Portale Hypertension
Inhaltsverzeichnis
Was ist portale Hypertension?
Fachleute sprechen von portaler Hypertension, wenn der Blutdruck in der Pfortader dauerhaft erhöht ist. Die Pfortader ist eine Vene, durch die das Blut aus dem Magen, Darm und der Milz zur Leber transportiert wird. Auf diesem Weg gelangen Nährstoffe, aber auch schädliche Stoffe, z.B. Alkohol oder Wirkstoffe von bestimmten Medikamenten, direkt in die Leber. In der Leber werden die Nährstoffe verarbeitet sowie schädliche Stoffe herausgefiltert und abgebaut. Danach fließt das Blut aus der Leber über die untere Hohlvene zum Herzen, von wo aus es im Körper verteilt wird.
Bei portaler Hypertension kann das Blut nicht mehr ungehindert durch die Leber fließen. Dadurch kommt es zu einem Rückstau des Blutes in die Pfortader, wodurch der Druck in der Pfortader ansteigt.
Dadurch können verschiedene gesundheitliche Probleme entstehen. Die häufigsten Komplikationen einer portalen Hypertension sind:
- Bildung von Umgehungskreisläufen: Wenn das Blut nicht mehr ungehindert durch die Leber fließen kann, sucht es sich einen anderen Weg in Richtung Herz, bei dem die Leber umgangen wird. Dabei werden ansonsten weniger durchblutete Venen verstärkt beansprucht, wodurch sich diese erweitern und Krampfadern entstehen. Solche Krampfadern, die auch Varizen genannt werden, können sich unter anderem in der Speiseröhre, im Magen oder in der Haut der Bauchwand bilden. Krampfadern sind sehr empfindlich und können leicht reißen, wodurch es zu gefährlichen inneren Blutungen kommen kann.
- Aszites: Flüssigkeit sammelt sich im Bauchraum, wodurch sich der Bauchumfang deutlich vergrößert und die Funktion der inneren Organe beeinträchtigt werden kann.
- Verminderte Entgiftung: Die Leber filtert schädliche Stoffe aus dem Blut und macht diese, wenn es sich um schädliche Substanzen handelt zum Teil unschädlich. Wenn weniger Blut durch die Leber fließen kann, verbleiben die schädlichen Stoffe ungefiltert im Körper. Dadurch kann es bei der betroffenen Person zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen, bis hin zu einer hepatischen Enzephalopathie, kommen.
- Störung der Nährstoffverarbeitung: Die Leber nimmt Nährstoffe aus der Nahrung auf, verarbeitet und speichert diese teilweise. Wenn weniger Blut in die Leber gelangt, kann sie diese Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen. Das kann dazu führen, dass dem Körper wichtige Nährstoffe fehlen und es zu Mangelerscheinungen, z.B. von Proteinen kommt.
Welche Ursachen hat die portale Hypertension?
Portale Hypertension entsteht, wenn der Blutfluss in der Pfortader behindert wird. Die Ursache dafür kann an verschiedenen Stellen der Leber liegen:
- Vor der Leber (prähepatisch): Z.B. durch eine Thrombose in der Pfortader kann der Blutfluss blockiert werden. Fachleute sprechen von einer Pfortaderthrombose. Zu einer solchen kann es z.B. bei einer Leberzirrhose, bei Leberkrebs oder Bauchspeicheldrüsenkrebs kommen. Pfortaderthrombosen können allerdings auch ohne Zirrhose, z.B. nach Bauchtraumata oder bei Gerinnungsstörungen oder Infektionen im Bauchraum auftreten.
- In der Leber (intrahepatisch): In Europa ist die Leberzirrhose die häufigste Ursache für portale Hypertension. Durch das vernarbte Gewebe bei Zirrhose mit gestörter Gefäßarchitektur wird der Blutfluss durch die Leber erheblich beeinträchtigt. In tropischen Regionen ist Schistosomiasis die häufigste Ursache für eine portale Hypertension. Diese Erkrankung wird durch bestimmte Saugwürmer verursacht, die über Hautkontakt mit verunreinigtem Süßwasser in den Körper gelangen. Die Saugwürmer vermehren sich im Körper und können Organe wie Darm, Leber oder Blase schädigen, wodurch es zu schweren gesundheitlichen Problemen kommen kann. Selten stecken Lebermetastasen hinter einer portalen Hypertension.
- Nach der Leber (posthepatisch): Z.B. das Budd-Chiari-Syndrom, eine seltene Erkrankung, bei der sich Thrombosen in den Lebervenen bilden. Die Lebervenen transportieren das Blut aus der Leber weg zur unteren Hohlvene. Ein weiteres Beispiel für eine posthepatische Ursache ist eine Rechtsherzinsuffizienz. Bei beiden Erkrankungen kann das Blut aus der Leber nicht richtig abfließen, wodurch es zu einem Rückstau des Blutes in die Leber und in weiterer Fole in die Pfortader kommt.
Welche Symptome verursacht portale Hypertension?
Portale Hypertension selbst verursacht keine direkten Symptome, kann aber zu verschiedenen Folgeerkrankungen führen. Betroffene Personen haben meist lange Zeit keine Beschwerden. In den meisten Fällen kommt es erst dann zu gesundheitlichen Problemen, wenn die portale Hypertension Schäden im Körper verursacht hat. Zu den möglichen Symptomen gehören u.a.:
- Bluterbrechen, schwarze Blutbeimengungen im Stuhl, rote Blutauflagerungen am Stuhl: Diese Symptome weisen auf innere Blutungen im Magen-Darm-Trakt hin, die durch geplatzte Varizen entstehen können. Bei portaler Hypertension sucht sich das Blut Umgehungswege, wodurch sich Varizen in der Speiseröhre, im Magen und im Analbereich bilden, die reißen können. Eine Ösophagusvarizenblutung aus Krampfadern in der Speiseröhre kann zu einem massiven Blutverlust führen. Diese Blutungen sind oft lebensbedrohlich und erfordern schnelle medizinische Behandlung, um sie zu stoppen.
- Sichtbar erweiterte, geschlängelte Venen in der Bauchwand: Sie entstehen als oberflächliche Umgehungskreisläufe, wenn das Blut nicht mehr ungehindert durch die Leber fließen kann. Manchmal sind die erweiterten Gefäße um den Nabel angeordnet. Dann sprechen Fachleute von einem „Caput medusae“.
- Anzeichen für Aszites, wie Zunahme des Bauchumfangs, Übelkeit und Erbrechen, Atemnot. Durch den Blutstau in der Leber steigt der Druck in den Blutgefäßen, wodurch Flüssigkeit aus den Gefäßen in die Bauchhöhle austritt und sich dort ansammelt.
- Symptome einer hepatischen Enzephalopathie: Wenn das Blut nicht mehr ungehindert durch die Leber fließen kann, gelangen schädliche Stoffe ungefiltert in den Blutkreislauf und damit auch ins Gehirn und können dort zur Bewusstseinseinschränkungen bis hin zum hepatischen Koma führen.
- Vergrößerte Milz: Das Blut kann sich bis in die Milz zurückstauen. Dadurch vergrößert sie sich und baut verstärkt Blutzellen ab. Bei betroffenen Personen kann sich dies durch eine Anämie, Leukopenie und Thrombozytopenie bemerkbar machen. Fachleute bezeichnen eine vergrößerte Milz als Splenomegalie.
- Verringerte oder fehlende Harnproduktion: Durch den erhöhten Druck in der Pfortader können die Nieren geschädigt werden. Deshalb haben Patientinnen oder Patienten mit fortgeschrittener Zirrhose fast immer einen niedrigen Blutdruck, was zu einer schlechteren Durchblutung der Nieren führt. Im fortgeschrittenen Stadium, ist der Druck so nieder, dass es zum Nierenversagen kommt. Fachleute sprechen vom hepatorenalen Syndrom.
- Probleme mit der Lunge
- Probleme mit dem Herz
Zusätzlich können bei der betroffenen Person Symptome auftreten, die direkt mit der zugrunde liegenden Erkrankung verbunden sind. So können Menschen mit Leberzirrhose beispielsweise Anzeichen einer Gelbsucht oder eine Gynäkomastie entwickeln. Geschwollene Beine sind dann meist Ausdruck einer stark eingeschränkten Eiweißproduktion in der Leber mit vermehrtem Austritt von Flüssigkeit ins Gewebe.
Wie wird portale Hypertension diagnostiziert?
Wenn eine Erkrankung vorliegt, die zu einem erhöhten Druck in der Pfortader führen kann, wie beispielsweise eine Leberzirrhose, empfiehlt die Ärztin oder der Arzt, dies abklären zu lassen. So können mögliche Komplikationen frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Erste Hinweise auf eine portale Hypertension können sich aus einer ausführlichen Anamnese und den bestehenden Beschwerden ergeben.
Bei der körperlichen Untersuchung sucht die Ärztin oder der Arzt nach Veränderungen, die auf eine Erkrankung der Leber hindeuten. Dazu zählen beispielsweise eine vergrößerte Milz, ein vergrößerter Bauchumfang oder erweiterte Venen auf der Bauchwand. Mit einer Blutuntersuchung kann u.a. festgestellt werden, wie gut die Leber und andere Organe funktionieren. Zu diesem Zweck nimmt die Ärztin oder der Arzt der betroffenen Person Blut ab, das anschließend im Labor untersucht wird.
Je nach Fall empfiehlt die Ärztin oder der Arzt weitere Untersuchungen, z.B.:
- Ultraschalluntersuchung des Bauches
- Farbkodierte Duplexsonographie: Mithilfe dieses speziellen Ultraschall-Verfahrens kann der Blutfluss in der Pfortader und den Lebergefäßen sichtbar gemacht werden. Zudem kann die Ärztin oder der Arzt damit auch feststellen, ob sich u.a. bereits Umgehungskreisläufe gebildet haben.
- Computertomografie
- Magnetresonanztomografie
- Magenspiegelung: Mithilfe einer Magenspiegelung, auch Gastroskopie genannt, können u.a. Krampfadern in der Speiseröhre und dem Magen erkannt werden. Durch die Gastroskopie kann der Arzt oder die Ärztin das Risiko einer Blutung einschätzen und gegebenenfalls eine Behandlung durchführen.
- Lebervenenkatheter-Messung: Diese Untersuchung hilft Ärztinnen und Ärzten dabei, eine portale Hypertension zu erkennen und das Risiko für Komplikationen wie Aszites oder innere Blutungen einzuschätzen. Dabei wird nach einer örtlichen Betäubung ein dünner Schlauch, ein sogenannter Katheder, über eine Halsvene durch das Herz bis zur Leber vorgeschoben. Mithilfe eines Röntgens wird überprüft, ob der Schlauch richtig liegt. Dann wird an mehreren Stellen der Leber der Blutdruck gemessen.
Wie wird portalen Hypertension behandelt?
Mit Medikamenten kann der Blutdruck in der Pfortader gesenkt werden. Dadurch kann u.a. das Risiko für innere Blutungen verringert werden. Bei inneren Blutungen kann die Ärztin oder der Arzt spezielle operative Verfahren vorschlagen, um die betroffenen Gefäße zu verschließen. Beispielsweise können geplatzte Krampfadern in der Speiseröhre mit speziellen Clips oder Gummibändern verschlossen werden.
In bestimmten Fällen kann ein sogenannter TIPS helfen, den Druck in der Pfortader zu senken und Komplikationen zu vermeiden oder zu mildern. TIPS steht für „Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt“. Er wird beispielsweise bei starken oder immer wieder kehrenden Blutungen aus Krampfadern oder schwer behandelbarem Aszites empfohlen. Bei einem kleinen operativen Eingriff wird ein Stent von innen zwischen der Pfortader und einer Lebervene eingesetzt. So fließt das Blut teilweise an der Leber vorbei und gelangt direkt zum Herzen. Dadurch sinkt der Druck in der Pfortader, wodurch bestehende Beschwerden gemildert werden können.
Was können Patientinnen und Patienten selbst tun?
Betroffene Personen können die Therapie aktiv unterstützen: Fachleute empfehlen u.a., auf Alkohol zu verzichten und auf eine gesunde Lebensweise zu achten. Dazu zählen deutliche Gewichtsreduktion im Falle von Übergewicht, regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und seelische Gesundheit.
Wohin kann ich mich wenden?
Die Diagnostik und Behandlung der Leberzirrhose sind in folgenden Einrichtungen möglich:
- Ärztin oder Arzt für Allgemeinmedizin
- Fachärztin oder Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie und Hepatologie
- spezielle Krankenhausambulanz für Lebererkrankungen, z.B. hepatologische Ambulanz
- Kassenambulatorien mit hepatologischer Spezialambulanz
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 10. September 2025
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Prim. a.o.Univ.Prof. Dr. Markus Peck-Radosavljevic, Facharzt für Innere Medizin; Zusatzfach: Innere Medizin (Gastroenterologie und Hepatologie)