Poliomyelitis
Die Kinderlähmung (Poliomyelitis, kurz Polio) ist eine hochinfektiöse Viruskrankheit, die zu Lähmungen der Arme, Beine und der Atmung führen kann. Die Krankheit konnte noch nicht weltweit ausgerottet werden. Noch immer werden aus Pakistan und Afghanistan als letzte Polioländer Fälle von Polio gemeldet.
Erreger: Poliovirus mit drei Serotypen; bei einer Infektion vermehrt sich das Virus zunächst im Darm und befällt dann motorische Nervenzellen (Motoneurone).
Verbreitung: Asien, siehe oben. Die Erkrankung kommt so gut wie nie bei Touristen vor. In Österreich ist der letzte Fall von Polio 1980 aufgetreten.
Übertragung: Schmutz- und Schmierinfektion, Infektionsquellen sind Rachensekret und Stuhl infizierter Personen oder auch kontaminierte Nahrungsmittel und Wasser.
Inkubationszeit: vier bis zehn Tage.
Beschwerdebild: Mehr als 90 Prozent der Infektionen verlaufen beschwerdelos. Kommt es zu Symptomen, so sind drei verschiedene Krankheitsverläufe möglich:
- Es kommt zu etwa zwei Tage andauernden leichten, unspezifischen Beschwerden wie Fieber, Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen. Auch Durchfall und Erbrechen treten auf, da sich das Virus zunächst im Darm vermehrt. Die Beschwerden klingen nach kurzer Zeit wieder ab, das Nervensystem wird nicht infiziert. Man spricht von abortiver („abgeschwächter“) Poliomyelitis.
- Bei der sogenanntennichtparalytischen Poliomyelitis wird das Nervensystem infiziert, es treten aber keine Lähmungserscheinungen auf. Die Symptome sind zunächst gleich wie bei der abortiven Poliomyelitis, nach etwa einer Woche Beschwerdefreiheit entwickeln die Betroffenen zudem eine Hirnhautentzündung (aseptische Meningitis). Diese macht sich durch erneuten Fieberanstieg, Kopfschmerzen, Nackensteife, Lichtempfindlichkeit sowie Bewusstseinstrübungen bemerkbar.
- In etwa einem Prozent der Fälle geht die Erkrankung in die schwerwiegendste Form über: die „echte“ Kinderlähmung bzw. paralytische Poliomyelitis. Nach zwei bis drei Tagen Besserung treten plötzlich („über Nacht“) Lähmungserscheinungen – vor allem an den Extremitäten - auf. Auch Bauch, Brustkorb oder Augenlider können betroffen sein, typisch ist eine asymmetrische Verteilung. Kommt es zu einem Ausfall der Atemmuskulatur bzw. einer Beteiligung der Hirnnerven, kann die Erkrankung tödlich sein. Die Sterblichkeit liegt bei zwei bis 20 Prozent.
Der Heilungsprozess nach einer Poliomyelitis dauert sehr lange, die Symptome bilden sich meist innerhalb zweier Jahre zurück. Es können jedoch dauerhafte Lähmungen und Spätschäden (z.B. Gelenkfehlstellungen, Arm- oder Beinlängendifferenz) zurückbleiben. Ein erneutes Auftreten von Lähmungserscheinungen ist auch Jahrzehnte nach der Infektion noch möglich, man spricht von Post-Polio-Syndrom. Es ist zusätzlich durch extreme Müdigkeit, Muskelschmerzen und Muskelschwund (Muskelatrophie) charakterisiert.
Diagnose: Nachweis des Erregers oder von Antikörpern.
Therapie: Es ist keine ursächliche Behandlung möglich.
Vorbeugung: Schutzimpfung; Die Schutzimpfung ist in Österreich im kostenfreien Impfprogramm enthalten und wird generell allen Personen empfohlen.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 21. August 2018
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ. Prof. Dr. Herwig Kollaritsch