Chronische Nierenkrankheit
Inhaltsverzeichnis
Welche Aufgaben haben die Nieren?
Zu den wichtigsten Aufgaben der Nieren zählt die Reinigung des Blutes. Die Nieren filtern überschüssiges Wasser aus dem Blut sowie bestimmte Stoffe, die dem Körper schaden würden. Sie werden mit dem Harn aus dem Körper ausgeschieden.
Mehr zum Thema: Nieren & Harnwege: Basis-Info
Was ist eine chronische Nierenkrankheit?
Bei einer chronischen Nierenkrankheit können die Nieren ihre Aufgaben nicht mehr vollständig erfüllen. Fachleute sprechen von einer chronischen Nierenkrankheit, wenn die Nieren über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten geschädigt sind oder nur eingeschränkt arbeiten. In der Regel sind beide Nieren betroffen.
Eine chronische Nierenkrankheit ist kein einheitliches Krankheitsbild. Unterschiedliche Ursachen können dazu führen, dass sich die Struktur und die Funktion der Nieren verändern. Je nachdem wie schwerwiegend diese Veränderungen sind, treten verschiedene gesundheitliche Folgen und Beschwerden auf.
Welche Ursachen hat eine chronische Nierenkrankheit?
Die beiden häufigsten Ursachen für eine chronische Nierenkrankheit sind Diabetes mellitus und Bluthochdruck.
- Diabetes ist verantwortlich für 30 bis 50 von 100 Fällen. Ein langfristig erhöhter Blutzuckerspiegel schädigt die Wände der feinen Blutgefäße in den Nieren. Sie werden durchlässiger für kleine Eiweißpartikel, z.B. Albumin. Diese werden in der Folge vermehrt mit dem Harn ausgeschieden. Die diabetesbedingten Veränderungen führen auch dazu, dass die Nieren schlechter durchblutet werden und ihre Filterleistung abnimmt.
- Bluthochdruck: Auch ein lange bestehender Bluthochdruck schädigt die kleinen Blutgefäße und bestimmte Strukturen in der Niere. Ihre Funktion nimmt immer weiter ab. Gleichzeitig bilden die Nieren bei verminderter Nierenfunktion vermehrt Hormone, die den Blutdruck steigern. Das bedeutet: Bluthochdruck kann sowohl Ursache als auch Folge einer chronischen Nierenkrankheit sein.
Weitere mögliche Ursachen
Zu den weiteren möglichen Ursachen bzw. Risikofaktoren für eine chronische Nierenkrankheit zählen unter anderem:
- Glomerulonephritis, d.h. eine Entzündung der Filterteilchen in den Nierenkörperchen
- angeborene Nierenerkrankungen, z.B. Zystennieren
- starkes Übergewicht
- Herzinsuffizienz
- Leberversagen
- Autoimmunerkrankungen, z.B. Lupus erythematodes
- wiederkehrende, komplizierte Harnwegsinfekte
- wiederkehrende Nierensteine
- verringertes Nierengewebe, z.B. nach operativen Eingriffen
- Krebserkrankungen, z.B. Myelome oder Nierenzellkarzinome, bzw. Chemotherapie oder Strahlentherapie zur Behandlung einer Krebserkrankung
- Verengungen innerhalb der Harnwege, z.B. als Folge eines operativen Eingriffes, eines Tumors oder einer neurologischen Erkrankung
- bestimmte Medikamente, z.B. kann eine längere Einnahme von Lithium oder bestimmten Schmerzmitteln (NSAR) das Nierengewebe schädigen
Wie verläuft eine chronische Nierenkrankheit?
Eine chronische Nierenkrankheit entwickelt sich langsam. Die Nieren können die schädlichen Einflüsse und den Funktionsverlust zunächst meist gut ausgleichen. Sie können das Blut trotzdem ausreichend reinigen, und die chronische Nierenkrankheit fällt meist lange Zeit nicht auf.
Bei vielen Betroffenen nimmt die Nierenfunktion im Laufe der Zeit immer weiter ab. Die Schädigungen sind dann oft dauerhaft und können nicht mehr rückgängig gemacht werden. Wie schnell dies passiert, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel davon, welche Ursache die chronische Nierenkrankheit hat, ob diese Ursache behandelt wird und ob auch andere Erkrankungen vorhanden sind. Eine chronische Nierenkrankheit verläuft daher nicht bei allen Betroffenen gleich.
Es ist auch möglich, dass die chronische Nierenkrankheit nicht fortschreitet und die Nierenfunktion stabil bleibt. In manchen Fällen erholen sich die Nieren sogar wieder, wenn die Ursache der Schädigung rechtzeitig behandelt wird.
Nierenversagen
Die chronische Nierenkrankheit kann bis zum Nierenversagen fortschreiten. Ein Nierenversagen stellt das Endstadium einer chronischen Nierenkrankheit dar. Dabei können die Nieren ihre Funktion so gut wie gar nicht mehr erfüllen. Betroffene Personen benötigen eine Dialyse oder eine Nierentransplantation, um überleben zu können.
Welche Folgen kann eine chronische Nierenkrankheit haben?
Personen mit chronischer Nierenkrankheit haben ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen und gesundheitliche Komplikationen. Die Nieren sind an vielen verschiedenen Abläufen im Körper beteiligt. Ist ihre Funktion vermindert, wirkt sich dies auch auf die Funktion anderer Organe aus. Je weiter die chronische Nierenkrankheit fortschreitet, umso mehr gesundheitliche Probleme sind möglich. Zum Beispiel:
- Störungen des Hormonhaushaltes und des Stoffwechsels, z.B. Anämie, Hyperparathyreoidismus
- Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, z.B. Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Schlaganfall
- Störungen des Mineral- und Knochenstoffwechsels
- Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes
- Störungen des Säure-Basen-Haushaltes
- veränderte Medikamentenwirkung, da viele Medikamente normalerweise über die Nieren ausgeschieden werden
- Auftreten eines akuten Nierenversagens
Hinweis
Komplikationen treten eher in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung auf. Sie können für Betroffene lebensbedrohlich sein, auch wenn die chronische Nierenkrankheit noch nicht bis zum Nierenversagen fortgeschritten ist.
Welche Symptome können bei einer chronischen Nierenkrankheit auftreten?
Eine chronische Nierenkrankheit macht zunächst meist keine oder nur leichte Beschwerden. Erste Anzeichen einer verminderten Nierenfunktion können unter anderem sein:
- Bluthochdruck
- Wasseransammlungen, sogenannte Ödeme, z.B. in den Beinen oder im Gesicht
- heller Harn: Der Harn erscheint oft hell, denn er enthält nicht genug harnpflichtige Ausscheidungsprodukte. Die Harnmenge bleibt annähernd normal.
Bei den meisten Betroffenen macht sich eine chronische Nierenkrankheit erst bemerkbar, wenn sie bereits fortgeschritten und die Nierenfunktion deutlich vermindert ist. Es treten zunehmend Vergiftungserscheinungen auf, denn es sammeln sich immer mehr schädliche Stoffe im Körper an. Fachleute sprechen bei einer solchen „Harnvergiftung“ von einer Urämie. Mögliche Anzeichen sind unter anderem:
- Antriebslosigkeit, Schwäche, leichte Ermüdbarkeit
- Blässe
- Schwindel, Kopfschmerzen
- Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
- Juckreiz
- bräunlich-graue Hautfarbe
- urinartiger Körper- und Atemgeruch
- Lungenödem, d.h. Wasseransammlungen im Bereich der Lunge, Brustschmerzen
- Herzprobleme, z.B. Herzrhythmusstörungen
- Atemnot
- Rückgang der Harnmenge
- Knochenschmerzen
- Muskelschwäche
- Muskelkrämpfe
- Schädigung des Nervensystems mit Missempfindungen und Lähmungserscheinungen
- Verwirrtheit, Konzentrationsstörungen
- Schläfrigkeit, Benommenheit, Koma
Wie wird die Diagnose gestellt?
Wenn der Verdacht besteht, dass die Nieren nicht ausreichend arbeiten, führt die Ärztin oder der Arzt zunächst eine ausführliche Anamnese durch. Sie oder er fragt z.B. nach typischen Anzeichen und Auslösern einer chronischen Nierenkrankheit, nach vorbestehenden Nierenschäden und nach bekannten Nierenerkrankungen in der Familie.
Die Ärztin oder der Arzt führt auch eine körperliche Untersuchung durch. Sie oder er misst z.B. den Blutdruck und die Herzfrequenz und überprüft, ob Veränderungen der Haut oder Wasseransammlungen erkennbar sind etc.
Für die Diagnose einer chronischen Nierenkrankheit sind zudem Blutuntersuchungen und Harnuntersuchungen wichtig. Oft fällt eine verminderte Nierenfunktion auch zufällig auf, wenn Blut und Harn aus anderen Gründen untersucht werden. Bei Patienten mit Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Herzerkrankungen empfehlen Fachleute, Blut- und Harnuntersuchungen in regelmäßigen Abständen zu wiederholen, um eine chronische Nierenkrankheit frühzeitig zu diagnostizieren und behandeln zu können.
Blutuntersuchung
Im Blut können u.a. folgende Anzeichen auf eine verminderte Nierenfunktion hinweisen:
- Erhöhung von Kreatinin und Harnstoff: Je mehr Kreatinin und Harnstoff im Blut vorhanden sind, umso schwächer ist die Filterfunktion der Niere.
- Anzeichen einer Anämie, z.B. verringertes Hämoglobin
- Veränderungen der Elektrolyte, v.a. erhöhtes Kalium und Phosphat, verringertes Kalzium
- Azidose, d.h. Übersäuerung des Blutes
- erhöhtes Parathormon
Daneben ist die sogenannte glomeruläre Filtrationsrate, kurz GFR, einer der wichtigsten Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion. Die GFR gibt an, wie viel Blut pro Minute von den Nieren gefiltert wird. Je weiter die Nierenfunktion abnimmt, umso weiter nimmt auch die GFR ab. Die GFR wird auch zur Stadieneinteilung der chronischen Nierenkrankheit herangezogen.
Eine direkte Messung der GFR ist aufwendig. Sie kann jedoch mithilfe des Kreatininwerts im Serum berechnet werden. Fachleute sprechen dann von der eGFR („e“ steht für estimated, das ist englisch für geschätzt). Für gewöhnlich bedeutet eine eGFR von <60 ml/min/1,73 m², dass man nierenkrank ist.
Harnuntersuchung
Im Harn können u.a. folgende Anzeichen auf eine verminderte Nierenfunktion hinweisen:
- vermehrte Ausscheidung von Proteinen, vor allem Albumin. Normalerweise befinden sich im Harn keine oder nur sehr wenig Proteine.
- Ausscheidung von weißen und roten Blutkörperchen
Die Bestimmung der Albuminausscheidung wird aus dem Morgenharn durchgeführt. Dazu wird das Verhältnis von Albumin zu Kreatinin im Harn berechnet, der sogenannte Albumin-Kreatinin-Quotient. Ein Albumin-Kreatinin-Quotient von >30 mg/g spricht für eine Nierenkrankheit und muss weiter abgeklärt werden.
Weitere Untersuchungen
Um eine chronische Nierenkrankheit und deren Ursache festzustellen, können weitere Untersuchungen erforderlich sein, z.B.:
- 24-Stunden-Blutdruck-Messung
- Beurteilung weiterer Blutwerte, z.B. Blutbild, Leberwerte, Entzündungsparameter
- Ultraschalluntersuchung der Nieren und des Bauchraumes
- Computertomographie
- Nierenbiopsie mit Gewebeentnahme
Stadieneinteilung
Fachleute teilen die chronische Nierenkrankheit in verschiedene Stadien ein. Dies hilft dabei, das Risiko für Komplikationen und für ein Fortschreiten der Erkrankung abzuschätzen und die Therapie zu planen. Die Einteilung des Stadiums erfolgt anhand der zugrunde liegenden Ursache, der GFR und des Ausmaßes der Albuminausscheidung im Harn.
Wie erfolgt die Behandlung der chronischen Nierenkrankheit?
Welche Behandlung bei der chronischen Nierenkrankheit infrage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel davon, wie weit sie fortgeschritten ist und welche Ursache zugrunde liegt. Eine Behandlung der zugrunde liegenden Ursache kann das Fortschreiten der chronischen Nierenerkrankung aufhalten oder zumindest verlangsamen. Dazu zählen zum Beispiel: eine gute Blutzuckereinstellung bei Diabetes oder die Behandlung von Entzündungen in der Niere.
Personen mit chronischer Nierenkrankheit haben ein hohes Risiko für Folgeerkrankungen, insbesondere für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Vorbeugung bzw. Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist daher ein weiterer Bestandteil der Therapie. Wichtig sind unter anderem die Reduktion von Risikofaktoren, z.B. Bluthochdruck.
Zusätzlich gibt es symptomatische Therapien, um mögliche Auswirkungen der Nierenerkrankung zu mildern, z.B. eine Anämie.
Für die Behandlung der chronischen Nierenkrankheit und die Vorbeugung von Folgeerkrankungen stehen nicht medikamentöse und medikamentöse Maßnahmen zur Verfügung. Bei einem Nierenversagen ist eine Nierenersatztherapie erforderlich.
Hinweis
Die Ärztin oder der Arzt informiert über die Möglichkeiten der Behandlung und wählt gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten eine geeignete Therapie aus.
Nicht medikamentöse Maßnahmen
Zu den nicht medikamentösen Maßnahmen zählt insbesondere eine Anpassung des Lebensstils, vor allem eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Rauchstopp. Denn ein gesunder Lebensstil beugt Erkrankungen vor. Mehr zum Thema: Was kann ich selbst tun
Medikamentöse Maßnahmen
Bei der chronischen Nierenkrankheit kommen je nach Krankheitsstadium und gesundheitlichen Problemen verschiedene medikamentöse Therapien zum Einsatz. Das Ziel ist, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, Komplikationen vorzubeugen und bestehende Beschwerden zu lindern. Oft ist eine Kombination verschiedener Medikamente erforderlich.
Blutdrucksenkung
Fachleute empfehlen Personen mit chronischer Nierenkrankheit, die einen erhöhten Blutdruck haben oder viel Albumin mit dem Harn ausscheiden, eine blutdrucksenkende Therapie. Dabei kommen in erster Linie Medikamente aus der Gruppe der ACE-Hemmer oder der Gruppe der Angiotensin-Rezeptor-Blocker, kurz ARB, zum Einsatz. Studien haben gezeigt, dass diese beiden Wirkgruppen bei Personen mit chronischer Nierenkrankheit einen erhöhten Blutdruck senken können. Sie reduzieren zudem das Risiko für ein vollständiges Nierenversagen sowie für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Bei Wasseransammlungen im Körper verschreibt die Ärztin oder der Arzt unter Umständen zusätzlich Medikamente aus der Gruppe der Diuretika. Sie wirken entwässernd und senken ebenfalls den Blutdruck.
Hinweis
Rund 80 bis 85 von 100 Personen mit chronischer Nierenkrankheit haben einen erhöhten Blutdruck. Eine gute Blutdruckeinstellung ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um ein Fortschreiten der chronischen Nierenkrankheit aufzuhalten. Üblicherweise sollte der Blutdruck bei Personen mit chronischer Nierenkrankheit unter 130/80 mmHg liegen.
Diabetesmedikamente: SLGT-2-Hemmer
Auch eine gute Einstellung des Blutzuckers ist wesentlich, um den Funktionsverlust der Nieren aufzuhalten - insbesondere für Personen mit Diabetes und chronischer Nierenkrankheit. Dafür können verschiedene blutzuckersenkende Medikamente zum Einsatz kommen. Bei Personen mit chronischer Nierenkrankheit verschreibt die Ärztin oder der Arzt oft Medikamente aus der Gruppe der SLGT-2-Hemmer. Studien haben gezeigt, dass diese Wirkstoffe nicht nur den Blutzucker senken, sondern auch andere positive Effekte auf die Gesundheit haben, z.B. auf die Nieren, den Blutdruck, das Herz, das Körpergewicht und den Stoffwechsel. Sie können die Nierenfunktion stabilisieren und das Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung verlangsamen. Fachleute empfehlen eine Behandlung mit SLGT-2-Hemmern daher auch für Personen mit chronischer Nierenkrankheit, die keinen Diabetes haben, wenn sie Albumin mit dem Harn ausscheiden.
Mittel zur Senkung der Blutfettwerte
Personen mit chronischer Nierenkrankheit haben ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein wesentlicher Risikofaktor dafür sind erhöhte Blutfettwerte, eine sogenannte Hyperlipidämie. Medikamente aus der Gruppe der Statine senken die Blutfettwerte. Fachleute empfehlen Statine für Personen mit chronischer Nierenkrankheit, die entweder bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben oder ein hohes Risiko dafür aufweisen. Die Medikamente können das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Sie sind wahrscheinlich am wirksamsten, je früher die Behandlung beginnt. Bei sehr weit fortgeschrittener Nierenerkrankung scheinen sie keine positive Wirkung mehr auf die Herzgesundheit zu haben. Auf die chronische Nierenkrankheit selbst haben Statine vermutlich keinen Einfluss.
Weitere medikamentöse Maßnahmen
Je nach Beschwerden können weitere medikamentöse Therapien zum Einsatz kommen, z.B.:
- bei Gichtanfällen: harnsäuresenkende und entzündungshemmende Medikamente
- bei Anämie: Je nach Schweregrad Gabe von Eisen als Tabletten bzw. Infusion oder die Gabe des Hormons Erythropoietin, kurz EPO, das die Blutbildung anregt
- bei Änderungen des Knochenstoffwechsels und der Knochendichte: je nach Schweregrad z.B. phosphatarme Ernährung, Gabe von Phosphatbindern, Gabe von Vitamin D
- bei metabolischer Azidose: Gabe von Bikarbonat
Nierenersatztherapie
Eine Nierenersatztherapie ist ein medizinisches Verfahren, das die Funktion der Nieren übernimmt, wenn diese nicht mehr ausreichend arbeiten. Sie ist im Allgemeinen notwendig, wenn etwa 90 Prozent der Nierenfunktion verloren sind. Eine Nierenersatztherapie kann es ermöglichen, über viele Jahre mit einer weit fortgeschrittenen Nierenkrankheit zu leben. Zu den Nierenersatztherapien zählen die Dialyse und die Nierentransplantation.
Bei einer Nierentransplantation erhält die oder der Betroffene eine Spenderniere. Diese kann von einer kürzlich verstorbenen Person stammen. Oder von einer lebenden Person, die eine Niere spendet und selbst mit nur einer Niere weiter lebt. Voraussetzung für eine Transplantation ist, dass die Spenderniere und die Empfängerin bzw. der Empfänger genau zueinander passen.
Eine Nierentransplantation ist für Personen mit chronischer Nierenerkrankung meist die optimale Therapie. Sie ist aber nicht immer zeitnah verfügbar, zudem sind nicht alle Personen dafür geeignet oder wünschen den Eingriff. Dann kommt eine Dialyse zum Einsatz. Diese muss lebenslang fortgesetzt werden. Mehr zum Thema: Dialyse
Hinweis
Die Ärztin oder der Arzt informiert ausführlich über die Abläufe und die jeweiligen Vor- und Nachteile einer Dialyse oder einer Nierentransplantation. Die Patientin bzw. der Patient wählt jenes Verfahren aus, das am besten mit den persönlichen Vorstellungen vereinbar ist. Auch nahe Angehörige oder Bezugspersonen können miteinbezogen werden. Manche Personen entscheiden sich bewusst gegen eine Nierenersatztherapie und nehmen eine kürzere Lebenserwartung in Kauf. Auch dies ist eine persönliche Entscheidung, die gemeinsam mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten getroffen wird.
Was kann ich selbst tun?
Es gibt verschiedene Maßnahmen, mit denen Betroffene selbst dazu beitragen können, das Fortschreiten der chronischen Nierenkrankheit aufzuhalten. Zum Beispiel: ein gesunder Lebensstil. Ein gesunder Lebensstil senkt das Risiko für Bluthochdruck, für Übergewicht und für Diabetes – und damit auch das Risiko für eine chronische Nierenkrankheit und den Komplikationen, die damit einhergehen können. Zu einem gesunden Lebensstil zählen unter anderem
- Rauchstopp
- regelmäßige Bewegung
- gesunde, an die Erkrankung angepasste Ernährung
- auf das Körpergewicht achten bzw. Übergewicht vermeiden
Weitere Maßnahmen, die Betroffene selbst durchführen können, sind unter anderem:
- Blutdruck regelmäßig zu Hause selbst messen: dies hilft dabei, zu überprüfen, ob der Blutdruck gut eingestellt ist.
- Einhalten von Behandlungsempfehlungen: Medikamente sollten genau so eingenommen werden, wie von der Ärztin oder dem Arzt verschrieben. Wenn Fragen oder Probleme auftreten, die Ärztin oder den Arzt kontaktieren.
- Vorsicht bei der selbstständigen Einnahme von Medikamenten: Manche Medikamente können die Nierenfunktion beeinträchtigen und sind daher für Personen mit chronischer Nierenkrankheit nicht geeignet. Dazu zählen z.B. Medikamente aus der Gruppe der NSAR oder bestimmte Antibiotika. Jede Medikamenteneinnahme sollte im Vorfeld mit der Ärztin oder dem Arzt abgeklärt werden. Dies gilt auch für Naturheilmittel, Nahrungsergänzungsmittel etc.
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen: Vor allem Personen mit Diabetes und mit Bluthochdruck haben ein erhöhtes Risiko für eine chronische Nierenkrankheit. Mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen, z.B. Harn-Albumin-Messungen, kann diese frühzeitig erkannt werden. Je früher eine chronische Nierenkrankheit erkannt wird, umso besser lässt sich ein weiteres Fortschreiten aufhalten.
- Bei gesundheitlichen Problemen die Ärztin bzw. den Arzt aufsuchen: Bei zwischenzeitlich auftretenden Erkrankungen, z.B. Fieber oder Durchfall, kann es nötig sein, die Therapie kurzfristig zu verändern. Eine rasche Kontaktaufnahme mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt ist in diesen Fällen anzuraten.
Ernährung und Trinkgewohnheiten
Für Personen mit chronischer Nierenkrankheit in einem frühen Stadium gibt es keine speziellen Ernährungsempfehlungen. Es gelten die gleichen Empfehlungen für eine gesunde Ernährung wie für alle anderen Personen. Mehr zum Thema: Gesunde Ernährung
Für Personen mit fortgeschrittener Erkrankung gibt es bestimmte Empfehlungen für die Ernährung und die Trinkmenge. Diese sollen einer Unterversorgung mit wichtigen Nahrungsbestandteilen vorbeugen und gleichzeitig dazu beitragen, dass der Eiweißstoffwechsel sowie der Salz- und Wasserhaushalt nicht aus dem Gleichgewicht geraten. Die Ernährung sollte im Allgemeinen enthalten:
- wenig Salz
- wenig Kalium bei Hyperkaliämie
- wenig Phosphor bei Hyperphosphatämie
- eine normale Menge an Proteinen, entsprechend den allgemeinen Ernährungsempfehlungen
- viel Obst und Gemüse: diese sorgen für den notwendigen Bedarf an Vitaminen und Ballaststoffen. Zudem wird durch das Essen von Obst und Gemüse die körpereigene Säureproduktion gesenkt, was einer möglichen Übersäuerung vorbeugt.
- keine Fertigprodukte und gesüßten Getränke
Manchen Personen kann die Ärztin oder der Arzt empfehlen, die Trinkmenge zu reduzieren, z.B. bei Überwässerung mit Ödemen und Bluthochdruck.
Die genauen Empfehlungen richten sich nach dem jeweiligen Gesundheitszustand. Ernährungsberaterinnen und -berater helfen bei der Umsetzung und der Gestaltung eines geeigneten Speiseplanes. Für Personen mit sehr weit fortgeschrittener Erkrankung, die eine Dialyse benötigen, gelten zum Teil andere Empfehlungen.
Wohin kann ich mich wenden?
Für die Abklärung und die Behandlung einer chronischen Nierenschwäche zuständig sind:
- Fachärztin bzw. Facharzt für Innere Medizin
- Fachärztin bzw. Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
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Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 30. April 2025
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Doz. Dr.med.univ. Michael Rudnicki, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfach Innere Medizin (Nephrologie)