Laborbefund: Die Blutabnahme
In der Medizin haben Blutuntersuchungen einen hohen Stellenwert. Im Krankenhaus ist die Blutabnahme eine der ersten unangenehmen Erfahrungen für die Patientin/den Patienten. Aber auch bei der Hausärztin/beim Hausarzt wird oft die eine oder andere Blutuntersuchung durchgeführt. Ärztinnen und Ärzte haben ein großes Interesse am Blut ihrer Patientinnen und Patienten, weil diese Körperflüssigkeit quasi einen Spiegel des gesamten Stoffwechsels darstellt.
Daher kann die Untersuchung des Blutes wichtige Hinweise auf Risikofaktoren bzw. Erkrankungen liefern. Darüber hinaus stellt die Blutuntersuchung eine Möglichkeit dar, mit geringem Aufwand, großer Schnelligkeit und hoher Kosteneffizienz eine Vielzahl möglicher Erkrankungen auszuschließen (sofern die entsprechenden Laborwerte normal sind), was als sogenanntes labordiagnostisches „Screening“ bezeichnet wird.
Inhaltsverzeichnis
Vor der Blutabnahme
Vor jeder Blutabnahme muss die behandelnde Ärztin/der behandelnde Arzt aus der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Laboruntersuchungen – tatsächlich gibt es Tausende unterschiedliche Messgrößen im Blut sowie in anderen Körperflüssigkeiten – eine sorgfältige Auswahl treffen. Diese hängt von der jeweiligen medizinischen Fragestellung (Indikation) ab.
Eine Blutabnahme kann aus folgenden Gründen erfolgen:
- Vorsorgeuntersuchung,
- Abklärung (Bestätigung oder Ausschluss) einer Verdachtsdiagnose,
- Verlaufskontrolle bei gesicherter Erkrankung,
- Beurteilung des Therapieerfolges,
- Beurteilung des weiteren Erkrankungsverlaufes (Prognose).
Viele Fehler passieren bereits im Vorfeld der Laboranalytik. Diese Schritte werden als „Präanalytik“ bezeichnet. Der häufigste Fehler überhaupt ist die Probenverwechslung. Dazu kann es kommen, wenn etwa bei der Blutabnahme die Röhrchen falsch beschriftet werden.
Bereits vor der Blutabnahme sind einige Punkte zu beachten, damit am Ende richtige und stimmige (plausible) Untersuchungsergebnisse herauskommen:
- Blutabnahmezeitpunkt: idealerweise morgens zwischen 7.00 und 9.00 Uhr.
- Für bestimmte Untersuchungen sollte die Patientin/der Patient nüchtern sein (z.B. Blutzuckerbestimmung): Nüchtern bedeutet aber nicht hungern! Am Vortag sollte ab 20 Uhr nichts mehr gegessen werden. Am Morgen der Blutabnahme ist das Trinken von kleineren Mengen Wasser oder ungezuckertem Tee zulässig.
Wie viel Blut wird abgenommen?
Bei einer Blutabnahme werden fast immer mehrere Röhrchen abgenommen. Dabei sind die Röhrchen verschieden groß und haben bunte Stoppel. Je nachdem, was und wie viele Laboranalysen bestimmt werden sollen, braucht das Labor eine bestimmte Blutmenge. In ein Abnahmeröhrchen passen ca. vier bis acht Milliliter Blut. Auch wenn zehn Röhrchen abgenommen werden, ist das in Summe maximal ein halbes „Achterl“ Blut. Bei Kindern kommen wesentlich kleinere Abnahmeröhrchen zum Einsatz bzw. behilft man sich mit Kapillarblut. Dieses wird bei Säuglingen aus der Ferse entnommen. Die Patientin/der Patient sollte vor der Blutabnahme die Zeit haben, sich etwa eine Viertelstunde auszuruhen (ruhig sitzen oder liegen). Die Blutabnahme selbst erfolgt dann ebenso im Sitzen oder Liegen.
In den mit verschiedenfärbigen Stoppeln gekennzeichneten Röhrchen können Zusatzstoffe enthalten sein. Für manche Untersuchungen darf das Blut im Röhrchen nicht gerinnen und dementsprechend sind diesen Röhrchen gerinnungshemmende Stoffe (Heparin, EDTA oder Citrat) beigefügt. Bei anderen Untersuchungen wiederum soll das Blut gerinnen und in diesen Fällen sind Gerinnungsbeschleuniger zugesetzt.
Die wichtigsten Blutabnahmeröhrchen sind:

- Röhrchen mit Heparin (grüner Stoppel) oder Gerinnungsbeschleuniger (roter Stoppel): Herz-, Leber-, Nieren-, Stoffwechseluntersuchungen (Blutzucker, Eiweiß, Fette, Elektrolyte, Mineralstoffe, Spurenelemente), Vitamine, Hormone, Medikamente, Gifte etc.,
- Röhrchen mit EDTA (violetter Stoppel): Blutbild, Blutgruppe, genetische Untersuchungen etc.,
- Röhrchen mit Citrat (blauer oder schwarzer Stoppel): Blutsenkung, Untersuchung der Blutgerinnung etc.
In der Praxis ist auch die Reihenfolge zu beachten, in welcher die Blutröhrchen abgenommen werden. Insbesondere das Blutgerinnungsröhrchen sollte nicht als erstes abgenommen werden.
Nach der Blutabnahme
Nach der Blutabnahme sollten die Untersuchungsmaterialen so schnell wie möglich im Labor weiterverarbeitet werden. Die häufigste Fehlerquelle ist hier eine nicht korrekte bzw. fehlende Beschriftung der Röhrchen. Diese sollte bereits vor der Blutabnahme erfolgen.
Umgang mit den Blutröhrchen nach der Abnahme
- Die Röhrchen müssen korrekt befüllt sein.
- Röhrchen mit grünem, violettem, blauem oder schwarzem Stoppel müssen nach der Abnahme geschwenkt werden.
- Röhrchen mit dem roten Stoppel dürfen nicht geschwenkt werden.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 14. November 2018
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Dr. Gerhard Weigl