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Chronisches Nierenversagen

Bei einem chronischen Nierenversagen (Niereninsuffizienz, renale Insuffizienz) kommt es zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion. Dadurch steigt im Blut die Konzentration harnpflichtiger Substanzen (Stoffe, die über die Niere ausgeschieden werden müssen), z.B. Kreatinin und Harnstoff. Die Regulation des Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalts ist beeinträchtigt. Nachdem die Niere auch Hormone bildet bzw. Vitamine aktiviert, kann es u.a. zu Störungen der Blutbildung und zu Veränderungen des Knochenstoffwechsels kommen.

Die Nieren können durch entzündliche Prozesse, Gefäßveränderungen und diverse andere Erkrankungen (Bluthochdruck, Diabetes mellitus, genetische Faktoren) geschädigt werden. Eine chronische Nierenerkrankung entwickelt sich über Monate oder Jahre, meistens sind beide Nieren betroffen.

Spürbare Krankheitszeichen (durch Bluthochdruck, Anämie oder Harnvergiftung) treten oft erst auf, wenn die Nierenfunktion deutlich absinkt. Häufige Auslöser sind verschiedene Erkrankungen wie z.B. Diabetes, Bluthochdruck Nierenentzündungen, oder genetische Defekte. Ziel der Behandlung ist es, eine Stabilisierung der Nierenfunktion zu erreichen oder zumindest das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Gelingt dies nicht, ist in Spätstadien vielfach eine Dialyseeinleitung oder eine Nierentransplantation erforderlich.

Welche Ursachen hat chronisches Nierenversagen?

Als Auslöser für eine chronische Niereninsuffizienz kommen v.a. verschiedene Krankheiten infrage, z.B.:

  • Diabetes mellitus: Dieser ist für 40 Prozent aller Fälle von chronischer Niereninsuffizienz verantwortlich (diabetische Nephropathie). Ein langfristig erhöhter Blutzucker-Spiegel schädigt die Wände der Blutgefäße und die anderen Filterstrukturen in den Nieren und macht sie durchlässiger für kleine Eiweißpartikel (v.a. Albumin). Diese werden zunehmend mit dem Harn ausgeschieden. Zusätzlich kommt es durch einen Untergang von Filterteilchen (Glomeruli) zu einer fortschreitenden Verringerung der Entgiftungsleistung.

  • Entzündung der Filterteilchen in den Nierenkörperchen (Glomerulonephritis, aber auch Systemerkrankungen wie z.B. Lupus erythematodes): liegt etwa jeder vierten chronischen Niereninsuffizienz zugrunde und wird u.a. durch Immun- und Autoimmunreaktionen, Infektionskrankheiten oder Tumoren verursacht.

  • Zystennieren und andere genetische Erkrankungen: Diese angeborene Fehlbildung verursacht etwa acht Prozent aller Fälle von chronischer Niereninsuffizienz. Die Nierenfunktion wird dabei z.B. durch flüssigkeitsgefüllte Hohlräume (Zysten) eingeschränkt.

  • Bluthochdruck: Ein erhöhter Blutdruck schädigt mit der Zeit die Glomeruli und die Gefäße in der Niere. Paradoxerweise werden bei Nierenerkrankungen vermehrt blutdrucksteigernde Hormone gebildet und weniger Flüssigkeit ausgeschieden. Gestörte Nierenfunktion und Bluthochdruck bedingen und verstärken sich somit gegenseitig.

  • Erkrankungen der Blutgefäße, z.B. Arteriosklerose: können zu einer verminderten Nierendurchblutung führen.

  • Medikamente: Die Nieren filtern Arzneimittel und deren Abbauprodukte aus dem Blut. Manche Substanzen können dabei das Nierengewebe schädigen, z.B. bestimmte Antibiotika, Schmerzmittel und Zytostatika.

Welche Symptome können auftreten?

Eine chronische Nierenerkrankung verläuft häufig schleichend und verursacht je nach Krankheitsstadium sehr unterschiedliche Symptome. Anfangs sind meist keine oder nur leichte Beschwerden zu bemerken. Lediglich bei einer raschen Verschlechterung der Nierenfunktion können bereits erste Krankheitszeichen auftreten, z.B.:

  • vermehrte Ausscheidung von hellem Harn,
  • Bluthochdruck,
  • Ödeme in den Beinen, aber auch anderen Körperregionen (z.B. Augenlider),
  • rot gefärbter Harn (durch Blut), schäumender Harn (durch Eiweißbeimengung).

Mit stärkerer Beeinträchtigung der Nierenfunktion kann es u.a. zu folgenden Symptomen kommen:

  • Symptome der Blutarmut (Anämie), wie z.B. Hautblässe, Kältegefühl, Müdigkeit, Schwäche,
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen,
  • sinkende körperliche Belastbarkeit,
  • Übelkeit,
  • Erbrechen,
  • Durchfall,
  • Juckreiz und Brennen in den Beinen,
  • Muskel- und Knochenschmerzen.

Im fortgeschrittenen Stadium sind nahezu alle Organsysteme durch die fehlende Entgiftungsfunktion der Nieren beeinträchtigt. Typische Symptome im Endstadium (terminales Nierenversagen) sind u.a.:

  • Nicht einstellbarer Bluthochdruck,
  • Rückgang der Harnmenge,
  • Wassereinlagerungen (Ödeme),
  • Luftnot,
  • Übelkeit,
  • Erbrechen,
  • Appetitlosigkeit,
  • unregelmäßiger Herzschlag,
  • Benommenheit, Schläfrigkeit,
  • Krämpfe,
  • Koma.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Im Rahmen der Anamnese informiert sich die Ärztin/der Arzt nach vorbestehenden Nierenschäden, chronischen Krankheiten und medikamentösen Therapien sowie bekannten Nierenerkrankungen in der Familie. Es folgt eine körperliche Untersuchung inklusive Messung von Blutdruck und EKG. Weiterführende Untersuchungen sind u.a.:

Einteilung der chronischen Niereninsuffizienz

Die chronische Niereninsuffizienz wird anhand der glomerulären Filtrationsrate (GFR) in fünf Stadien eingeteilt. Die GFR zeigt an, wie gut die Nieren harnpflichtige Stoffe (v.a. Kreatinin und Harnstoff) ausscheiden. Ihr Normalwert liegt bei 95 bis 120 ml pro Minute/1,73 Quadratmeter Körperoberfläche. Das bedeutet, dass eine gesunde Niere pro Minute mindestens 95 ml Blut von Kreatinin und anderen kleinmolekularen Giftsubstanzen reinigt und diese mit dem Harn ausscheidet.

  • Stadium 1: GFR größer 90 ml/min, aber andere Zeichen einer Nierenerkrankung
    Meistens handelt es sich um einen Zufallsbefund. Die Entgiftungsfunktion der Nieren ist noch normal, die Patientin/der Patient hat von dieser Seite her keinerlei Beschwerden. Die Blutwerte der harnpflichtigen Substanzen sind im Normbereich, aber möglicherweise wird bereits Blut oder Eiweiß vermehrt im Harn ausgeschieden. Geschieht dies in größerer Menge, kann es für sich zu Symptomen führen.

  • Stadium 2: GFR zwischen 60 bis 89 ml/min
    Es treten noch immer keine Beschwerden auf, bei genauer Diagnostik zeigt sich jedoch eine Einschränkung der Entgiftungsfunktion der Nieren und erste andere Laborveränderungen (Parathormonerhöhung).

  • Stadium 3: GFR zwischen 30 bis 59 ml/min
    Die Nierenschädigung ist soweit fortgeschritten, dass meist auch im Blut erhöhte Kreatinin- und Harnstoffwerte auftreten. Betroffene klagen über Bluthochdruck (Hypertonie), Leistungsminderungen und rasche Ermüdbarkeit durch sekundäre Komplikationen wie eine Anämie.

  • Stadium 4: GFR zwischen 15 bis 29 ml/min
    Betroffene leiden an Beschwerden wie u.a. Appetitlosigkeit, Erbrechen, Übelkeit, Nervenschmerzen, Juckreiz und Knochenschmerzen oder Ödemen. Es sind bereits so viele Filterteilchen defekt, dass die mangelhafte Ausscheidung der harnpflichtigen Substanzen den gesamten Organismus in Mitleidenschaft zieht. Es kommt jedoch nicht „nur“ zu einer Vergiftung, sondern auch zum Mangel an bestimmten lebenswichtigen Stoffen. Erythropoietin wird nicht mehr ausreichend in der Niere gebildet, dadurch verstärkt sich die renale Anämie (Blutarmut). Eine Überfunktion der Nebenschilddrüse stört den Vitamin D- und Knochenstoffwechsel.

  • Stadium 5: GFR unter 15 ml/min
    Fallen die Nieren vollständig aus, spricht man auch von einer terminalen Niereninsuffizienz. Der Organismus muss durch Nierenersatzverfahren von den Giftstoffen gereinigt werden.

Wie erfolgt die Behandlung von chronischem Nierenversagen?

Ziel der Behandlung ist es, das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen bzw. zu verhindern. Eine völlige Heilung ist nur selten möglich. Bei vielen Erkrankungen (z.B. Autoimmunerkrankungen, aber auch Diabetes mellitus) haben sich allerdings die Therapiemöglichkeiten und -erfolge in den letzten Jahren dramatisch verbessert. Inzwischen gibt es auch für verschiedene genetische Nierenerkrankungen vielversprechende Therapieansätze.

Die Therapie richtet sich zum einen gegen zugrunde liegende Erkrankungen. Andererseits kommen Medikamente (z.B. Diuretika, Phosphatbinder, Erythropoetin) zum Einsatz, welche die Auswirkungen der Nierenschwäche mildern sollen. In fortgeschrittenen Erkrankungsstadien stehen zwei verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl: künstliche Blutwäsche (Dialyse) oder Nierentransplantation.

Dialyse

Wenn die Niere nicht mehr in der Lage ist, das Blut ausreichend zu reinigen, müssen künstliche Verfahren diese Aufgabe übernehmen.

  • Hämodialyse: Diese Methode kommt am häufigsten zum Einsatz. Dabei wird das Blut außerhalb des Körpers quasi durch eine „künstliche Niere“ an einer halbdurchlässigen Membran vorbeigeleitet. Die harnpflichtigen Substanzen werden in eine sterile Flüssigkeit abgeleitet. Diese ambulante Therapie wird meist dreimal pro Woche durchgeführt und dauert jeweils mehrere Stunden.
  • Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse): Hier wird das gut durchblutete Bauchfell, das die gesamte Bauchhöhle auskleidet, als körpereigene Filtermembran benutzt. Mehrmals pro Tag wird eine Dialyselösung in die Bauchhöhle geleitet, welche die giftigen Stoffwechselprodukte aufnimmt. Vorteil dieser Methode ist, dass sie von der Patientin/dem Patienten nach entsprechender Einschulung selbst zu Hause durchgeführt werden kann. Durch den permanent in der Bauchhöhle liegenden Katheter besteht allerdings ein erhöhtes Infektionsrisiko.

Nierentransplantation

Bei einer Nierentransplantation erhält eine Patientin/ein Patient mit einer terminalen Nierenerkrankung eine gesunde Niere von einer/einem lebenden oder verstorbenen Spenderin/Spender. Die Niere wird umso besser vom Immunsystem akzeptiert, je besser die Gewebemerkmale zwischen Spenderin/Spender und Empfängerin/Empfänger übereinstimmen. Nähere Informationen finden Sie unter Transplantation.

Was kann ich selbst tun?

Jede Patientin/jeder Patient kann einen wesentlichen Beitrag leisten, um das Fortschreiten einer chronischen Nierenschwäche günstig zu beeinflussen.

  • Nierenschonende Ernährung: Die Kost sollte v.a. arm sein an: Kochsalz, Eiweiß (maximal 0,6-0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht), Fett, Phosphat, Kalium;
  • Nichtrauchen;
  • Geringer Alkoholkonsum;
  • Regelmäßige Bewegung (kein anstrengender, blutdrucksteigender Sport);
  • Vermeidung potenziell nierenschädigender Medikamente;
  • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen;
  • Einhalten der Behandlungsempfehlungen;
  • Bei Verschlechterungen die Ärztin/den Arzt aufsuchen.

Wohin kann ich mich wenden?

Für die Behandlung einer chronischen Nierenschwäche zuständig sind:

  • Fachärztin/Facharzt für Innere Medizin,
  • Fachärztin/Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie.

Vor allem zur Abklärung und bei Einleitung einer Nierenersatztherapie ist häufig ein Krankenhausaufenthalt erforderlich.

Hinweis

Patientinnen/Patienten mit bestehender Nierenerkrankung haben ein besonders hohes Risiko, ein akutes Nierenversagen zu erleiden. Sie sollten jede behandelnde Ärztin/jeden behandelnden Arzt entsprechend informieren, damit potenziell nierenschädigende Medikamente möglichst vermieden werden. Insbesondere bei zwischenzeitlich auftretenden anderen Erkrankungen (z.B. hohes Fieber oder Durchfall) kann es nötig sein, die Therapie kurzfristig zu verändern. Eine rasche Kontaktaufnahme mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt ist in diesen Fällen anzuraten.

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Die Kosten für die Diagnose und Therapie werden von den Sozialversicherungsträgern übernommen. Grundsätzlich rechnet Ihre Ärztin/Ihr Arzt direkt mit Ihrem Krankenversicherungsträger ab. Bei bestimmten Krankenversicherungsträgern kann jedoch ein Selbstbehalt für Sie anfallen (BVAEB, SVS, SVS, BVAEB).

Nur bei Inanspruchnahme einer Wahlärztin/eines Wahlarztes (d.h. Ärztin/Arzt ohne Kassenvertrag) werden die Kosten nicht direkt verrechnet. Nähere Informationen finden Sie unter Kosten und Selbstbehalt.

Ist wegen eines chronischen Nierenversagens ein Krankenhausaufenthalt erforderlich, wird über die Krankenhauskosten abgerechnet. Von der Patientin/dem Patienten ist pro Tag ein Kostenbeitrag zu bezahlen. Die weitere medikamentöse Behandlung zu Hause erfolgt per Rezept durch die Allgemeinmedizinerin/den Allgemeinmediziner bzw. durch die Fachärztin/den Facharzt.

Weitere Informationen erhalten Sie unter Was kostet der Spitalsaufenthalt?

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 17. Januar 2019

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Prof. Dr.med.univ. Gert Johann Mayer, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfach Innere Medizin (Nephrologie)

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