Hepatitis Allgemein
Inhaltsverzeichnis
Was ist Hepatitis?
Bei einer Hepatitis ist die Leber entzündet. Je nachdem ob die Entzündung vorübergehend oder dauerhaft auftritt, unterscheiden Fachleute zwischen einer akuten und einer chronischen Hepatitis.
Durch die Entzündung werden die Leberzellen mehr oder weniger stark geschädigt. Je nach Fall kann die Leber dadurch ihre wichtigen Aufgaben immer schlechter bewältigen. Dazu zählen u.a. die Entgiftung des Blutes, Regulierung des Stoffwechsels und Herstellung von Gallenflüssigkeit für die Verdauung. Wird eine Hepatitis nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, können ernsthafte Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose, Leberkrebs und Leberversagen entstehen.
Akute Hepatitis
Von einer akuten Hepatitis sprechen Fachleute, wenn die Entzündung der Leber nicht länger als sechs Monate dauert. Häufige Auslöser einer akuten Hepatitis sind Viren oder giftige Substanzen wie Alkohol oder Medikamente. Bei den meisten Betroffenen verläuft eine akute Hepatitis mild und heilt innerhalb weniger Wochen von selbst folgenlos aus. Selten kann eine akute Hepatitis zu einem akuten Leberversagen führen oder chronisch werden.
Chronische Hepatitis
Wenn die Leberentzündung länger als sechs Monate anhält, wird sie als chronische Hepatitis bezeichnet. Ursachen dafür können unter anderem langfristiger Alkoholkonsum oder eine unbehandelte Infektion mit Hepatitis B oder Hepatitis C sein. Eine chronische Hepatitis kann über Jahre hinweg unbemerkt bleiben und schleichend zu schweren Leberschäden führen:
Unbemerkt wird gesundes Lebergewebe zunehmend durch vernarbtes Bindegewebe ersetzt. Fachleute bezeichnen dieses Stadium als „Leberfibrose“. Durch den zunehmenden Verlust von Lebergewebe verliert die Leber schleichend ihre Fähigkeit, lebenswichtige Funktionen zu erfüllen. Ohne Behandlung vernarbt immer mehr Lebergewebe, und es entwickelt sich eine Leberzirrhose. Ein lebensbedrohliches Leberversagen und andere Komplikationen können die Folge sein. Zudem haben Menschen, die unter einer Leberzirrhose leiden, ein deutlich erhöhtes Risiko für Leberkrebs.
Welche Ursachen hat Hepatitis?
Verschiedene Ursachen können zu einer Hepatitis führen. Die häufigsten Ursachen sind:
Infektion
In den meisten Fällen wird eine Hepatitis durch Viren hervorgerufen. Fachleute unterscheiden fünf verschiedene Formen einer Virushepatitis. Diese werden mit den Buchstaben „A bis E“ bezeichnet.
- Hepatitis A: Hepatitis-A-Viren werden fäkal-oral übertragen. Eine Übertragung kann durch direkten engen Kontakt mit einer infizierten Person oder über Nahrungsmittel sowie Trinkwasser erfolgen. Das Hepatitis-A-Virus ist v.a. in Ländern mit niedrigem Hygienestandard weit verbreitet. So können sich Menschen im Urlaub über mit Fäkalien verunreinigtes Trinkwasser oder Nahrungsmittel mit dem Virus anstecken. Mehr Informationen finden Sie unter: Hepatitis A
- Hepatitis B: Hepatitis-B-Viren werden durch Kontakt mit infiziertem Blut oder anderen Körperflüssigkeiten übertragen. Am häufigsten wird das Virus durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen. Mehr Informationen finden Sie unter: Hepatitis B.
- Hepatitis C: Hepatitis-C-Viren werden v.a. durch Kontakt mit Blut von infizierten Personen übertragen, z.B. über den gemeinsamen Gebrauch von Spritzen beim Drogenkonsum, von Zahnbürsten oder Rasierern. Die meisten infizierten Personen haben keine oder nur milde Symptome und wissen nicht, dass sie mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert sind. In vielen Fällen entwickeln Betroffene oft unbemerkt eine chronische Hepatitis. Mehr Informationen finden Sie unter: Hepatitis C.
- Hepatitis D: Das Hepatitis-D-Virus ist ein inkomplettes Virus und braucht das Hepatitis-B-Virus, um sich zu vermehren. Daher spielt dieses Virus nur bei Personen, die bereits mit dem Hepatitis-B-Virus chronisch infiziert sind, eine Rolle. Das Hepatitis-D-Virus wird auf die gleiche Weise wie das Hepatitis-B-Virus übertragen. Die Kombination beider Viren kann zu einem schweren chronischen Verlauf führen, bei dem sich rasch eine Leberzirrhose entwickeln kann. Da Hepatitis D nur zusammen mit Hepatitis B auftreten kann, bietet die Impfung gegen Hepatitis B gleichzeitig Schutz vor Hepatitis D.
- Hepatitis E: Hepatitis-E-Viren werden am häufigsten in Entwicklungsländern durch Trinkwasser, das mit Fäkalien verunreinigt ist, übertragen. In Europa werden Hepatitis-E-Viren hauptsächlich durch rohes oder schlecht gekochtes Schweine- oder Wildfleisch übertragen. Zudem sind bestimmte Berufsgruppen, wie Tierärztinnen und Tierärzte oder Jägerinnen und Jäger, gefährdet, sich durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren anzustecken. Bei Menschen mit einem gesunden Immunsystem heilt die Erkrankung meist von selbst. Zu schweren Verläufen kann es v.a. bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kommen, etwa nach einer Organtransplantation oder bei einer HIV-Infektion.
- Als Folge einer anderen Infektionskrankheit: Wenn eine Hepatitis als Symptom einer Infektionskrankheit vorkommt, sprechen. Fachleute von einer „Begleithepatitis“, z.B. beim Pfeifferschen Drüsenfieber, bei Salmonellen oder Malaria.
Schädliche Stoffe
Die Leber spielt eine zentrale Rolle bei der Entgiftung des Körpers, indem sie schädliche Stoffe aus dem Blut herausfiltert und sie in unschädliche Substanzen umwandelt. Wenn jedoch über einen längeren Zeitraum oder in hoher Konzentration schädliche Stoffe aufgenommen werden, kann die Leber an ihre Belastungsgrenze geraten. Mit der Zeit kann die Leber dadurch geschädigt werden, und es kann sich in weiterer Folge eine Hepatitis entwickeln.
Verschiedene Stoffe können eine akute oder chronische Hepatitis hervorrufen:
- Übermäßiger Alkoholkonsum: Die Leber kann in einem bestimmten Zeitraum eine gewisse Alkoholmenge abbauen. Wird immer wieder zu viel Alkohol getrunken, kann das der Leber schaden. Dabei lagert sich zunehmend Fett in den Leberzellen ab, was zur sogenannten Fettleber führt. In den meisten Fällen verursacht eine Fettleber keine Beschwerden und kann sich durch den Verzicht auf Alkohol wieder zurückbilden. Wird aber eine große Menge Alkohol getrunken, kann sich aus der Fettleber eine chronische Hepatitis entwickeln. Fachleute sprechen dann von einer „alkoholischen Hepatitis“. In manchen Fällen führt dies schließlich zu einer schweren Leberschädigung bis hin zu einer Leberzirrhose oder einem akuten Leberversagen.
- Unerwünschte Wirkung von Medikamenten: Manchmal kann es nach der Einnahme von Medikamenten zu einer Hepatitis kommen. Die Ursache kann eine Überdosierung und Unverträglichkeit des Wirkstoffes sein. Auch Kräuter oder Nahrungsergänzungsmittel können eine Hepatitis hervorrufen, z.B. aufgrund einer Wechselwirkung mit einem Medikament oder mit anderen Substanzen.
- Pilzgifte: Können eine akute Hepatitis mit nachfolgendem Leberversagen oder einfach ein akutes Leberversagen verursachen, z.B. Knollenblätterpilz.
- Aflatoxine: Schimmelpilzgift, das u.a. durch unsachgemäße Lagerung von Getreide und Nüssen entsteht, verursachen nicht nur eine Hepatitis, sondern können spezifische Mutationen in Leberzellen verursachen und dadurch Leberkrebs.
Autoimmunerkrankung
Autoimmunerkrankungen sind Erkrankungen, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Zellen angreift. Eine Form davon ist die Autoimmunhepatitis: Eine seltene Erkrankung der Leber, bei der die Leberzellen vom eigenen Immunsystem angegriffen werden. Dadurch kann eine chronische Entzündung der Leber entstehen.
Stoffwechselerkrankungen
Durch verschiedene Stoffwechselerkrankungen kann die Leber erheblich belastet werden, wodurch sich diese mit der Zeit entzünden kann. Beispielsweise:
- Fettleberhepatitis: Starkes Übergewicht, ungesunde Ernährung oder Diabetes Typ 2 können zu einer Fettleber führen. Fachleute bezeichnen dies als metabolisch-assoziierte Fettlebererkrankung, kurz MASLD. Diese verursacht in den meisten Fällen keine Symptome. Wird die Ursache für die Fettleber nicht beseitigt, kann sich eine chronische Hepatitis entwickeln. Fachleute sprechen in diesem Fall von einer metabolisch-assoziierten Steatohepatitis, kurz MASH.
- Kupferspeicherkrankheit: Bei dieser genetisch bedingten Stoffwechselerkrankung wird überschüssiges Kupfer in der Leber gespeichert. Dadurch wird die Leber geschädigt, wodurch eine Hepatitis entstehen kann.
Welche Symptome können bei einer Hepatitis auftreten?
Eine Hepatitis kann sehr unterschiedlich verlaufen. Manche Betroffene haben kaum Beschwerden, andere sind schwer krank, bis hin zu einem lebensgefährlichen Leberversagen. Je nachdem welche Ursache hinter der Hepatitis steckt, können unterschiedliche Symptome auftreten. Zu häufigen Symptomen zählen:
- Fieber,
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit,
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall,
- Bauchschmerzen sowie
- Muskel- und Gelenkschmerzen.
Später können weitere Symptome dazukommen, z.B.:
- Juckreiz,
- Symptome einer Gelbsucht wie gelb gefärbte Haut und Augen, heller Stuhl und dunkler Urin.
Im fortgeschrittenen Stadium einer chronischen Hepatitis können u.a. folgende Symptome auftreten:
- Geschwollene Beine und Aszites: Wenn die Leber schwer geschädigt ist, kann sich Flüssigkeit im Bauchraum und in anderen Körperteilen ansammeln.
- Symptome einer hepatischen Enzephalopathie: Wenn die Leber nicht mehr richtig arbeitet, werden schädliche Stoffe, wie etwa Ammoniak, nicht mehr ausreichend abgebaut. Dadurch kann das Gehirn geschädigt werden, was u.a. zu Symptomen wie Verwirrtheit, Zittern und Konzentrationsproblemen führen kann.
- Symptome einer Leberzirrhose: Wenn eine Hepatitis über Jahre unbehandelt bleibt, kann die Leber zunehmend vernarben und schrumpfen. Bei einer Leberzirrhose ist sie dauerhaft geschädigt und kann im fortgeschrittenen Stadium ihre Funktionen nicht mehr richtig erfüllen. Dies kann zu Leberversagen führen und Leberkrebs begünstigen.
Eine chronische Hepatitis kann nicht nur die Leber, sondern auch andere Organe betreffen. Dadurch kann es zu zusätzlichen Erkrankungen kommen. Fachleute bezeichnen diese als extrahepatische Erkrankungen. Z.B.:
- Erkrankungen der Nieren: z.B. Glomerulonephritis
- Sjörgensyndrom
- Thrombozytopenie
- Diabetes mellitus
- Erkrankungen der Schilddrüse: Hashimoto-Thyreoiditis
- Hautveränderungen
- Gelenkentzündungen
Wie wird eine Hepatitis diagnostiziert?
Der Verdacht auf eine Erkrankung der Leber ergibt sich manchmal bei einer Routine-Blutuntersuchung aufgrund erhöhter Leberwerte. Dann sind weitere Untersuchungen notwendig, um die Ursache abzuklären. Hinweise auf eine Hepatitis können sich aus einer ausführlichen Anamnese und den bestehenden Beschwerden ergeben.
Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung sucht die Ärztin oder der Arzt nach Anzeichen für eine Erkrankung der Leber. Beispielsweise nach Hinweisen für eine Gelbsucht, wie gelb gefärbte Haut und Augen, oder für eine gestörte Blutgerinnung, wie vermehrt blaue Flecken. Zudem wird überprüft, ob die Leber vergrößert ist.
Ein wichtiger Baustein bei der Diagnose einer Hepatitis ist eine Blutuntersuchung. Zu diesem Zweck nimmt die Ärztin oder der Arzt der betroffenen Person Blut ab, das anschließend im Labor untersucht wird.
Je nach Fall empfiehlt die Ärztin oder der Arzt weitere Untersuchungen, z.B. eine Ultraschalluntersuchung des Bauches oder selten eine Biopsie der Leber. Mithilfe einer speziellen Ultraschalluntersuchung, der sogenannten transienten Elastografie, kann die Ärztin oder der Arzt die Elastizität der Leber überprüfen. Diese Untersuchung kann bei der Diagnose einer Leberfibrose bzw. Leberzirrhose hilfreich sein.
Anhand der Ergebnisse der Untersuchungen kann die Ärztin oder der Arzt einschätzen, wie schwer die Erkrankung ist und welche Ursache dahinterstecken könnte.
Wie wird eine Hepatitis behandelt?
Nicht in jedem Fall muss eine Hepatitis behandelt werden. Ob eine Behandlung nötig ist, hängt u.a. von der Ursache und dem Schweregrad der Hepatitis ab. Dabei reichen die Möglichkeiten von körperlicher Schonung und dem Verzicht auf Alkohol bis zu medikamentöser Behandlung.
Eine chronische Hepatitis heilt nur selten von allein aus und kann zu schweren Leberschäden und weiteren Erkrankungen führen. Fachleute empfehlen, mit einer Therapie möglichst rasch zu beginnen. Mithilfe der Therapie soll die Entzündung verringert, sollen Komplikationen verhindert und die Funktion der Leber erhalten werden.
Bei einer starken Schädigung der Leber kann eine intensivmedizinische Betreuung im Krankenhaus und ev. eine Lebertransplantation erforderlich sein.
Weitere Informationen finden Sie unter Behandlung von Hepatitis A, Hepatitis B oder Hepatitis C.
Wohin kann ich mich wenden?
Bei Verdacht auf eine Hepatitis-Infektion oder zur Behandlung können Sie sich an folgende Stelle wenden:
- Ärztin oder Arzt für Allgemeinmedizin
- Primärversorgungseinheit (PVE)
Die Ärztin oder der Arzt für Allgemeinmedizin kann bei Verdacht auf eine Lebererkrankung Überweisungen zu einem Labor bzw. für eine Ultraschalluntersuchung ausstellen. Zudem kann sie oder er eine Betreuung durch eine Fachärztin oder einen Facharzt für Innere Medizin veranlassen. Bevorzugt mit dem Spezialfach für Lebererkrankungen, Hepatologie.
Die Diagnostik der Hepatitis ist zudem in folgenden Einrichtungen möglich:
- spezielle Krankenhausambulanz, z.B. hepatologische Ambulanz,
- Kassenambulatorien mit hepatologischer Spezialambulanz,
- Fachärztinnen oder Fachärzte für Infektionskrankheiten oder Suchtmedizin.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 21. August 2025
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Prim. Univ. Prof. Dr. Markus Peck-Radosavljević, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfächer Gastroenterologie und Hepatologie, Intensivmedizin, Infektiologie und Tropenmedizin