Verhaltensmaßnahmen
An einem Raynaud-Phänomen Erkrankte sollten sich vor Kälte und Feuchtigkeit schützen. Es sollte dabei der gesamte Körper – insbesondere die Hände z.B. durch Handschuhe – warmgehalten werden. Vor allem schnelle Abkühlung (z.B. bei Kühlregalen) sollte vermieden werden. Betroffene sollten sich zudem vor Verletzungen der Finger besonders gut schützen. Eine Raynaud-Attacke kann sich zurückbilden, wenn die Hände wieder erwärmt werden (z.B. durch warmes Wasser, Händereiben oder Armkreisen).
Nikotinkonsum (auch Passivrauchen) und gefäßverengende Medikamente sollten gemieden werden. Zudem sollten sich Betroffene vor Vibrationen (z.B. durch das Bedienen bestimmter Maschinen) schützen.
Vor- und Nachteile des Einsatzes von Arzneimitteln, die Östrogene enthalten, sollten bei Frauen mit Raynaud-Phänomen besonders sorgfältig abgewogen werden.
Ob Kaffee den Verlauf eines Raynaud-Phänomens beeinflussen kann, ist umstritten. Raynaud-Patientinnen/Patienten sollten daher überprüfen, ob Kaffeekonsum zu einer Veränderung der Häufigkeit bzw. Intensität der Raynaud-Attacken führt.
Hinweis
Bei einigen Patientinnen/Patienten mit primärem Raynaud-Phänomen können diese Verhaltensmaßnahmen ausreichen. Beim sekundären Raynaud-Phänomen ist zusätzlich meist eine medikamentöse Therapie nötig.
Therapie des Raynaud-Phänomens
In erster Linie werden Kalzium-Antagonisten (z.B. Nifedipin) gewählt. Kalzium-Antagonisten, auch Kalziumkanal-Blocker genannt, beeinflussen den Kalziumeinstrom in die Gefäßmuskelzellen und hemmen so die Anspannung der Gefäßmuskulatur. Dadurch weiten sich die Blutgefäße. Es werden dabei in der Regel Arzneimittel eingesetzt, die den Wirkstoff langsam freisetzen, um eine langanhaltende Wirkung zu ermöglichen. Die Dosis wird dabei über einige Wochen langsam gesteigert. In dringenden Situationen (z.B. bei Gefahr einer Gewebeschädigung durch Sauerstoffmangel) werden Arzneimittel gewählt, die den Kalziumkanal-Blocker rasch freisetzen. Eine häufige Nebenwirkung der Raynaud-Therapie mit Kalzium-Antagonisten ist die Entwicklung einer arteriellen Hypotonie (niedriger Blutdruck).
Wenn eine Therapie mit Kalzium-Antagonisten keine ausreichende Wirkung zeigt bzw. nicht möglich ist, können (zusätzlich) andere Medikamente angewendet werden.
Bei manchen Patientinnen/Patienten wirkt das Auftragen einer gefäßerweiternden Nitroglycerin-Salbe. Wenn diese mit Vaseline gemischt wird, treten Kopfschmerzen – eine häufige Nebenwirkung von Nitroglycerin – seltener auf.
Iloprost-Infusionen können zur Vorbeugung und Heilung von Fingergeschwüren bei Sklerodermie eingesetzt werden. Iloprost hat eine ähnliche Wirkung wie das vom Körper produzierte Prostazyklin. Prostazyklin führt zu einer Erweiterung der Blutgefäße und einer Hemmung der Thrombozytenaggregation (erste Phase der Blutgerinnselbildung durch Zusammenschluss von Blutplättchen).
Der Endothelin-1-Rezeptor-Antagonist Bosentan kann das Auftreten von Fingergeschwüren verhindern. Das natürliche Hormon Endothelin-1 führt zu einer ausgeprägten Gefäßverengung. Bosentan hemmt dessen Wirkung.
Auch Therapieversuche mit folgenden Medikamenten können vorgenommen werden:
- Angiotensin-Rezeptor-Blocker: hemmen die Wirkung des gefäßverengenden Hormons Angiotensin-II;
- Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer): hemmen das gefäßverengende Enzym Phosphodiesterase V (z.B. Sildenafil);
- bestimmte Antidepressiva (SSRI – z.B. Fluoxetin).
Bei einem hohen Risiko für eine Gewebeschädigung kann in seltenen Fällen eine Blockierung der sympathischen Nervenversorgung der Blutgefäße vorgenommen werden.
Positive Wirkungen der folgenden manchmal angewendeten Therapien konnten in klinischen Studien noch nicht ausreichend nachgewiesen werden:
- Akupunktur,
- Botulinum-Toxin (z.B. Botox),
- Low-Level-Laser-Therapie (Behandlung mit „sanften“ Laserstrahlen),
- Biofeedback,
- Rückenmarkstimulation (Beeinflussung der Aktivität von Nervenzellen im Rückenmark durch elektrischen Strom) sowie
- beheizbare Handschuhe.
Es konnte in klinischen Studien nicht nachgewiesen werden, dass eine Verhaltenstherapie allgemein für Menschen mit Raynaud-Phänomen hilfreich ist. Eine Verhaltenstherapie kann jedoch bei Menschen mit Raynaud-Syndrom, die an einer Angststörung leiden, hilfreich sein, um u.a. das Raynaud-Syndrom eventuell positiv zu beeinflussen.
Der Raynaud Condition Scale (RCS) kann herangezogen werden, um zu überprüfen, ob Verhaltensmaßnahmen bzw. eine Therapie zu einer Verbesserung der Beschwerden führen.