Die größten Risiken gehen von einer Lungenentzündung aus, die das Influenzavirus direkt verursacht hat. Die Lungenentzündung äußert sich meistens ein bis zwei Tage nach Krankheitsbeginn in einer Verschlechterung des Allgemeinzustands mit Atemnot und eventuell einer Blaufärbung von Haut und Schleimhäuten.
Die häufigste Form der Lungenentzündung im Rahmen einer Influenza ist eine zeitgleich auftretende Lungenentzündung durch Bakterien. Diese zeigt sich entweder in einem allmählichen Fortschreiten der Erkrankung. Sie kann aber auch den Verlauf einer vorübergehenden Besserung und anschließenden Verschlechterung der Symptome haben.
Bestimmte Bakterien können sich direkt an die Influenzaviren binden. Dazu zählen zum Beispiel Staphylococcus aureus oder Streptococcus pneumoniae. Daher kann es infolge der Influenza zu einer sogenannten bakteriellen Superinfektion kommen. Bei dieser Form der Lungenentzündung steigt nach einer Phase der Besserung von zwei bis drei Tagen das Fieber erneut an. Sie geht häufig mit Symptomen wie Husten und einem eitrigen Auswurf einher.
Neben einer Lungenentzündung treten bei einer Influenza gelegentlich noch weitere Komplikationen auf. Dazu gehören beispielsweise Verschlechterung von Asthma, COPD und chronischer Bronchitis, Entzündung der Nasennebenhöhlen, des Mittelohrs, der Muskeln, des Herzmuskels oder Herzbeutels, des Rippenfells, der Nieren, der Hirnhäute, der Rückenmarkshäute oder eine Schädigung des Gehirns. Es kann zu Kreislaufversagen kommen bis hin zum Tod.
Im Durchschnitt sterben in Österreich circa über 1.000 Menschen pro Jahr an Influenza. In der Saison 2018/2019 sind insgesamt mindestens fünf mit Influenza in Zusammenhang gebrachte Todesfälle bei Kindern in Österreich aufgetreten.
Wie wird die Diagnose einer Influenza gestellt?
Die Diagnose einer Influenza stellt die Ärztin oder der Arzt aufgrund der Krankengeschichte und der körperlichen Untersuchung. In manchen Fällen ist auch eine Laboruntersuchung zum Virusnachweis sinnvoll. Dadurch erhält die Ärztin oder der Arzt beispielsweise Informationen über die Virustypen oder die Verbreitung der Influenza. Weitere Informationen finden Sie unter Influenza-A/B-Schnelltest.
Derartige Laboruntersuchungen spielen zudem eine bedeutende Rolle beim Erkennen von Erregern bei neu aufgetretenen Erkrankungsformen. Damit kann Laborpersonal beispielsweise Mutationen (Veränderungen) der Gene von Influenzaviren untersuchen und eine Abgrenzung gegenüber der herkömmlichen saisonalen Influenza vornehmen.
Für die weitere Diagnostik der Influenza stehen je nach Krankheitsphase verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Dabei kommen unter anderem Untersuchungen von Nasensekret und Auswurf, Rachenabstriche sowie Blutuntersuchungen zum Einsatz. Eine rasche ärztliche Diagnose ist wichtig, damit die Ärztin oder der Arzt rechtzeitig eine medikamentöse Behandlung einleiten kann.
Wie erfolgt die Behandlung einer Influenza?
Bei rechtzeitiger Therapie kann die Bekämpfung der Influenzaviren direkt erfolgen. Hierfür kann die Ärztin oder der Arzt bestimmte Medikamente verordnen – sogenannte Neuraminidasehemmer. Zu diesen zählen Oseltamivir und Zanamivir. Sie blockieren die Freisetzung von neu gebildeten Viruspartikeln aus bereits infizierten Zellen und hemmen so die Vermehrung der Influenzaviren im Körper.
Neuraminidasehemmer wirken innerhalb der ersten zwölf Stunden, allerspätestens innerhalb von 48 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome am besten. Die rechtzeitige Verabreichung von Oseltamivir oder Zanamivir verkürzt die Dauer der Influenza-Erkrankung um ca.einen Tag. Die Ärztin oder der Arzt erwägt Neuramidasehemmer vor allem bei Kindern, Schwangeren, Menschen mit außergewöhnlich schweren Symptomen und besonders hohem Risiko für Komplikationen.
Die weitere Therapie bei Influenzaerkrankungen richtet sich gegen die Symptome. So können zum Beispiel gegen Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen sowie Fieber Schmerzmittel mit gleichzeitig fiebersenkender Wirkung zum Einsatz kommen. Dazu zählen zum Beispiel Paracetamol und Ibuprofen. Allerdings sollten Medikamente mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure, zum Beispiel Aspirin®, keinesfalls Kindern unter zwölf Jahren verabreicht werden. Hierdurch kann in seltenen Fällen das gefürchtete Reye-Syndrom ausgelöst werden. Das ist eine akute Erkrankung des Gehirns und der Leber. Diese kann unbehandelt tödlich verlaufen.
Ergeben sich Hinweise auf eine bakterielle Zusatzinfektion, kommen Antibiotika zum Einsatz. Diese wirken allerdings nur gegen Bakterien, nicht gegen Viren.
Neben der medikamentösen Therapie ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr wichtig. Außerdem braucht der Körper in dieser Situation viel Ruhe, um sich zu erholen. Dies hilft auch, möglichen Komplikationen vorzubeugen. Auf Alkohol und Rauchen sollte gänzlich verzichtet werden. Derzeit gibt es keine wissenschaftlichen Nachweise, dass etwa Vitaminpräparate oder Inhalationsgeräte überzeugend bei Influenza helfen können.
Bei Komplikationen erfolgt die Behandlung zugeschnitten auf die jeweiligen Symptome bzw. Erkrankungen. So ist mitunter auch die Gabe von Sauerstoff notwendig. In schweren Fällen kann eine Behandlung auf der Intensivstation erforderlich sein.
Hinweis
Um Risiken in der Anwendung von Arzneimitteln zu vermeiden, sollten diese prinzipiell nur auf ärztliche Anordnung eingenommen werden. Zu Wirkungen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen informiert Sie Ihre Ärztin bzw. Ihr Arzt oder Ihre Apothekerin bzw. Ihr Apotheker.
Wohin kann ich mich wenden?
Für Diagnose und Behandlung können Sie sich an folgende Stellen wenden:
- Ärztin oder Arzt für Allgemeinmedizin
- Fachärztin oder Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde
Die Ärztin oder der Arzt überweist Sie falls erforderlich weiter.
Wann sollte ich in jedem Fall ärztliche Hilfe suchen?
Da eine Influenza eine ernst zu nehmende Erkrankung ist und um gegebenenfalls rechtzeitig Medikamente gegen die Viren zu nehmen, sollte eine Ärztin oder ein Arzt kontaktiert werden. Personen mit erhöhtem Komplikationsrisiko sollten sich in jedem Fall an eine Ärztin oder einen Arzt wenden. Dazu zählen zum Beispiel Menschen mit chronischen Erkrankungen wie COPD oder Diabetes. Ärztlicher Rat ist zudem wichtig, wenn Erkrankte Kontakt zu Menschen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf einer Influenza haben.
In folgenden Fällen sollten Sie in jedem Fall rasch ärztliche Hilfe suchen:
- bei hohem Fieber,
- starken oder immer stärker werdenden Symptomen,
- Schmerzen in der Brust,
- Problemen beim Atmen.
Auch wenn sich Symptome verschlimmern, sehr stark sind oder länger als ein paar Tage anhalten, sollte man umgehend eine Ärztin oder einen Arzt kontaktieren.
Hinweis
Die Symptome einer Influenza bzw. eines grippalen Infekts (Erkältung) können jenen von COVID-19 ähnlich sein. Nähere Informationen und was Sie aktuell beachten müssen, finden Sie unter Coronavirus & COVID-19.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 16. Dezember 2022
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Dr. Christoph Baumgärtel