Bei Typ-2-Diabetes kann in einem fortgeschrittenen Stadium die Bauchspeicheldrüse beeinträchtigt werden. Sie produziert dann – wie bei Typ-1-Diabetes – zu wenig oder gar kein Insulin mehr. Diabetikerinnen und Diabetiker benötigen in diesem Fall einen Insulinersatz, der bei Typ-1-Diabetikerinnen/-Diabetikern lebensnotwendig ist.
Eine Therapie mit Insulin soll den physiologischen Ablauf der Insulinausschüttung möglichst genau widerspiegeln, d.h. die Insulinzufuhr soll dem jeweiligen Bedarf angepasst werden. Dabei müssen alle Faktoren berücksichtigt werden, die den Blutzuckerspiegel beeinflussen. Neben der Nahrungsaufnahme und dem Kohlenhydratanteil spielen z.B. auch Sportausübung oder Infekte eine Rolle. Betroffene müssen lernen, ihren Insulinbedarf richtig einzuschätzen. Hauptnebenwirkungen jeder Insulintherapie sind Unterzuckerungen (Hypoglykämien) sowie eine mögliche Gewichtszunahme.
Wie wird Insulin verabreicht?
Insulin wird mit einer dünnen Nadel oder einem Pen (Injektionshilfe in Form eines Stiftes) unter die Haut gespritzt (subkutane Injektion). In bestimmten Fällen wird auch eine Insulinpumpe verwendet; diese wird am Körper getragen und führt dem Körper die eingestellte Menge an Insulin automatisch zu.
Welche Arten von Insulin gibt es?
Für die Betroffenen stehen biotechnisch hergestellte Humaninsuline oder künstliche, dem menschlichen Insulin ähnliche Präparate (Insulinanaloga) zur Verfügung. Nach ihrer Wirkgeschwindigkeit und -dauer unterteilt man diese beiden Gruppen weiter:
- Humaninsuline:
- Normalinsuline: Die Wirkung der Normalinsuline setzt etwa 30 Minuten nach der Injektion ein und hält sieben bis acht Stunden an.
- Verzögerungsinsuline (NPH-Insuline): Die Verzögerungsinsuline wirken nach 30 bis 60 Minuten, die Dauer der Wirkung beträgt acht bis 14 Stunden.
- Insulin-Analoga:
- Kurzwirksame Insulinanaloga (Insulin lispro, Insulin aspart und Insulin glulisin): Die Wirkung tritt bereits nach fünf bis 15 Minuten ein und hält drei bis fünf Stunden an.
- Langwirksame Insulinanaloga (Insulin glargin, Insulin detemir, Insulin deglutec): Sie beginnen nach 30 bis 60 Minuten zu wirken und dauern je nach Präparat bis zu 42 Stunden an.
- Mischinsuline: Mischinsuline sind Kombinationspräparate aus Normal- und Verzögerungsinsulinen bzw. aus Verzögerungsinsulinen und kurzwirksamen Analoga. Je nach Präparat setzt die Wirkung nach zehn bis 60 Minuten ein und hält rund zwölf bis 16 Stunden an.
Welche Insulin-Therapieschemata gibt es?
Entsprechend der Unterschiede in der Wirkgeschwindigkeit und -dauer gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie die Insuline eingesetzt werden können. Begonnen wird eine Insulintherapie meist als sogenannte basal-unterstützte orale Therapie (BOT). Zusätzlich zu den Diabetes-Medikamenten spritzt die bzw. der Betroffene sich täglich abends vor dem Schlafengehen Insulin. Es handelt sich dabei um ein Verzögerungsinsulin oder ein langwirksames Insulinanalogon. Durch die anhaltende Wirkung wird v.a. der morgendliche Nüchternblutzuckerwert gesenkt.
Als Alternative dazu kann abends ein Mischinsulin gespritzt werden, man spricht dann von einer Mischinsulin-unterstützten oralen Therapie (MOT). Dieses Insulin wird direkt vor dem Abendessen gespritzt und reduziert neben dem Nüchternblutzucker auch den Blutzuckeranstieg direkt nach dem Essen.
Reicht eine einmal tägliche Insulininjektion nicht aus, um die Zielwerte zu erreichen, wird auf mehrere Injektionen täglich umgestellt. Bei der sogenannten konventionellen Insulintherapie (CT) wird ein- bis dreimal täglich zu festgelegten Zeitpunkten ein Mischinsulin gespritzt. Ein Nachteil ist, dass die Betroffenen sich dabei an einen festgelegten Essensplan halten müssen und wenig flexibel in der Nahrungsaufnahme sind.
Bei der supplementären Insulintherapie (SIT) ist das anders: Dabei wird anstelle der zeitlich festgelegten Insulininjektionen direkt zu den Hauptmahlzeiten ein kurzwirksames Insulin verabreicht. Diese Vorgehensweise ist vor allem für Betroffene geeignet, bei denen der Nüchternblutzucker im Zielbereich liegt, die Blutzuckerspitzen nach dem Essen aber sehr hoch sind.
Ein häufiges Therapieschema ist die intensivierte Insulintherapie (ICT) bzw. funktionelle Insulintherapie. Diese funktioniert nach dem Basis-Bolus-Prinzip: Die Betroffenen spritzen sich mehrmals täglich ein langwirksames Insulin bzw. ein Verzögerungsinsulin und decken damit den Basisbedarf an Insulin ab. Zusätzlich wird zu jeder Mahlzeiten ein kurzwirksames Insulinanalogon verabreicht, um die hohen Blutzuckerspitzen nach dem Essen abzufangen. Die Dosis der jeweiligen Bolusinjektion muss von den Betroffenen selbst berechnet werden, eine entsprechende Schulung ist daher Voraussetzung. Der Vorteil ist, dass die Insulinzufuhr bei diesem Therapieschema direkt an den Bedarf angepasst wird, wodurch die Betroffenen im Alltag flexibler sind in Bezug auf Essenszeiten und -menge, Sport etc. Sie ist die Standardtherapie bei Typ-1-Diabetes.
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