Unterfunktion der Nebenschilddrüsen

Durch eine Unterfunktion der Nebenschilddrüsen kommt es zu einer verminderten Ausschüttung von Parathormon. Die Nebenschilddrüsen bilden dieses Hormon, das den Kalziumhaushalt ganz wesentlich bestimmt. Der Kalziumspiegel im Blut fällt durch die verminderte Ausschüttung ab, und es kommt zu einem Kalziummangel im Körper. Eine Unterfunktion kann beispielsweise nach Operationen auftreten, bei denen die Nebenschilddrüsen mitentfernt werden (müssen).

Kalzium ist für viele Prozesse im Körper wesentlich. Neben Knochen ist es für Zähne sowie für eine Reihe von biologischen Funktionen wie Muskelkontraktion (Herztätigkeit), Erregbarkeit der Nerven u.v.m. notwendig.

Die vier etwa linsengroßen Nebenschilddrüsen (Parathyroideae) befinden sich an der Rückseite der Schilddrüse (Glandula thyroidea). Diese wiederum liegt im Hals knapp unterhalb des Kehlkopfes an der Vorderwand der Luftröhre.

Welche Ursachen hat eine Unterfunktion der Nebenschilddrüsen?

Eine Unterfunktion der Nebenschilddrüsen tritt bei Erwachsenen meist infolge einer Schilddrüsenoperation, Operation der Nebenschilddrüsen (Teilentfernung oder Entfernung) oder anderer operativer Eingriffe im Bereich von Hals und Kopf auf (z.B. bei einer Krebserkrankung). Um Komplikationen zu vermeiden, wird der Kalziumspiegel im Rahmen dieser Operationen überwacht. Zudem kommt es bei bestimmten Autoimmunerkrankungen dazu (z.B. das selten vorkommende APECED-Syndrom). Genetische Defekte bei Säuglingen und Kleinkindern können ebenfalls Ursache sein. In sehr seltenen Fällen können auch andere Ursachen vorliegen – z.B. ein Magnesiummangel. Eine Unterfunktion kommt selten vor.

Welche Symptome können auftreten?

Beschwerden treten in unterschiedlicher Ausprägung auf – von keinen über kaum merkbare Anzeichen bis zu lebensbedrohlichen Symptomen bei ausgeprägtem Kalziummangel. Der Kalziummangel macht sich unter anderem bemerkbar durch:

  • Muskelzuckungen und -krämpfe, sogenannte hypokalzämische Tetanie (mit speziellen Anzeichen wie Pfötchenstellung der Hände und Spitzfußstellung der Füße, Gefühlsstörungen),
  • Chvostek-Zeichen, Trousseau-Zeichen,
  • Reizbarkeit, Angst, Unruhe, Depression,
  • Langfristig kann es zu intrakraniellen Verkalkungen kommen, Katarakt, Zahnentwicklungsstörungen, trockene Haut, brüchige Haare, Haarausfall etc.

Tetanie und schwere Krämpfe (z.B. Krampf der Stimmritze des Kehlkopfes, Laryngospasmus genannt) und Arrhythmien (Herzrhythmusstörungen) sind lebensbedrohliche Symptome. Die Rettung muss sofort gerufen werden (144)!

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose erfolgt mittels Anamnese (z.B. Infos zu Operationen im Halsbereich) sowie Laboruntersuchungen (z.B. Kalzium-, Parathormon-, Phosphatspiegel, Vitamin D) – in Abhängigkeit von Ursache und Ausprägung können diverse weitere Untersuchungen vorgenommen werden, wie CT, Überprüfung der Nierenfunktion, EKG sowie augenärztliche Untersuchungen, um ev. Schädigungen abzuklären.

Wie erfolgt die Behandlung?

Durch die Behandlung sollen der Kalziumspiegel im Blut normalisiert, Symptome und Ursachen bzw. ev. Grunderkrankungen behandelt werden. Dies erfolgt durch Gabe von:

  • Kalzium (intravenös bei schweren Symptomen, sonst in Tablettenform)
  • aktives Vitamin-D

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen werden vorgenommen. Auch ev. Schädigungen bzw. Erkrankungen (z.B. Niereninsuffizienz) oder z.B. Magnesiummangel werden behandelt.

Wohin kann ich mich wenden?

Ansprechstellen sind:

  • Hausärztin/Hausarzt
  • Fachärztin/Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde
  • Fachärztin/Facharzt für Innere Medizin (mit Spezialisierung Endokrinologie)
  • im Krankenhaus Institute bzw. Abteilungen Innere Medizin (Endokrinologie)

Weitere Fachärztinnen/Fachärzte können beteiligt sein.

Im Notfall sofort die Rettung rufen (144)!

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 28. Juni 2018

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Dr. Susanne Kaser

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