Zu einer erfolgreichen Krebstherapie gehört auch die sogenannte Supportivtherapie. Darunter werden Maßnahmen zusammengefasst, die helfen, Begleiterscheinungen der Krebserkrankung und der Therapien zu lindern.
Erschöpfung/chronische Müdigkeit (Fatigue)
Eine häufige Begleiterscheinung der Krebserkrankung selbst bzw. einer Chemo- oder Strahlentherapie ist die sogenannte Fatigue. Betroffene fühlen sich trotz ausreichender Ruhephasen und Schlaf dauernd müde sowie über das übliche Maß hinausgehend körperlich wie geistig erschöpft. Damit verbunden sind oft Lustlosigkeit, Schwäche und mangelnde Belastbarkeit, was zu erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag führen kann. An den körperlichen Zustand angepasste Bewegung kann helfen, diesen Zustand zu lindern.
Schmerzbehandlung
Schmerzen können durch die Krebserkrankung selbst oder die Therapie ausgelöst werden. Zum Einsatz kommen je nach Bedarf unterschiedliche Substanzgruppen:
- Medikamente, die eine bestimmte Region betäuben (Lokalanästhetika),
- entzündungshemmende und nicht entzündungshemmende Schmerzmedikamente,
- opiumhaltige Schmerzmittel (Opioide) mit unterschiedlicher Wirkstärke.
Begleitmedikamente können die Wirkung der Schmerzmittel unterstützen und Nebenwirkungen wie Verstopfung lindern. Schmerzen können Folgen für Körper und Psyche haben. So können sie zum Beispiel Ängste und Depressionen verstärken, die wiederum auf das Schmerzempfinden zurückwirken. In diesen Fällen können Psychopharmaka hilfreich sein.
Dumpingsyndrom
Wird nach einer totalen Magenentfernung ein Magenersatz mit Abschnitten des Dünndarms geschaffen, kann es vorkommen, dass der Speisebrei nach solch einer Operation zu schnell in den Dünndarm gelangt.
Fachleute sprechen dann vom sogenannten Früh- beziehungsweise Spät-Dumping-Syndrom: Da die Nahrung nach der Gastrektomie den Darm ungewohnt schnell passiert, klagt der Betroffene dreißig Minuten (Frühdumping) bzw. zwei bis drei Stunden (Spätdumping) nach dem Essen über Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Schwäche bis hin zum Kreislaufkollaps. Helfen können häufigere kleinere Mahlzeiten, die wenig Kohlenhydrate, dafür aber viel Eiweiß und Ballaststoffe enthalten. Manchmal hilft auch schon, wenn bestimmte Lebensmittel (z.B. Zucker) weggelassen werden. Üblicherweise bessern sich diese Beschwerden spätestens ein Jahr nach der Operation.
Verengung der Nahrungswege
Bei Patientinnen/Patienten, die nicht operiert werden können, kann der Tumor so stark wachsen, dass er den Weg der Nahrung durch den Magen in den Darm versperrt. Auch hier kann geholfen werden: Je nach Fall kann ein sogenannter „Stent“, ein festes Röhrchen, das die Engstelle offenhält, eingesetzt werden. Manchmal kommt auch eine Umgehung der Engstelle infrage. Hierbei wird eine Dünndarmschlinge mit dem Magen verbunden (Gastroenterostomie). So kann der Nahrungsbei an der Engstelle vorbeifließen. Alternativ kann eine Ernährungssonde für eine künstliche Ernährung gelegt werden. In seltenen Fällen kann auch eine gezielte Bestrahlung des Tumors infrage kommen. Damit sollen Krebszellen zerstört und der Tumor verkleinert werden.
Magenblutung
Durch fortgeschrittenen Magenkrebs verursachte Blutungen können entweder durch einen endoskopischen Eingriff gestillt, durch Verschluss der Blutgefäße beherrscht (radiologische Embolisation) oder bestrahlt werden. Als letzte Möglichkeit kann die Entfernung des Magens erwogen werden.
Wasseransammlung in der Bauchhöhle (Aszites)
Ist der Krebs schon so weit fortgeschritten, dass sich Krebszellen auf der den Bauchraum auskleidenden Haut (Peritoneum oder Bauchfell) bilden, sprechen Fachleute von einer Peritonealkarzinose. Dabei kommt es zur Ansammlung von Gewebswasser in der Bauchhöhle ( Aszites). Große Mengen Flüssigkeit drücken auf die inneren Organe, was für Betroffene sehr belastend sein kann. Zur Entlastung kann regelmäßig punktiert werden. Dabei wird unter örtlicher Betäubung eine mit einem Schlauch verbundene Hohlnadel in die Bauchhöhle gestochen. Zusätzlich kann versucht werden, mit einer Chemotherapie die Herde zu verkleinern.
Derzeit erprobt werden spezielle Verfahren, wie die sogenannte zytoreduktive Chirurgie bzw. die hypertherme, intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC). Dabei werden zunächst in einer großen Operation die sichtbaren Tumorherde entfernt. Um auch unsichtbare Krebszellen zu bekämpfen, wird unmittelbar danach eine erwärmte Chemotherapie-Lösung in den Bauchraum gebracht.
Vitamin-B12-Mangel
Wurde der Magen teilweise oder ganz entfernt, fehlt nicht nur der Nahrungsspeicher. Die Drüsenzellen des Magens produzieren Magensaft, der unter anderem den Intrinsic Factor, eine Substanz, die für die Aufnahme von Vitamin B12 nötig ist, enthält. Dieses Vitamin ist u.a. für die Blutbildung und Funktion der Nerven äußerst wichtig. Da kein Intrinsic Factor mehr gebildet werden kann, muss das Vitamin zeitlebens künstlich zugeführt werden.
Neu essen lernen
Das Leben ohne Magen verlangt oft ein völlig neues Essverhalten. Meist können nur noch kleine Mengen aufgenommen werden, bei einigen Betroffenen nimmt die Menge mit der Zeit wieder zu. Bestimmte Lebensmittel werden nicht mehr so gut vertragen, „Essfehler“ können zu Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen führen. Mit einer bewusst geplanten Ernährung kann einem Mangel an Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen vorgebeugt werden. Daher sollten Patientinnen/Patienten vor ihrer Spitalsentlassung eine eingehende Ernährungsberatung erhalten.