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HIV/AIDS: Antiretrovirale Kombinationstherapie

Wenn die Diagnose „HIV-positiv“ feststeht, folgt ein ausführliches Gespräch mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt. Dabei wird die Betroffene/der Betroffene über Behandlungsmöglichkeiten und über Schutzmaßnahmen informiert, um eine HIV-Übertragung zu vermeiden. Zusätzliche Spezialuntersuchungen sind notwendig: Mittels Blutabnahme werden die Virusbelastung und der Zustand des Immunsystem untersucht, und es wird festgestellt, ob Begleiterkrankungen vorliegen. Zu diesem Zweck wird die Patientin/der Patient an ein HIV-Behandlungszentren überwiesen.

Prüfung des Therapiebedarfs

Eine HIV-Infektion soll grundsätzlich – unabhängig von Immunstatus und Plasmaviruslast – dauerhaft antiretroviral behandelt werden. Aufgrund der heutigen hochwirksamen, einfach anzuwendenden und meist nebenwirkungsarmen modernen HIV-Therapie beginnt man heute so rasch wie möglich nach der Diagnose mit der Behandlung. Dies erfolgt immer in Absprache mit der Patientin/dem Patienten. Regelmäßige Kontrollen der HIV-relevanten Laborwerte sind mit und ohne Therapie erforderlich.

Weitere Informationen finden Sie unter Laborbefund HIV-Viruslast.

Was ist die ART?

Die medikamentöse Therapie wird als (hoch aktive) antiretrovirale Kombinationstherapie (HAART bzw.ART) bezeichnet. Üblicherweise werden drei verschiedene Wirkstoffe zu dieser Kombinationstherapie zusammengefasst. Die erste medikamentöse Behandlung zu Beginn einer HIV-Therapie wird als Initialtherapie bezeichnet. Sie hat das Ziel, die HI-Virusvermehrung bestmöglich zu unterdrücken. Um für die Patientin/den Patienten die optimale Kombination zu wählen, wird vor der Behandlung überprüft, gegen welche Substanzen die HI-Viren resistent sein könnten. Wenn die Initialtherapie schlecht vertragen wird bzw. durch Resistenzentwicklungen, Unverträglichkeiten oder Einnahmefehler (z.B. mangelnde Therapietreue) nicht mehr ausreichend wirksam ist, erfolgt nach einer Resistenztestung im Blut eine Umstellung auf andere Wirkstoffe. Die Möglichkeiten hierfür sind aber begrenzt.

Für die Behandlung der HIV-Infektion stehen folgende Arzneimittelklassen zur Verfügung:

  • Nukleosid-/Nukleotidanaloga
  • Nicht nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren
  • Proteaseinhibitoren
  • Integrase-Inhibitoren
  • CCR5-Inhibitoren

Diese Arzneimittel hemmen auf verschiedene Arten die Virusvermehrung.

Wann wird die Therapie gestartet?

Ein günstiger Zeitpunkt für einen Therapiebeginn ist, wenn sich das Immunsystem noch erholen kann und das HI-Virus bzw. HIV-assoziierte Erkrankungen noch keine schweren Schäden an Organsystemen angerichtet haben.

Der Therapiebeginn ist jedoch in jeder Phase der HIV/AIDS-Erkrankung vorteilhaft:

  • Wenn die HIV-Übertragung erst einige Stunden, Tage oder Wochen zurückliegt, befindet sich die Patientin/der Patient in der Phase der akuten HIV-Infektion mit einer hohen Virusbelastung. In dieser Phase wird eine antiretrovirale Kombinationstherapie insbesondere dann sofort verordnet, wenn Beschwerden wie Fieber, Durchfälle oder starke Gewichtsabnahme, auftreten.
  • Wenn die HIV-Übertragung bereits mehr als sechs Monate zurückliegt, befinden sich die Patientinnen/Patienten in der stabilen Phase der chronischen HIV-Infektion. Typisch für diese Phase sind eine relativ niedrige Virusbelastung und ein noch gut funktionierendes Immunsystem. Eine antiretrovirale Behandlung schützt und unterstützt das Immunsystem.
  • Wenn die HIV-Übertragung bereits mehrere Jahre zurückliegt und deutliche Zeichen für einen Zusammenbruch des Immunsystems (z.B. häufige Infektionen, angegriffene Organsysteme etc.) auftreten, ist die Einnahme einer antiretroviralen Kombinationstherapie dringend notwendig. Sie verbessert die Körperabwehr und senkt die Virusbelastung.

Vorteile eines rechtzeitigen Therapiebeginns

Eine rechtzeitige Initialtherapie hat positive Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der HIV-Patientin/des HIV-Patienten. Es kommt zu folgenden Effekten:

  • Aufrechterhaltung einer hohen CD4+-Zellzahl und eine mögliche Vermeidung von irreparablen Schäden des Immunsystems,
  • Senkung des Risikos für HIV-assoziierte Komplikationen (z.B. Tuberkulose, Non-Hodgkin-Lymphom, Kaposi-Sarkom, periphere Neuropathie, HPV-assoziierte Malignome und HIV-assoziierte emotionale bzw.intellektuelle Beeinträchtigungen) sowie
  • starke Senkung des HIV-Übertragungsrisikos.

Signale für den Therapiebeginn

Unter folgenden Umständen ist der Beginn einer antiretroviralen Therapie dringend und zeitnah notwendig:

  • symptomatische HIV-Infektion
  • CD4+-Zellzahlen unter 350/Mikroliter (laut Empfehlung der Europäischen AIDS-Gesellschaft) bzw. unter 500/Mikroliter (laut Empfehlungen einer renommierten amerikanischen AIDS-Gesellschaft),
  • Wunsch der Patientin/des Patienten ihr/sein Übertragungsrisiko zu verringern,
  • Schwangerschaft,
  • Alter >50 Jahre,
  • medikamentöse Immunsuppression, Chemotherapie oder Bestrahlung bei Krebserkrankungen, Transplantationen oder Autoimmunerkrankungen, HIV-assoziierte Nierenschädigung (Nephropathie) und
  • HIV-assoziiertes neurologischen Defizit (HAND),
  • Koinfektion mit Hepatitis B bzw. Hepatitis C.

Günstiger ist es jedoch grundsätzlich, jede HIV-Infektion unabhängig vom Immunstatus und der Viruslast dauerhaft antiretroviral zu behandeln. Denn nach derzeitigem Stand des Wissens bewirkt eine unbehandelte HIV-Infektion regelhaft einen fortschreitenden Immundefekt und geht mit erhöhten Risiken für Infektionserkrankungen, Tumorerkrankungen, vorzeitige degenerative Erkrankungen und Organschäden sowie mit einer erhöhten Sterblichkeit einher.

Es gibt besondere klinische Konstellationen, wie die asymptomatische chronische, niedrig-virämische HIV-Infektion ohne Entwicklung eines Immundefekts (sog. Elite Controller), bei denen ein Nutzen einer antiretroviralen Therapie bisher nicht ausreichend belegt ist.

Hinweis

Resistenzen gegen HIV-Medikamente können auftreten, wenn diese nicht regelmäßig eingenommen werden und damit die Konzentrationen der Wirkstoffe nicht über einem gewissen Mindesttherapiespiegel liegen. Resistente Viren schränken die Therapiemöglichkeiten stark ein und verschlechtern die individuelle Prognose.

Medizinische Behandlung und Betreuung

Die HIV-erfahrene Vertrauensärztin/der HIV-erfahrene Vertrauensarzt begleitet und unterstützt die Patientin/den Patienten von Beginn an. In HIV-Behandlungszentren in Spitälern stehen spezialisierte Ärztinnen und Ärzte für das Medikamenten-Management, gut geschultes Pflegepersonal sowie u.a. die Möglichkeit einer psychologischen Betreuung zur Verfügung. Die Behandlung kann ambulant oder – wenn nötig – zeitweise stationär durchgeführt werden. Die HIV-Therapie ist auch bei spezialisierten niedergelassenen Ärztinnen/Ärzten in Schwerpunktpraxen möglich.

Welche begleitenden Maßnahmen werden gesetzt?

Bei Beginn einer antiretroviralen Kombinationstherapie wird die Patientin/der Patient zuerst über alle Vor- und Nachteile ausführlich informiert. Die Bereitschaft zur regelmäßigen und vollständigen Einnahme der Medikamente ist eine entscheidende Voraussetzung für den Behandlungserfolg.

Begleitend zur antiretroviralen Kombinationstherapie werden ärztliche Kontrollen durchgeführt. Bei guter Verträglichkeit sind im Abstand von acht bis zwölf Wochen Kontrollen mit Blutuntersuchungen vorgesehen. Dabei wird geprüft, ob die Behandlung die Virusbelastung deutlich senkt und das Immunsystem stärkt (Zunahme der CD4+-Helferlymphozyten) und wie sich die Medikamente auf das Blutbild oder andere Organsysteme auswirken.

Antiretrovirale Medikamente können unerwünschte Nebenwirkungen verursachen. Wichtig ist, dass diese frühzeitig erkannt und vermieden werden (z.B. durch Änderung der Medikamentenkombination). Mögliche Nebenwirkungen der HIV-Therapie sind z.B.:

Am Beginn einer ART kann es insbesondere bei ausgeprägter Immunschwäche zu einer starken Aktivierung des Immunsystems kommen. Dabei können z.B. Fieber und/oder Hautausschläge auftreten. Auch eine Re-/Aktivierung bestimmter latenter (schlummernder) Infektionen (z.B. TBC oder Hepatitis B) ist möglich. Daneben können Autoimmunerkrankungen (z.B. Guillain-Barré-Syndrom, systemischer Lupus erythematodes – SLE) oder Krebserkrankungen (z.B. Kaposi-Sarkom, Non-Hodgkin-Lymphom) erstmalig erkennbar werden. Dieses Phänomen wird Immunrekonstitutionssyndrom (IRS) oder immunrekonstitutionelles inflammatorisches Syndrom (IRIS) genannt.

Leben mit HIV

Eine erfolgreiche antiretrovirale Therapie ermöglicht HIV-Positiven ein normales Leben mit nahezu normaler Lebenserwartung. Doch nicht nur die eigene Gesundheit spielt hier eine große Rolle: eine wirksame Therapie führt maßgeblich dazu, dass die HI-Virenlast unter der Nachweisgrenze liegt und somit die betroffene Person das HI-Virus nicht mehr an andere Menschen übertragen kann. Ist die Viruslast nicht mehr nachweisbar, kann HIV auch nicht übertragen werden (U = U meint undetectable = untransmissable).

Wohin kann ich mich wenden?

Die Therapie von HIV/AIDS ist in folgenden Einrichtungen möglich:

  • Krankenhaus (idealerweise mit HIV-Behandlungszentrum),
  • spezialisierte niedergelassene Ärztin/spezialisierter niedergelassener Arzt.

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:

sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.

Hinweis

Personen mit einer HIV-Infektion sind derzeit von der Rezeptgebühr befreit.

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 30. November 2021

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Priv.-Doz. Univ.Prof. (SFPU) Dr. Alexander Zoufaly, Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie, Facharzt für Innere Medizin

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