Akute Hepatitis B
Die akute Hepatitis B wird in den meisten Fällen nicht behandelt. Körperliche Schonung und die Vermeidung leberschädigender Substanzen, wie z.B. Alkohol, werden empfohlen. Bei den seltenen fulminanten Erkrankungsverläufen ist eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich. Bei schweren Verläufen kann das Nukleosidanalogon Lamivudin eingesetzt werden. Bei fulminanten Verläufen muss häufig eine Lebertransplantation vorgenommen werden.
Chronische Hepatitis B
Das primäre Ziel der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit chronischer Hepatitis B besteht in einer dauerhaften und langfristigen Unterdrückung der Virusvermehrung in den nicht mehr nachweisbaren Bereich. Die Bildung von HBe- bzw. HBs-Antikörpern (Serokonversion) ist ebenfalls ein Zeichen für einen Therapieerfolg. Die derzeit dafür zugelassenen Medikamente können eine chronische Hepatitis B nicht vollständig heilen. Eine „aggressive“ Verlaufsform (Zeichen starker Entzündung und Vernarbung, erhöhte Transaminasen, hohe Virusmenge) kann jedoch deutlich gemildert werden. Dadurch sinkt das Risiko für die Entwicklung bzw. das Fortschreiten einer Leberzirrhose und für Leberkrebs. Zudem wird durch die Hepatitis-B-Therapie das Übertragungsrisiko gesenkt.
Zeigt eine Hepatitis B einen „milden“ Verlauf (normale bzw. minimal erhöhte Leberwerte, niedrige Virusmenge), kann mit einer medikamentösen Therapie zugewartet werden. Regelmäßige klinische und laborchemische Kontrollen sind jedoch empfehlenswert.
Hinweis
Bei fehlender Immunität wird eine Impfung gegen Hepatitis A empfohlen.
Für die Therapie der chronischen Hepatitis B stehen zwei unterschiedliche Therapiekonzepte zur Verfügung.
- Nukleosid- und Nukleotidanaloga: Die meisten Patientinnen und Patienten werden heutzutage mit Nukleosidanaloga (z.B. Lamivudin, Telbivudin, Entecavir) und Nukleotidanaloga (z.B. Adefovir, Tenofovir) behandelt, die als Tabletten eingenommen werden. Diese Substanzen greifen in die Vermehrung der Erbinformation (DNA) des Virus ein. Dabei werden fehlerhafte Bausteine eingebaut, die zum Abbruch der Vervielfältigung führen. Sie hemmen dadurch die Virusvermehrung und die Aktivität der chronischen Hepatitis B. Im Vergleich zu älteren Nukleosid- und Nukleotidanaloga kommt es unter den neueren Substanzen Entecavir und Tenofovir seltener zur Entwicklung von Resistenzen sowie zu weniger Nebenwirkungen. Sie werden daher von Ärztinnen/Ärzten bevorzugt eingesetzt. Das Nukleotidanalogon Adefovir wird aufgrund seiner geringen Wirkung gegen Hepatitis-B-Viren, seinen Nebenwirkungen und dem häufigen Auftreten von Resistenzen nicht mehr empfohlen.
- Interferon alpha: Verfügt über antivirale und immunmodulierende Eigenschaften, kann aber beträchtliche Nebenwirkungen verursachen. Dazu gibt es bei der Interferontherapie einige Gegenanzeigen, also Umstände, unter denen die Therapie nicht durchgeführt werden darf (z.B. eine fortgeschrittene Leberzirrhose). Das heute fast ausschließlich verwendete pegylierte Interferon alpha (PEG-Interferon) wird einmal pro Woche unter die Haut gespritzt. Die nicht pegylierten Interferone alpha-2a bzw. -2b sind ebenfalls für die Therapie der chronischen Hepatitis B zugelassen. Sie werden dreimal pro Woche unter die Haut gespritzt. Die Therapie dauert meist 48 Wochen. Für HBe-negative Patientinnen/Patienten kann eine Verlängerung der Therapiedauer sinnvoll sein. Die Erfolgsaussichten einer Therapie mit Interferon alpha hängen von mehreren Faktoren ab, z.B. Genotyp, Viruslast, Höhe des Leberenzyms GPT sowie HBe-Ag-Status. Die Genotypen A und B sprechen besser auf eine Interferontherapie an als die Genotypen C und D.
Therapiewahl
Alle Medikamente zur Behandlung der Hepatitis B sind chefarztpflichtig. Welche Therapie für die Patientin/den Patienten die richtige ist, entscheidet die Spezialistin/der Spezialist (Fachärztin/Facharzt für Innere Medizin mit fundierten hepatologischen Kenntnissen) gemeinsam mit der Patientin/dem Patienten. Grundsätzlich muss bei jeder Patientin/jedem Patienten die Krankheitssituation individuell betrachtet werden. Bei der Behandlung mit Nukleosid- und Nukleotidanaloga ist meist eine jahrelange Therapie erforderlich. Beim Absetzen dieser Medikamente kann es nämlich wieder zu einer Vermehrung von Hepatitis-B-Viren kommen. Unter Umständen kann diese so stark ausgeprägt sein, dass sich eine fulminante Hepatitis entwickelt. Dies wird bei der zeitlich begrenzten Interferontherapie nicht beobachtet.
Bei jeder Patientin/jedem Patienten wird aufgrund der zeitlich begrenzten Therapiedauer geprüft, ob eine Interferontherapie möglich ist. Wenn sie nicht durchgeführt werden kann oder von der Patientin/vom Patienten nicht gewünscht wird oder erfolglos verlaufen ist, werden Nukleotid- bzw. Nukleosidanaloga eingesetzt.
Bei schweren Verläufen einer akuten oder chronischen Hepatitis B wird überprüft, ob eine Lebertransplantation eine mögliche Therapieoption für die betroffene Patientin/den betroffenen Patienten darstellt.
Hinweis
Entscheidend für den Therapieerfolg sind in erster Linie die Vermeidung von Resistenzentwicklungen durch die regelmäßige Einnahme der Medikamente und das Einhalten von Kontrollterminen (Therapietreue/Compliance).