Leberzirrhose
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Was ist Leberzirrhose?
Leberzirrhose ist die Folge von Erkrankungen, bei denen nach und nach Lebergewebe zerstört und durch narbiges Bindegewebe ersetzt wird. Dabei wird die Leber zerstört und diese zunehmend knotig, hart und schrumpft im fortgeschrittenen Stadium. Deshalb wird Leberzirrhose oft auch als „Schrumpfleber“ bezeichnet. Männer erkranken doppelt so häufig daran wie Frauen. Je weiter die Leberzirrhose fortschreitet, desto mehr verliert die Leber ihre Fähigkeit, normal zu funktionieren. Schließlich kann sie ihre lebenswichtigen Aufgaben nicht mehr vollständig oder gar nicht mehr erfüllen. Eine Vielzahl von schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen können die Folge sein.
Eine häufige Komplikation einer fortgeschrittenen Leberzirrhose ist die portale Hypertension: Bei einer Leberzirrhose kann das Blut nicht mehr normal durch die Leber fließen. Dadurch steigt der Druck in der Pfortader, jenem Blutgefäß, das Blut aus den Verdauungsorganen zur Leber bringt. Durch den hohen Druck sucht sich das Blut neue Wege, wodurch Krampfadern, sogenannte Varizen, entstehen. Dazu kann es u.a. in Speiseröhre, Magen und Darm kommen. Wenn diese Krampfadern platzen, kann es zu gefährlichen inneren Blutungen kommen. Weitere mögliche Folgen einer portalen Hypertension können Aszites oder Funktionsstörungen der Nieren und des Herzens sein. Durch das Umgehen der Leber verbleiben zudem Stoffe, die die Leber normalerweise abbaut und ausscheidet, im Blut. Das kann zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen.
Als Spätfolge einer Leberzirrhose haben Betroffene ein erhöhtes Risiko für Leberkrebs. Fachleute raten, dass betroffene Personen regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen. So kann der Krebs möglichst früh erkannt werden und ist dann oft gut behandelbar.
Welche Ursachen hat die Leberzirrhose?
Leberzirrhose entsteht über viele Jahre hinweg durch eine anhaltende Schädigung der Leber. So können chronische Lebererkrankungen oder langjähriger übermäßiger Alkoholkonsum dazu führen, dass gesundes Lebergewebe allmählich zerstört und durch Narbengewebe ersetzt wird.
Zu Beginn der Erkrankung ist dieser Prozess noch umkehrbar: Wird die Ursache behandelt, kann sich die Leber zumindest teilweise wieder erholen. In späteren Stadien ist dies nicht mehr möglich. Die häufigsten Ursachen für Leberzirrhose sind:
- Übermäßiger Alkoholkonsum: In Europa ist Alkohol die häufigste Ursache für eine Leberzirrhose. Übermäßiger Alkoholkonsum führt bei vielen zunächst zur Fettleber. Bei einigen entzündet sich die Fettleber mit der Zeit, und eine chronische Hepatitis entsteht. Setzen diese Personen ihren Alkoholkonsum fort, entwickelt sich bei 20 bis 30 von 100 schließlich eine Leberzirrhose.
- Chronische Viruserkrankung der Leber: Wird eine chronische Hepatitis B, C oder D nicht rechtzeitig behandelt, kann sie zu einer Leberzirrhose führen. Vor Hepatitis B kann man sich mit einer Impfung schützen. Die Impfung schützt indirekt auch vor Hepatitis D.
- Metabolisch-assoziierte Fettleber (MASLD): Menschen, die unter einem metabolischen Syndrom leiden, haben ein erhöhtes Risiko für eine Fettleber. Bei manchen Betroffenen entwickelt sich daraus eine chronische Entzündung (MASH), die zur Leberzirrhose führen kann. Der Verlauf einer MASLD kann bei jeder Person unterschiedlich sein und ist schwer vorherzusagen.
Seltenere Ursachen einer Leberzirrhose sind z.B.:
- Autoimmunhepatitis
- Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose)
- Primäre biliäre Cholangitis (PBC)
- Primär sklerosierende Cholangitis (PSC)
- Kupferspeicherkrankheit
- Mukoviszidose
Wie kann man der Entstehung einer Leberzirrhose vorbeugen?
Bestimmte Ursachen, die zu einer Leberzirrhose führen, lassen sich oft vermeiden. Beispielsweise übermäßiger Alkoholkonsum oder bestimmte Viruserkrankungen, gegen die eine Impfung schützt. Andere Ursachen, z.B. genetisch bedingte Erkrankungen, können nicht durch das eigene Verhalten beeinflusst werden.
Auch das Fortschreiten einer bestehenden Leberzirrhose kann durch rechtzeitige medizinische Behandlung und Lebensstilmaßnahmen in vielen Fällen vermieden werden.
Welche Symptome verursacht eine Leberzirrhose?
Viele Betroffene haben lange Zeit keine oder nur sehr allgemeine Beschwerden. Typische Anzeichen einer Leberschädigung wie Gelbfärbung der Haut und Augen oder Juckreiz am ganzen Körper treten oft erst in einem späten Krankheitsstadium auf. Bei einer Leberzirrhose können nicht nur die Leber, sondern auch andere Organe in Mitleidenschaft gezogen werden.
Allgemeine Beschwerden können u.a. sein:
- Ständige Müdigkeit und Schwächegefühl
- Druck oder Völlegefühl im Oberbauch
- Blähungen
- Wenig Appetit
- Gewichtsverlust
- Juckreiz
- Muskelkrämpfe
Später, wenn die Leber ihre Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen kann, können weitere Symptome auftreten. Fachleute sprechen dann von einer dekompensierten Leberzirrhose. Zu den Symptomen können beispielsweise zählen:
- Gelbsucht: Die Leber kann Bilirubin nicht mehr vollständig verarbeiten, wodurch es zu einer Gelbfärbung der Haut und Augen kommen kann. Zudem verfärbt sich bei einer Gelbsucht der Urin dunkel, und der Stuhl wird hell.
- Portale Hypertension: Zu den Symptomen einer portalen Hypertension zählen z.B.:
- Hormonelle Störungen: Weil die Leber bestimmte Hormone nicht mehr richtig abbauen oder steuern kann, kann es bei einer Leberzirrhose zu hormonellen Problemen kommen, z.B. bei Männern: Gynäkomastie, Libidoverlust, Erektionsstörungen, bei Frauen: Zyklusstörungen.
- Gestörte Blutgerinnung: Bei vielen Betroffenen funktioniert die Blutgerinnung nicht mehr richtig. Manche Menschen haben ein erhöhtes Risiko für Blutungen, während bei anderen das Blut zu stark gerinnt. Das kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen, wie erhöhter Blutungsgefahr oder der Bildung von Blutgerinnseln, führen.
- Haut- und Nagelveränderungen: V.a. im Gesicht und am Oberkörper bilden sich neue Blutgefäße, die an ein Spinnennetz oder einen Stern erinnern, Fachleute bezeichnen diese als sogenannte „Spider naevi“; weiß gefärbte Nägel.
Wie wird Leberzirrhose diagnostiziert?
Hinweise auf eine Lebererkrankung können sich aus einer ausführlichen Anamnese und den bestehenden Beschwerden ergeben. Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung sucht die Ärztin oder der Arzt nach Anzeichen für eine Lebererkrankung. Dabei wird u.a. der Bauch abgetastet und nach Veränderungen der Haut gesucht. Mithilfe einer Blutuntersuchung kann u.a. festgestellt werden, wie gut die Leber und andere Organe funktionieren. Zudem kann damit überprüft werden, ob die betroffene Person Probleme mit der Blutgerinnung hat oder an einer Hepatitis B oder C leidet.
Je nach Fall werden weitere Untersuchungen empfohlen. Dazu zählen beispielsweise:
- Ultraschalluntersuchung des Bauchraums
- Transiente Elastografie: Mit dieser speziellen Ultraschalluntersuchung kann die Ärztin oder der Arzt beurteilen, wie viel Bindegewebe sich bereits in der Leber gebildet hat. So kann der Grad der Leberschädigung und einer ev. bestehenden Leberzirrhose eingeschätzt werden.
- MRT oder CT
- Biopsie der Leber: Dabei wird mit einer dünnen Nadel eine kleine Gewebeprobe aus der Leber entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Eine Biopsie ist vor allem dann indiziert, wenn die Ursache der Zirrhose anders nicht geklärt werden kann.
Wie wird Leberzirrhose behandelt?
Die Behandlung einer Leberzirrhose zielt darauf ab, die Ursache zu bekämpfen, das Fortschreiten zu verlangsamen und auftretende Komplikationen zu lindern. Fachleute raten Menschen mit Lebererkrankungen dazu, alles zu vermeiden, was ihre Leber zusätzlich belastet: kein Alkohol, bei Übergewicht deutliche Gewichtsreduktion, eine ausgewogene Ernährung und das Vermeiden leberschädlicher Medikamente können helfen, die Leber zu entlasten und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Die Ärztin oder der Arzt kann dazu genauere Informationen geben und bei Bedarf an eine Diätologin oder einen Diätologen weiterverweisen.
Wenn die Ursache der Leberzirrhose bekannt ist, bildet sie den Ausgangspunkt für die Behandlung:
Medikamente können helfen, Symptome zu lindern und die Leber zu entlasten. Bei Komplikationen wird die Behandlung an die individuelle Situation und das betroffene Organ angepasst. Bakterielle Infektionen können mit Antibiotika behandelt werden. Bei hepatischer Enzephalopathie empfiehlt die Ärztin oder der Arzt spezielle Medikamente sowie eine angepasste Ernährung.
Bei einer fortgeschrittenen Leberzirrhose kann eine Lebertransplantation notwendig sein.
Fachleute empfehlen Menschen, die unter einer Leberzirrhose leiden, regelmäßige Kontrolluntersuchungen. So können mögliche Komplikationen frühzeitig erkannt und behandelt und schwere Folgeschäden verhindert werden.
Welche Prognose hat eine Leberzirrhose?
Die Prognose einer Leberzirrhose hängt von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise von der Ursache, dem Schweregrad der Erkrankung und möglichen Komplikationen. Wenn bei einer Leberzirrhose Komplikationen auftreten, wie innere Blutungen, Aszites, Leberkrebs oder Probleme mit den Nieren oder der Lunge, sprechen Fachleute von einer dekompensierten Leberzirrhose. Spätestens in diesem Stadium empfehlen Fachleute, dass die betroffene Person eine Spezialistin oder einen Spezialisten für Lebererkrankungen aufsucht.
Wohin kann ich mich wenden?
Die Diagnostik und Behandlung der Leberzirrhose sind in folgenden Einrichtungen möglich:
- Ärztin oder Arzt für Allgemeinmedizin
- Fachärztin oder Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie und Hepatologie
- spezielle Krankenhausambulanz für Lebererkrankungen, z.B. hepatologische Ambulanz
- Kassenambulatorien mit hepatologischer Spezialambulanz
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 10. September 2025
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Prim. a.o.Univ.Prof. Dr. Markus Peck-Radosavljevic, Facharzt für Innere Medizin; Additiv-Fach: Innere Medizin (Gastroenterologie und Hepatologie)