Ein Leistenbruch heilt nicht von allein. Die einzig mögliche Behandlung ist ein operativer Verschluss der Bruchlücke. Bruchbänder, die den Bruchsack in den Bauchraum zurückdrängen sollen, stellen keine Alternativen zur Operation dar. Nicht nur dass diese den Leistenbruch nicht beheben können, leidet die Haut und das darunterliegende Gewebe darunter. Das kann zu unangenehmen Druckgeschwüren führen.
Wann ist eine Operation angezeigt?
Verursacht der Leistenbruch keine oder nur geringe Beschwerden, ist in der Regel keine sofortige Operation erforderlich, und der Eingriff kann in Ruhe geplant werden. Allerdings raten Ärztinnen/Ärzte, dass sich Frauen mit einem Leistenbruch möglichst bald nach der Diagnose operieren lassen - auch wenn der Bruch keine Beschwerden verursacht. Denn bei Frauen kann es häufiger zu Komplikationen kommen.
Bei Männern kann in bestimmten Fällen auch länger zugewartet werden: Verursacht der Bruch keine oder nur geringe Beschwerden und ist das Risiko für Komplikationen gering. Eine Operation kann zunächst auch aufgeschoben und die weitere Entwicklung des Leistenbruchs abgewartet werden. Wichtig sind in diesem Fall aber regelmäßige ärztliche Kontrollen. Zudem sollte der Betroffene, sobald Beschwerden auftreten, eine Ärztin/einen Arzt aufsuchen. Fachleute bezeichnen dieses Vorgehen des „Abwartens und Beobachtens“ auch als “watchfull waiting“. Entschließt sich der Patient, mit der Operation zu warten, empfehlen Medizinerinnen/Mediziner u.a., mit dem Rauchen aufzuhören, einen etwaigen Diabetes gut zu behandeln und bei Übergewicht abzunehmen. All das kann dabei helfen, dass sich der Bruch nicht verschlechtert und keine Operation notwendig wird.
In den meisten Fällen raten Ärztinnen/Ärzte aber zu einer möglichst zeitnahen Operation. Zum einen verschlechtern sich mit der Zeit bei vielen Betroffenen die Symptome: Der Bruch kann größer werden und zunehmende Schmerzen verursachen. Zum anderen besteht auch bei symptomlosen Brüchen die Gefahr von gefährlichen akuten Komplikationen wie beispielsweise einem Darmverschluss oder Absterben des Darms. Dann ist schnelles Handeln notwendig, und eine Notoperation ist unumgänglich. Besser ist es, eine Operation ohne Zeitdruck und in Ruhe zu planen.
Wie wird die Operation durchgeführt?
Bei der Operation wird der Bruchsack in die Bauchhöhle zurückgedrängt. Danach engt die Chirurgin/der Chirurg die Lücke in der Bauchwand unter Schonung der Gebilde ein, die den Leistenkanal passieren. Um zu verhindern, dass der Leistenbruch wiederkommt, wird dabei meist über der Bruchlücke ein feines Kunststoffnetz eingesetzt. Dadurch kann in vielen Fällen einem Rückfall vorgebeugt werden. In bestimmten Fällen (z.B. bei kleinen Brüchen und stabilem Bindegewebe oder bei Kindern und Jugendlichen) wird die Lücke lediglich mit einer Naht verschlossen und kein Kunststoffnetz eingebracht.
Abhängig von der individuellen Situation der Patientin/des Patienten kann die Operation entweder offen über einen größeren Schnitt in der Bauchwand oder endoskopisch, also per Schlüssellochoperation durchgeführt werden. Bei dieser Methode setzt die Chirurgin/der Chirurg drei kleine (schlüssellochgroße) Schnitte. Durch diese führt die Chirurgin/der Chirurg eine Videokamera und die Operationsinstrumente in die Bauchhöhle (TAPP) oder vor dem Bauchfell (TEP) ein.
Gemeinsam mit der Patientin/dem Patienten entscheidet die Chirurgin/der Chirurg, ob die Operation offen oder laparoskopisch, mit Vollnarkose, Rückenmarksnaher Anästhesie oder örtlicher Betäubung durchgeführt wird. Auch ob das Einbringen eines Kunststoffnetzes angezeigt ist, wird in diesem Beratungsgespräch erörtert. Bei der Wahl der geeigneten Methode spielen u.a. das Alter und der Gesundheitszustand der Patientin/des Patienten, aber auch die Lage und Größe des Bruchs eine Rolle. Zudem ist von Bedeutung, ob der Bruch einseitig oder beidseitig vorhanden ist bzw. ob es sich um einen erneuten Bruch (Rezidiv) handelt.
Prinzipiell hat die laparoskopische Operation leichte Vorteile gegenüber der offenen Methode. So heilen die Wunden schneller, die Betroffenen sind früher wieder belastbar und haben meist weniger Schmerzen nach der Operation. Dennoch ist die Operationsmethode nicht für jede Patientin/jeden Patienten optimal und anwendbar.
Nach einer Leistenbruchoperation ist meist nur ein kurzer Aufenthalt im Krankenhaus notwendig. In vielen Fällen kann die Patientin/der Patient noch am Tag der Operation oder am Folgetag nach Hause gehen. Wie lange sich die Patientin/der Patient nach der Operation körperlich nicht anstrengen soll, muss mit der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt besprochen werden. Grundsätzlich gilt, dass alles was schmerzfrei möglich ist auch erlaubt ist.