Depression: Sonstige Therapieverfahren
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Wachtherapie (Schlafentzugstherapie)
In den 60er-Jahren hat man zufällig beobachtet, wie sich einige depressive Patientinnen/Patienten nach einer schlaflos verbrachten Nacht für einen oder mehrere Tage besser fühlten. Weitere Forschungen dazu bieten die Basis für die heute angewandte Schlafentzugsbehandlung.
Es lassen sich zwei Arten von Schlafentzug unterscheiden:
- totaler Schlafentzug (die ganze Nacht),
- partieller (teilweiser) Schlafentzug (in der zweiten Nachthälfte, die Patientin/der Patient wird ca. um ein Uhr morgens geweckt),
Diese Therapieform bringt gute, wenn auch kurzfristige Erfolge, kann aber von Betroffenen als sehr anstrengend erlebt werden.
Lichttherapie
Die Lichttherapie („Phototherapie“) zeigt gute Ergebnisse bei der sogenannten „Herbst-Winter-Depression“ (saisonal abhängige Depression), bei leichten und mittelgradigen Episoden. Die Patientin/der Patient wird für circa dreißig bis vierzig Minuten hellem Licht mit einer Intensität ab 5000 Lux (Einheit für Beleuchtungsstärke) ausgesetzt, meist ca. 10.000 Lux (helles Tageslicht). Dabei wird der UV-Licht-Anteil herausgefiltert. Das ist um ein Vielfaches heller als die übliche Zimmerbeleuchtungsstärke. Die Patientin/der Patient wird aufgefordert, jede Minute ein paar Sekunden in das Licht zu schauen. Die Behandlung wird üblicherweise für mindestens drei mal pro Woche für ca. 30 Minuten durchgeführt. Sie kann den ganzen Winter über erfolgen.
Elektrokonvulsionstherapie
Die elektrokonvulsive Therapie (EKT) ist eine wirksame Behandlung von therapieresistenten und schweren Depressionen. Haben zwei Therapieversuche mit Antidepressiva unterschiedlicher Wirkstoffklassen und Psychotherapie nicht zur Besserung geführt, kann EKT erwogen werden. Danach sollte eine Erhaltungstherapie mit Medikamenten und Psychotherapie erfolgen (gegebenenfalls auch mit erneuter EKT).
Bei der Elektrokrampftherapie wird ein generalisierter Krampfanfall künstlich durch elektrische Erregung des Gehirns erzeugt. Dies geschieht unter kontrollierten Bedingungen in Kurznarkose.
Körperliches Training
Es konnten stimmungsaufhellende Effekte durch Ausdauersport bei depressiven Erkrankungen beobachtet werden. Darum wird Bewegung oft als Teil der Behandlung eingebaut wie z.B. Joggen, Walken oder Rad fahren. Dabei sollte nicht mit der maximalen Leistung trainiert werden und anfangs nur unter ärztlicher Aufsicht.
Laut Richtlinien des American College of Sports Medicine werden folgende Bewegungsempfehlungen für Patientinnen/Patienten mit depressiver Störung ausgesprochen:
- aerobes Ausdauertraining in moderater Stärke für mindestens 30 Minuten an mindestens fünf Tagen in der Woche,
- intensives Training für mindestens 20 Minuten an mindestens drei Tagen pro Woche,
- eine Kombination aus beidem.
Diese Empfehlungen gelten für Patientinnen/Patienten, bei denen nichts gegen eine körperliche Belastung spricht. Das Training sollte unter fachkundiger Anleitung erfolgen. Weitere Informationen zu unterstützenden Bewegungsmaßnahmen bei Erkrankungen finden Sie unter Bewegungstherapie.
Repetitive Transkranielle Magnetstimulation (rTMS)
Bei der repetitiven Transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) werden Neurone der Gehirnrinde von außen durch elektromagnetische Induktion stimuliert. Die rTMS des linken dorsolateralen präfrontalen Cortex (Hirnrinde) kann bei Patientinnen/Patienten erwogen werden, die zu Beginn nicht auf Antidepressiva ansprechen.
Sonstige Therapieansätze
Auch Physiotherapie oder Ergotherapie können hilfreich sein. Zudem können noch weitere Therapieverfahren zur Anwendung kommen z.B. Musiktherapie.
Hinweis
Für depressive Patientinnen/Patienten ist es sehr wichtig, dass die Tage einem geregelten Ablauf unterliegen. Auch die Entdeckung bislang unbekannter – etwa kreativer – Fähigkeiten kann hilfreich sein und das Selbstvertrauen stärken.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 26. Juni 2019
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Priv.-Doz. Dr. Martin Aigner, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, Spezialisierung in fachspezifischer psychosomatischer Medizin