Da sich ein Leistenbruch sich in der Regel nicht von selbst zurückbildet, wird empfohlen, einen Leistenbruch zu operieren. Alternativ werden nach wie vor noch sogenannte Bruchbänder angeboten. Diese können jedoch den Bruch nicht beheben und eine Enklemmung nicht verhindern, sondern durch Druck auf die Haut sogar zu einer Schädigung des Gewebes führen. Weiteres kann durch eine Operation des Leistenbruchs einer Einklemmung (Inkarzeration) vorgebeugt werden. Eine Einklemmung der Baucheingeweide ist sehr schmerzhaft und stellt eine bedrohliche Komplikation dar, die unverzüglich operiert werden muss.
Bei symptomlosen Leistenbrüchen ist eine Operation nicht dringlich. Hier ist prinzipiell zunächst auch ein Abwarten im Sinne eines „watchful waitings“ möglich. Das bedeutet eine abwartende Haltung, mit regelmäßigen ärztlichen Kontrollen.
Hinweis
In Studien zeigte sich allerdings, dass ca. ¾ jener Patienten, die initial nicht operiert wurden, im Langzeitverlauf doch operiert wurden. Dies liegt an der nahezu immer beobachtbaren Grössenzunahme mit Beschwerdeentwicklung des Bruches. Ausserdem können Einklemmungen auch bei zuvor symptomlosen Brüchen auftreten, sodass aus chirurgischer Sicht eine Operation angezeigt ist.
Operationsverfahren
Für eine Behandlung eines Leistenbruchs stehen prinzipiell viele beschriebene Operationstechniken zur Verfügung. Zu den häufigsten Techniken in Österreich zählen:
- Kunststoffverstärkende Techniken: Bei dieser Operationsmethode wird die schwache Bauchdecke mit einem nicht resorbierbaren Kunststoffnetz unterstützt. Durch den Gebrauch von Netzen können Leistenbrüche spannungsfrei behandelt werden. Man unterscheidet
- offene Technik (Lichtenstein-Methode): Die OP erfolgt über einen Schnitt in der Leistenregion. Nachdem der Inhalt des Bruchsackes in den Bauchraum zurückgedrängt wurde, wird die Bruchstelle mit einem Kunststoffnetz bedeckt, um die Leistenregion zu verstärken. Es kann auch offen mit selbstexpandierbaren Netzen die Leiste von hinten verstärkt werden (TIPP)
- Endoskopische und laparoskopische Technik: Bei dieser Methode sind nur wenige kleine Bauchschnitte (zwischen fünf und zwölf Millimeter) nötig. Der Leistenbruch wird mithilfe einer Videokamera und Miniaturinstrumenten vom Bauchraum aus (TAPP) oder vor dem Bauchfell (TEP) mit einem Kunststoffnetz verschlossen. Ausführliche Informationen finden Sie unter Untersuchungsmethoden.
- Nahttechniken: Um den Bruch im Leistenkanal zu schließen, wird der Bruchsack zurückgedrängt und das Bauchfell und die Muskelschichten werden vernäht. Ein großer Nachteil dieser Operationstechnik ist eine hohe Spannung in der Nahtreihe. Diese entsteht dadurch, dass Gewebe zusammengenäht wird, das normalerweise ohne Spannung nebeneinander liegt. Nahttechniken begünstigen daher das Wiederauftreten eines Leistenbruches (Rezidivhernie).
Hinweis
Eine Vollnarkose ist bei offenen Operationen nicht zwingend notwendig. Mithilfe von modernen Verfahren können Leistenbruch-Operationen auch in Regional- oder Lokalanästhesie durchgeführt werden.
Worauf ist nach der Leistenbruch-OP zu achten?
Nach einer Leistenbruch-OP ist meist nur ein kurzer stationärer Krankenhausaufenthalt erforderlich. Komplikationen treten selten auf. Am ehesten ist mit Blutergüssen zu rechnen, die sich in der Regel selbst auflösen. Wie lange sich die Patientin/der Patient nach der Operation körperlich nicht anstrengen soll, muss mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt besprochen werden.