Hepatitis B
Inhaltsverzeichnis
Was ist Hepatitis B?
Hepatitis B ist eine Entzündung der Leber, die durch das sehr ansteckende Hepatitis-B-Virus verursacht wird.
Nach einer Ansteckung treten oft erst spät Beschwerden auf. Viele Betroffene merken nichts von einer Hepatitis-B-Infektion. Sie können aber das Virus unbemerkt an andere Personen weitergeben.
In den meisten Fällen - bei mehr als 95 Prozent der Erwachsenen - heilt die Erkrankung von allein aus, ohne langfristige Schäden zu hinterlassen. In manchen Fällen wird die Leber durch die Entzündung aber so schwer geschädigt, dass es zu dauerhaften gesundheitlichen Problemen kommt.
Je nachdem, ob die Leber vorübergehend oder dauerhaft entzündet ist, unterscheiden Fachleute zwischen einer akuten und chronischen Hepatitis B.
Akute Hepatitis B
Von einer akuten Hepatitis B sprechen Fachleute, wenn die Entzündung der Leber nach spätestens sechs Monaten ausgeheilt ist und sich keine Hepatitis-B-Viren mehr im Körper befinden. Bei den meisten Betroffenen verläuft eine akute Hepatitis B mild und heilt von selbst folgenlos aus. Selten kann sie als fulminante Hepatitis B zu einem plötzlichen Leberversagen führen, bei dem die Leber ihre vielfältigen Aufgaben nicht mehr erfüllen kann.
Chronische Hepatitis B
Bei etwa fünf von 100 infizierten Erwachsenen verbleibt das Hepatitis-B-Virus länger als sechs Monate in der Leber. Viele Betroffene merken nichts davon: 70 von 100 haben keine Hepatitis, sondern eine chronische Hepatitis-B-Infektion, also keine Entzündung. Obwohl sie das Virus in sich tragen und weitergeben können, sind sie nicht krank. Bei etwa 30 von 100 Betroffenen kommt es zu einer dauerhaften Entzündung der Leber. Dann sprechen Fachleute von einer chronischen Hepatitis B. Unbehandelt kann eine jahrelang bestehende chronische Entzündung zu ernsthaften Erkrankungen führen, wie Leberzirrhose oder Leberkrebs.
Wie kann Hepatitis B verlaufen?
Der Verlauf einer Hepatitis B hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere vom Lebensalter der infizierten Person. Während eine Hepatitis B bei gesunden Erwachsenen nur selten chronisch wird, besteht bei Säuglingen ein deutlich höheres Risiko für eine chronische Hepatitis-B-Infektion: Etwa 90 von 100 Säuglingen, die sich bei der Geburt angesteckt haben, entwickeln einen chronischen Verlauf.
Zudem spielt das Immunsystem der betroffenen Person eine entscheidende Rolle: In den meisten Fällen kann trotz erfolgreicher Therapie das Hepatitis-B-Virus nicht vollkommen aus dem Körper beseitigt werden. Gesunde Menschen bilden aber spezifische Antikörper gegen das Virus, wodurch es erfolgreich unterdrückt wird. Selten kann das Hepatitis-B-Virus aber wieder aktiv werden und erneut der Leber schaden. Zu solch einer Reaktivierung kann es durch ein geschwächtes Immunsystem kommen, z.B. aufgrund einer Chemotherapie, nach einer Organtransplantation oder bei einer HIV-Infektion.
Verbreitung und Häufigkeit
Hepatitis B ist weltweit verbreitet. Besonders in Afrika, Teilen Asiens und Amerikas sowie im Westpazifik-Raum ist die Verbreitung laut AGES hoch. Etwa fünf von 100 Menschen, die mit Hepatitis B infiziert sind, haben auch Hepatitis D. Das Hepatitis-D-Virus kommt nur zusammen mit Hepatitis B vor und verschlimmert in vielen Fällen die Erkrankung.
Wie wird Hepatitis B übertragen?
Hepatitis-B-Viren werden über Körperflüssigkeiten infizierter Menschen, wie Blut Samenflüssigkeit oder Vaginalsekret, übertragen. In Österreich wird das Virus am häufigsten über sexuelle Kontakte oder intravenösen Drogenkonsum übertragen. Weitere mögliche Übertragungswege sind u.a.:
- Übertragung von der infizierten Mutter auf das Baby bei oder nach der Geburt.
- Kontakt mit infiziertem Blut: Z.B. durch die gemeinsame Verwendung von Spritzen beim Drogenkonsum oder seltener durch unsaubere Instrumente beim Piercing oder Tätowieren. Das Virus kann auch über Bluttransfusionen, bei Nadelstichverletzungen oder bei einer Organtransplantation übertragen werden. In Österreich ist eine Übertragung auf diesem Weg praktisch kaum möglich. Sorgfältige Tests vorab verhindern dies.
- Gemeinsam benutzte Gegenstände: Das Virus kann lange Zeit außerhalb des Körpers überleben und durch die gemeinsame Benutzung von Zahnbürsten, Rasierer, Nagelscheren, Spielzeug etc. übertragen werden.
- Enger Körperkontakt: Das Virus kann über kleine Hautverletzungen oder über den Mund und die Augen eindringen. Das Hepatitis-B-Virus wird nicht bei alltäglichen Körperkontakten wie Umarmung oder Händeschütteln übertragen.
Welche Symptome können bei einer Hepatitis B auftreten?
Viele Betroffene haben nach einer Infektion mit Hepatitis B keine oder nur milde Symptome, die nicht eindeutig auf eine Hepatitis hinweisen. Die Zeit von der Ansteckung bis zu den ersten Symptomen kann zwischen einem und sechs Monaten liegen. Währenddessen kann das Virus unbemerkt von einer infizierten Person auf andere Menschen übertragen werden.
Typische Symptome einer Hepatitis B können u.a. sein:
- grippeähnliche Beschwerden,
- Übelkeit,
- Erbrechen,
- Gelbsucht sowie
- Schmerzen oder ein Druckgefühl im Oberbauch.
Bei einer akuten Hepatitis klingen die Beschwerden meist nach drei bis sechs Wochen ab. Wenn die Erkrankung vollständig ausheilt, ist die betroffene Person lebenslang vor einer weiteren Ansteckung geschützt. Allerdings kann auch in diesem Fall das Virus wieder reaktiviert werden, beispielsweise bei schlechter Abwehrlage.
Bleibt die Infektion dauerhaft bestehen, sprechen Fachleute von einer chronischen Hepatitis bzw. chronischen Hepatitis-B-Infektion. In vielen Fällen bemerkt die betroffene Person nichts davon. Unbemerkt können die Leber und andere Organe schwer in Mitleidenschaft gezogen und andere Menschen angesteckt werden. Die meisten betroffenen Personen haben erst im fortgeschrittenen Stadium der Hepatitis B Beschwerden. Die Symptome variieren dabei je nach betroffenem Organ und können ganz unterschiedlich ausfallen.
Etwa 20 von 100 Personen, die unter einer chronischen Hepatitis B leiden, entwickeln innerhalb von zehn Jahren Symptome einer Leberzirrhose.
Wie wird Hepatitis B diagnostiziert?
Falls Risikofaktoren für eine Hepatitis-B-Infektion bestehen oder erste Symptome auftreten, empfehlen Fachleute eine frühzeitige medizinische Abklärung. Beispielsweise bei erhöhten Leberwerten, nach direktem Kontakt mit infektiösem Blut oder Körperflüssigkeiten sowie bei einer bestehenden HIV- oder Hepatitis-C-Infektion.
Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung überprüft die Ärztin oder der Arzt u.a., ob die Leber vergrößert ist oder es Anzeichen für eine Gelbsucht gibt. Solche Befunde können auf eine Hepatitis hindeuten. Sie zeigen aber nicht, welche Ursache dahinterstecken könnte. Dafür ist eine Blutuntersuchung im Labor erforderlich. Mit einer solchen kann die Ärztin oder der Arzt erkennen, ob und mit welchem Virus die betroffene Person infiziert ist. Zudem kann beurteilt werden, wie stark die Leber entzündet ist und ob ihre Funktion bereits eingeschränkt ist. Sie liefert auch Hinweise dafür, ob es sich um eine akute oder chronische Entzündung der Leber handelt.
Laboruntersuchungen bei Verdacht auf Hepatitis B
Folgende Untersuchungen werden u.a. im Labor durchgeführt:
Nachweis von Hepatitis-B-Antigenen: Diese Eiweißbausteine des Virus können auf eine bestehende Infektion hinweisen. Zudem können sie Auskunft darüber geben, wie ansteckend die betroffene Person ist. Für den ersten Nachweis einer Hepatitis-B-Infektion wird nach dem sogenannten HBs-AG gesucht.
Suche nach Hepatitis-B-Antikörpern: Der Nachweis von Hepatitis-B-Antikörpern zeigt u.a., ob die Infektion frisch ist oder schon länger zurückliegt. Zudem können bestimmte Antikörper auf eine Reaktivierung des Hepatitis-B-Virus hinweisen, z.B. HBs-AK Anti-HBc-AK.
Bestimmung der HBV-Viruslast: Dabei wird die Menge der Hepatitis-B-Viren im Blut bestimmt. Das Ergebnis gibt insbesondere Aufschluss über die Ansteckungsgefahr, die von der infizierten Person ausgeht, und über den Erfolg einer Behandlung.
Suche nach weiteren Infektionen: Zusätzlich wird untersucht, ob andere Infektionskrankheiten bestehen, die häufig gemeinsam mit Hepatitis B auftreten. Dazu zählen beispielsweise HIV, Hepatitis C und Hepatitis D.
Bestimmung der Leberwerte: Diese geben Hinweise auf die entzündliche Aktivität in der Leber.
Bestimmung der Blutgerinnungswerte: Damit kann die Funktion der Leber beurteilt werden.
Nähere Informationen zu den genannten Untersuchungen finden Sie in der Laborwerte-Tabelle unter Leber und Infektionen mit Viren.
Um den Zustand der Leber genauer beurteilen zu können, empfiehlt die Ärztin oder der Arzt je nach Fall eventuell weitere Untersuchungen.
Wie wird Hepatitis B behandelt?
Eine akute Hepatitis B heilt in den meisten Fällen von allein aus und muss nicht speziell behandelt werden. Beschwerden wie Schmerzen, Übelkeit oder Fieber können mit geeigneten Medikamenten gelindert werden.
Bei einer chronischen Hepatitis B beurteilt die Ärztin oder der Arzt, ob eine Behandlung mit sogenannten antiviralen Medikamenten notwendig ist. Diese werden meist als Tabletten verabreicht. Nicht bei jedem Betroffenen rät die Ärztin oder Arzt zu einer sofortigen Behandlung. In bestimmten Fällen kann mit der Therapie zugewartet werden. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen helfen dabei, den optimalen Zeitpunkt für eine Behandlung festzulegen - falls erforderlich
Das Virus kann durch die Therapie meist nicht vollständig aus dem Körper entfernt werden. Aber die Behandlung hilft, schwere Folgeerkrankungen zu vermeiden und das Risiko einer Übertragung zu senken.
In den meisten Fällen ist eine langfristige Behandlung nötig, um das Hepatitis-B-Virus unter Kontrolle zu halten. In manchen Fällen kann eine lebenslange Therapie erforderlich sein. Fachleute raten dazu, nach Beginn der Behandlung regelmäßig Blutuntersuchungen durchzuführen. So können der Erfolg der Behandlung und mögliche Nebenwirkungen der Medikamente überprüft werden.
Sowohl bei einer akuten wie auch chronischen Hepatitis empfehlen Fachleute, Alkohol und bestimmte leberschädigende Medikamente zu vermeiden.
Wie kann man Hepatitis B vorbeugen?
Hepatitis B ist sehr ansteckend und kann schon durch kleinste Mengen des Virus übertragen werden. Deshalb ist eine Ansteckung auch bei engem Kontakt, z.B. innerhalb der Familie, möglich. Der beste Schutz vor Infektion ist die Impfung gegen Hepatitis B. Da Hepatitis D nur in Verbindung mit Hepatitis B auftritt, sind Menschen, die gegen Hepatitis B geimpft sind, auch gegen Hepatitis D geschützt.
Um das Risiko einer Hepatitis-B-Infektion zu minimieren, raten Fachleute zudem zu Vorsichtsmaßnahmen im Alltag. Dazu gehört u.a. Rasierer, Zahnbürsten und andere persönlichen Gegenstände, die mit Blut in Kontakt gekommen sein könnten, nicht mit anderen Menschen zu teilen. Zudem empfehlen Fachleute Kondome beim Sex mit ungeimpften oder nicht getesteten Personen zu verwenden und bei Kontakt mit Blut Schutzhandschuhe zu tragen.
Früherkennung zum Schutz von Mutter und Kind
Neugeborene haben ein besonders hohes Risiko, nach einer Ansteckung durch die Mutter eine chronische Hepatitis-B-Infektion zu entwickeln. Um das Baby vor einer Hepatitis-B-Infektion zu schützen, empfehlen Fachleute einen Hepatitis-B-Test für jede schwangere Frau. Im Eltern-Kind-Pass ist eine solche Untersuchung vorgesehen. Sie ermöglicht es, im Falle einer Infektion der Mutter frühzeitig mit einer Behandlung beginnen zu können. Zudem können Ärztinnen und Ärzte Maßnahmen empfehlen, um das Baby vor einer Infektion zu schützen. Dazu gehört beispielsweise, dass das Neugeborene geimpft wird.
Wohin kann ich mich wenden?
- Ärztin oder Arzt für Allgemeinmedizin
- Primärversorgungseinheit (PVE)
- Fachärztin oder Facharzt für Innere Medizin
- Spezialisierte Ambulanz in einem Krankenhaus, z.B. Hepatologische Ambulanz
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 21. August 2025
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Prim. Univ. Prof. Dr. Markus Peck-Radosavljević, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfächer Gastroenterologie und Hepatologie, Intensivmedizin, Infektiologie und Tropenmedizin