Lungenemphysem
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Lungenemphysem?
Ein Lungenemphysem ist eine langsam fortschreitende Lungenerkrankung, bei der sich zu viel Luft in einzelnen Arealen der Lunge ansammelt. Die Lungenbläschen werden geschädigt und verlieren ihre Funktion beim Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid.
Eine gesunde Lunge enthält etwa 300 Millionen winziger Lungenbläschen, sogenannte Alveolen. Diese befinden sich am Ende der kleinsten Bronchien-Verzweigungen, Fachleute bezeichnen diese als Bronchiolen. Über die Lungenbläschen gelangt der Sauerstoff aus der Atemluft ins Blut. Mehr Informationen finden Sie unter Aufbau und Funktion der Lungen.
Eine gesunde Lunge ist elastisch, sodass sie sich beim Einatmen ausdehnen und beim Ausatmen wieder zusammenziehen kann.
Beim Lungenemphysem werden durch verschiedene schädigende Einflüsse die feinen Wände zwischen den einzelnen Lungenbläschen zerstört. Die einzelnen Lungenbläschen verschmelzen zu großen Blasen. Anstelle vieler kleiner, elastischer Lungenbläschen gibt es nun große „Emphysemblasen“, die nicht mehr so elastisch sind. Die Luft ist in diesen Blasen eingeschlossen und kann nicht mehr vollständig ausgeatmet werden. Frische Luft kann nicht mehr gegen verbrauchte Luft ausgetauscht werden. Ein Teufelskreis entsteht: Bei jedem Atemzug verbleibt immer mehr Restluft in der Lunge. Die Lunge wird immer mehr mit Luft aufgepumpt und bläht sich auf. Dadurch werden weitere Lungenbläschen überdehnt und geschädigt. Obwohl die Lunge mit Luft gefüllt ist, gelangt nur noch wenig Sauerstoff ins Blut – und Kohlendioxid wird unzureichend abgegeben. Zudem hat eine große Blase eine wesentlich kleinere Oberfläche (und damit auch kleinere Gasaustauschfläche) als viele kleine Lungenbläschen. Dadurch wird der Gasaustausch in der Lunge zusätzlich verringert. Die betroffene Person leidet unter zunehmender Atemnot, v.a. das Ausatmen fällt schwer. Durch den sinkenden Sauerstoffgehalt im Blut wird die Versorgung des Körpers zunehmend beeinträchtigt, was in schweren Fällen zu Organschäden führen kann. Die Folgen, die durch ein Lungenemphysem entstehen, lassen sich nicht wieder rückgängig machen – sie sind irreversibel.
Ein Lungenemphysem betrifft besonders häufig Menschen über 50, die rauchen.
Welche Ursachen hat ein Lungenemphysem?
Ein Lungenemphysem entsteht durch eine langfristige Schädigung der Lunge. Verschiedene Ursachen können dazu führen.
Bei Erwachsenen entsteht ein Lungenemphysem oft infolge einer COPD – einer chronischen Erkrankung der Bronchien und der Lunge. Hauptursache für die Entstehung einer COPD ist das Rauchen, wodurch es auch als bedeutsamer Risikofaktor für die Entwicklung eines Emphysems gilt.
Seltene Ursachen können sein:
- Asthma bronchiale
- Alpha-1-Antitrypsinmangel: Bei dieser seltenen, genetisch bedingten Erkrankung produziert der Körper zu wenig vom Eiweißstoff Alpha-1-Antitrypsin. Dieses Eiweiß schützt das Lungengewebe vor bestimmten, schädlichen Enzymen, sogenannten Proteasen. Fehlt dieser Schutz, können die Enzyme ungehindert das Lungengewebe angreifen und langfristig zu einem Lungenemphysem führen. Typisch ist, dass Betroffene häufig schon vor dem 50. Lebensjahr Anzeichen für ein Lungenemphysem haben. In Verbindung mit Schadstoffen wie Tabakrauch nimmt die Erkrankung häufig einen besonders schweren Verlauf. Auch die Leber ist betroffen: Je nach Ausprägung sind eine Hepatitis und Leberzirrhose bereits im Kindesalter möglich, während sich die Lungensymptome oft erst später zeigen.
- Schadstoffe in der Luft: Langfristige Belastung durch Umweltgifte, Staub, Dämpfe oder chemische Schadstoffe, z.B. Quarzstaubbelastung am Arbeitsplatz.
Das Vermeiden schädlicher Einflüsse – insbesondere des Rauchens – kann helfen, die Erkrankung zu verhindern oder ihr Fortschreiten zu bremsen.
Welche Symptome verursacht ein Lungenemphysem?
Ein Lungenemphysem entwickelt sich schleichend, über Monate bis Jahre hinweg. Die Beschwerden können von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Typisch ist eine zunehmende Atemnot. Anfangs tritt diese nur bei körperlicher Anstrengung auf, beispielsweise beim Stiegen steigen. Mit zunehmender Überblähung der Lunge ringt die betroffene Person auch schon bei kleinsten Anstrengungen oder sogar in Ruhe nach Luft.
Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, schreitet sie langsam, aber stetig immer weiter voran. Die Lebensqualität der Betroffenen wird zunehmend beeinträchtigt. Viele Betroffene haben zunehmend Schwierigkeiten, ihren Alltag selbstständig zu bewältigen, und leiden häufig unter psychischen Belastungen. In fortgeschrittenen Stadien werden manche Betroffene pflegebedürftig. Zudem haben viele Betroffene mit weiteren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen – dazu zählen unter anderem Infektionen der Atemwege, Lungenentzündungen oder ein Pneumothorax.
Weitere Symptome können sein:
- Husten mit Auswurf: Dies ist ein typisches Symptom der (chronischen) Bronchitis, welche häufig von einem Emphysem begleitet wird. Daher kann ein anhaltender Husten mit vermehrter Schleimbildung, der vor allem morgens auftritt, auch hinweisend auf ein (begleitendes) Lungenemphysem sein. Mit der Zeit wird der Husten stärker und tritt immer häufiger auf.
- Zunehmende Leistungsschwäche, leichte Ermüdbarkeit
- Gewichtsverlust
- Zyanose: Z.B. bläulich verfärbte Lippen und Finger
- Fassthorax: Als Folge der dauerhaft überblähten Lunge bleibt der Brustkorb in Einatmungsstellung fixiert. Dadurch verändert sich die Form des Brustkorbs, er wirkt kurz und breit und erinnert an ein Fass.
- Symptome eines Cor pulmonale: Durch das geschädigte Lungengewebe steigt der Druck in den Lungengefäßen. Dadurch muss das rechte Herz stärker arbeiten.
Wie wird ein Lungenemphysem diagnostiziert?
Beschwerden, wie andauernder Husten, Auswurf und Atemnot können durch verschiedenste Erkrankungen verursacht werden. Fachleute empfehlen derartige Symptome möglichst frühzeitig abklären zu lassen.
Die ersten Untersuchungen können von der Hausärztin oder dem Hausarzt durchgeführt werden. Zeigen sich dabei Auffälligkeiten, erfolgt eine Überweisung an eine Fachärztin oder einen Facharzt für Lungenkrankheiten bzw. Pneumologie.
Nach einer ausführlichen Anamnese wird die betroffene Person körperlich untersucht. Dabei achtet die Ärztin oder der Arzt u.a. auf Anzeichen einer unzureichenden Sauerstoffversorgung – etwa bläuliche Verfärbungen an Lippen oder Fingern. Zudem klopft die Ärztin oder der Arzt den Brustkorb ab – dieser Vorgang wird als Perkussion bezeichnet. Dabei kann u.a. abgeschätzt werden, wie viel Luft in der Lunge vorhanden ist und wie gut sie sich beim Atmen ausdehnt. Um Atemgeräusche beurteilen zu können hört die Ärztin oder der Arzt die Lunge mit dem Stethoskop ab.
In den meisten Fällen entnimmt die Ärztin oder der Arzt eine Blutprobe, die anschließend im Labor untersucht wird. So kann beispielsweise festgestellt werden, ob eine Entzündung oder Infektion für die Beschwerden verantwortlich ist. In bestimmten Fällen wird das Blut auf einen Alpha-1-Antitrypsin-Mangel untersucht.
Je nach Fall können weitere Untersuchungen zur Abklärung der Beschwerden notwendig sein.
Lungenfunktionstests
Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Diagnose eines Lungenemphysems. Sie zeigen, wie gut die Lunge arbeitet, beispielsweise wie viel Luft ein- und ausgeatmet werden kann. Zudem kann der Sauerstoffgehalt im Blut der Ärztin oder dem Arzt wichtige Hinweise darauf geben, ob die Lunge ausreichend arbeitet oder bereits geschädigt ist. Dazu zählen beispielsweise:
- Spirometrie, mithilfe des sogenannten kleinen Lungenfunktionstests lässt sich u.a. feststellen, ob die Atemwege verengt sind und wie stark die Lunge überbläht ist.
- Ganzkörperplethysmographie: Diese Untersuchung liefert detailliertere Messwerte und ergänzende Informationen. Sie wird meist in einer Facharztpraxis für Lungenheilkunde durchgeführt.
- CO-Diffusionskapazität: Mit diesem Test kann die Ärztin oder der Arzt beurteilen wie gut der Gasaustausch zwischen Lunge und Blut funktioniert.
- Blutgasanalyse: Die Ärztin oder der Arzt entnimmt Blut aus einer Arterie oder dem Ohrläppchen. Diese Untersuchung zeigt u.a., ob genügend Sauerstoff aufgenommen und Kohlendioxid abgegeben wird.
- Pulsoxymetrie: Mit dieser einfachen Untersuchung kann rasch bestimmt werden, ob genug Sauerstoff im Blut ist.
Belastungstests
Ziel dieser Untersuchungen ist die körperliche Belastbarkeit der betroffenen Person einzuschätzen. Sie helfen der Ärztin oder dem Arzt bei der Beurteilung des Schweregrades und des Verlaufs der Erkrankung.
- Sechs-Minuten-Gehtest: Bei diesem einfachen Test geht die betroffene Person sechs Minuten lang möglichst zügig auf einer ebenen Strecke. Währenddessen werden Puls, Blutdruck und der Sauerstoffgehalt im Blut gemessen. Die zurückgelegte Strecke gibt Aufschluss darüber, wie stark die körperliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist.
- Spiro-Ergometrie: Bei dieser Untersuchung wird überprüft, wie belastbar Lunge, Herz und Kreislauf bei körperlicher Anstrengung sind. Die betroffene Person bewegt sich auf einem Fahrrad oder Laufband, während gleichzeitig Blutdruck, Herzfrequenz, Atemgase und ein EKG aufgezeichnet werden.
Bildgebende Verfahren
Wie wird ein Lungenemphysem behandelt?
Schäden am Lungengewebe, die infolge eines Lungenemphysems entstehen, können nicht rückgängig gemacht werden. Mit einer geeigneten Behandlung kann aber das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt und die Lebensqualität der betroffenen Person verbessert werden. Ziel der Behandlung ist u.a., Beschwerden zu lindern, akuten Verschlechterungen vorzubeugen und die Selbstständigkeit der betroffenen Person möglichst lange zu erhalten.
Da ein Lungenemphysem häufig gemeinsam mit COPD auftritt, ähneln sich die Behandlungsstrategien in vielen Fällen. Wichtige Maßnahmen sind u.a.:
- Rauchstopp: Mit dem Rauchen aufzuhören ist eine der wichtigsten Maßnahmen. Betroffene, die nicht mehr rauchen, leben länger als jene Menschen, die trotz Lungenemphysem weiterhin rauchen.
- Medikamente: Je nach Situation verordnet die Ärztin oder Arzt verschiedene Medikamente. Beispielsweise sogenannte Bronchodilatatoren, um die Bronchien zu erweitern, wodurch die Ein- und Ausatmung erleichtert und die Atemnot verringert werden kann. Antibiotika können bei bakteriellen Infektionen helfen. Bei einem Alpha-1-Antitrypsin-Mangel kann in bestimmten Fällen eine sogenannte Substitutionstherapie helfen: Dabei wird das fehlende Eiweiß über eine Infusion zugeführt.
- Atemtherapie: Unter Anleitung von Physiotherapeutinnen und -therapeuten können Betroffene spezielle Atemübungen erlernen, die sie im Alltag anwenden können. Die Übungen helfen u.a. dabei, die Atemnot besser kontrollieren und den Schleim leichter abhusten zu können.
- Bewegung: Regelmäßiges Training kann u.a. die Ausdauer und Lebensqualität der betroffenen Person verbessern. Speziell geschulte Trainerinnen und Trainer können das Programm an die persönliche Gesundheit und Fitness der Betroffenen anpassen.
- Langzeit-Sauerstoff-Therapie (LTOT): Wenn der Sauerstoffgehalt im Blut dauerhaft zu niedrig ist, kann eine zusätzliche Sauerstoffzufuhr nötig sein. Dabei atmet die betroffene Person über eine Nasensonde regelmäßig Sauerstoff ein. Der Sauerstoff kommt dabei entweder aus einem Gerät, das im Raum aufgestellt wird oder aus einem tragbaren Gerät. So können die Betroffenen auch das Haus verlassen.
- Operation oder Lungenspiegelung mit Intervention: In bestimmten Fällen kann durch eine sogenannte Lungenvolumenreduktion überblähtes Lungengewebe operativ entfernt werden. In ausgewählten Fällen kann auch eine Intervention im Rahmen einer Lungenspiegelung (z.B. eine Ventilimplantation in bestimmte Bronchien) zur Reduktion der Lungenüberblähung beitragen. Dadurch kann die Atmung erleichtert und Beschwerden gelindert werden. In sehr schweren Fällen kann eine Lungentransplantation in Betracht gezogen werden.
- Schutzimpfungen: Impfungen schützen vor Infektionen, die die Lunge zusätzlich belasten und die Krankheit verschlimmern können, z.B. Grippe- und Pneumokokkenimpfung.
- Pneumologische Reha: Spezielle Reha-Programme für die Lunge helfen Betroffenen, besser mit der Krankheit umzugehen und ihre Lebensqualität zu steigern. Dabei erhalten sie einen individuellen Therapieplan mit Bewegung, Atemübungen, Ernährungstipps, Physiotherapie, psychologischer Unterstützung und Hilfe beim Rauchstopp. Schulungen gehören ebenfalls dazu.
Wohin kann ich mich wenden?
Für die erste Abklärung von Beschwerden in den Atemwegen können Sie sich an folgende Stellen wenden:
- Ärztin oder Arzt für Allgemeinmedizin
- Primärversorgungseinheit (PVE)
Für die Diagnose und Behandlung eines Lungenemphysems können Sie sich an spezialisierte Einrichtung wenden:
- Fachärztin oder Facharzt für Lungenkrankheiten bzw. Pneumologie
- Spezialisierte Spitalsambulanz
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 18. August 2025
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Prim. Dr. Bernd Lamprecht, Facharzt für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie, Facharzt für Lungenkrankheiten; Spezialisierung in Allergologie