Soziale Beziehungen und Gesundheit
Inhaltsverzeichnis
Hinweis
Dieser Artikel befasst sich mit sozialen Beziehungen zwischen Einzelpersonen oder kleinen Gruppen wie etwa das nahe soziale Umfeld. Auch große soziale Gruppen wie zum Beispiel Staaten können in Beziehung zueinander stehen und gegenseitig aufeinander einwirken. Zudem haben Gesellschaft und Politik Einfluss auf die Gesundheit.
Soziale Beziehungen: Was ist das?
Soziale Beziehungen mit Menschen im Umfeld bzw. ein soziales Netz wie etwa Familie, nahe Bekannte oder Partner:innen begleiten durch den Alltag und unterstützen u.a., mit Krisen und Konflikten nicht allein zu sein.
Der Gesundheitsbericht 2022 des Sozialministeriums zeigt, dass im Vergleich zu 2010 weniger soziale Beziehungen bzw. Netzwerke zu beobachten sind. Dennoch liegt Österreich diesbezüglich noch über dem EU-Durchschnitt – europäisch im Mittelfeld.
Fachleute gehen allerdings davon aus, dass Verstädterung und Digitalisierung des Alltags soziale Kontakte verringern. Jede zehnte Person dürfte demnach sozial isoliert sein. Informationen zu möglichen gesundheitlichen Folgen von Isolation sowie Tipps gegen Einsamkeit finden Sie unter Einsamkeit bewältigen.
Warum sind soziale Beziehungen wichtig für die Gesundheit?
Fachleute nehmen an, dass dauerhafte soziale Beziehungen langfristig eine positive Auswirkung auf die Gesundheit haben. Soziale Beziehungen wirken sich positiv auf das Selbstvertrauen sowie das Lernen von Bewältigungsstrategien aus. Zudem haben Menschen mit besserer sozialer Vernetzung besseren Zugang zu materiellen Möglichkeiten – wie etwa Geld. Dies kann wiederum die Gesundheit positiv beeinflussen. Soziale Beziehungen unterstützen auch dabei, sich mit Werten bzw. Normen auseinanderzusetzen. Sie können zudem positive Auswirkungen auf das Gesundheitsverhalten haben, zum Beispiel gesunde Ernährung oder Bewegung.
Initiativen der Gesundheitsförderung unterstützen etwa den Aufbau bzw. die Pflege sozialer Beziehungen und Netzwerke, zum Beispiel im Bereich Nachbarschaft. Die Gesundheit durch sozialen Zusammenhalt zu stärken ist auch eines der zehn Gesundheitsziele für Österreich. Nähere Informationen finden Sie auf der Website Gesundheitsziele Österreich. Informationen zu Gesundheit und Chancengerechtigkeit finden Sie unter Gesundheit in allen Politikfeldern.
Können soziale Beziehungen auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben?
Manchmal können soziale Beziehungen auch negative Auswirkungen haben. Sie können als belastend empfunden werden, zum Beispiel bei andauernden Konflikten oder bei Gewalt.
Zu den möglichen gesundheitlichen Folgen belastender sozialer Beziehungen zählen u.a.:
- verringerter Selbstwert,
- chronischer Stress sowie
- depressive Symptome.
Die Belastungen können sich auch negativ auf das Gesundheitsverhalten auswirken – etwa durch geringere Motivation für einen gesunden Lebensstil. Coping bzw. sich Hilfe zu suchen, kann zum Beispiel dabei helfen, mit Stress sowie schwierigen Beziehungen umzugehen.
Soziale Unterstützung: Was ist das?
Soziale Unterstützung sowie auch emotionale Unterstützung hilft je nach Bedürfnis bzw. Situation, z.B. im Haushalt oder durch gemeinsame Aktivitäten. Sie ermöglicht auch positive soziale Kontakte. Zudem kann dadurch ein Gefühl der Zugehörigkeit bzw. des sozialen Rückhalts entstehen. Weiters kann man durch Inanspruchnahme von sozialer Unterstützung auch die eigenen Fähigkeiten besser einschätzen lernen und weiß eher, wo man Hilfe findet und wann man sie benötigt.
Welche Formen von sozialer Unterstützung gibt es?
Soziale Unterstützung kann in unterschiedlicher Weise erfolgen. Fachleute unterscheiden:
- Instrumentelle Unterstützung: Dazu zählen zum Beispiel finanzielle Unterstützung, Bereitstellung von Gegenständen, Hilfe beim Transport, bei der Kinderbetreuung oder etwa im Haushalt. Instrumentelle Unterstützung hilft dabei, praktische Probleme zu lösen. Dadurch bleibt auch mehr Zeit für Erholung und Raum, Schwierigkeiten zu bewältigen.
- Emotionale Unterstützung: Hierzu zählen etwa Gespräche über Gefühle und Sorgen, das Zeigen von Zuneigung sowie Akzeptanz. Emotionale Unterstützung kann helfen, die Bedrohlichkeit von kritischen Ereignissen zu senken, das Selbstvertrauen zu stärken sowie persönliche Bewältigungsstrategien zu verbessern.
- Freundschaftliche Unterstützung: Hier gehört das Anbieten von gemeinsamen Aktivitäten dazu: Filme ansehen, Bewegung machen, ausgehen oder etwa reisen bzw. Ausflüge machen. Freundschaftliche Unterstützung bietet u.a. eine Erholung und auch Entlastung von den Anforderungen bzw. Herausforderungen des Alltags und kann positiv ablenken.
- Informationelle Unterstützung: Dazu zählen zum Beispiel das Weitergeben von hilfreichen Informationen oder Vorschläge für Handlungsmöglichkeiten. Informationelle Unterstützung – zum Beispiel die Weitergabe von hilfreichen Broschüren – erweitert den Wissensschatz und erleichtert die Inanspruchnahme von Hilfe.
- Bestätigung, Feedback bzw. soziale Vergleiche: Dazu zählen etwa hilfreiche Rückmeldungen durch unterstützende nahstehende Personen bzw. Bekannte zum eigenen Verhalten. Diese können u.a. eine Orientierung zu sozialen Normen bzw. Werten geben und die Akzeptanz von Gefühlen und Gedanken fördern.
Wie kann soziale Unterstützung die Gesundheit fördern?
Soziale Unterstützung ist förderlich für die Gesundheit. Fachleute nehmen an, dass soziale Unterstützung vor allem in stressigen Situationen bzw. Zeiten kritischer Ereignisse manche gesundheitlichen negativen Folgen vermindern kann. Zum Beispiel nach dem Verlust einer nahe stehenden Person. Die Fachwelt nimmt zudem an, dass soziale Unterstützung allgemein eine positive Wirkung auf Gesundheit und Wohlbefinden hat.
In manchen Lebensphasen kann soziale Unterstützung besonders wichtig sein, zum Beispiel nach einer Geburt, bei Arbeitslosigkeit oder im Alter. In der Gesundheitsförderung spielen auch Unterstützungen für die soziale Integration in der Nachbarschaft, der Gemeinden sowie in Lebenswelten wie Beruf, Schule etc. eine große Rolle.
Ob man soziale Unterstützung als hilfreich empfindet, hängt auch davon ab, ob man diese tatsächlich als Hilfe wahrnimmt. Bereits die Gewissheit bzw. das Gefühl von zur Verfügung stehender Unterstützung kann Stress und mögliche negative Folgen abmildern. Etwas mehr als die Hälfte der befragten Personen des Gesundheitsberichts 2022 (Sozialministerium) rechnet – bei Bedarf – mit einer hohen sozialen Unterstützung. Geringe emotionale Unterstützung hingegen kann etwa mit höheren gesundheitlichen Risiken verbunden sein – zum Beispiel Rauchen oder Übergewicht.
Soziales Engagement: Förderung der eigenen Gesundheit als Helfer:in
Auch für die Menschen, die sich sozial bzw. ehrenamtlich engagieren, kann sich dies positiv auf ihre eigene Gesundheit auswirken. Zu den möglichen Vorteilen zählen:
- Sinnfindung,
- Persönlichkeitsentwicklung sowie
- besseres psychisches Wohlbefinden.
So berichten laut Panel Gesundheitsförderung 2024 jüngere Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, über eine höhere Lebenszufriedenheit sowie besseres psychisches Wohlbefinden. Auch hochaltrige Personen ab 80 Jahren, die sich noch ehrenamtlich engagieren, fühlen sich demnach seltener einsam, häufiger sozial eingebunden und haben eine höhere Lebenszufriedenheit. In der Broschüre „Engagiert gesund bleiben. Seniorinnen und Senioren im Porträt“, die im Rahmen des Projektes „Engagiert gesund bleiben!“ erstellt wurde, berichten aktive, ältere Personen über ihr Engagement und damit verbundene Vorteile.
Als helfende Person ist es allerdings auch wichtig, auf sich bzw. Selbstfürsorge zu achten. Das unterstützt zudem, gut für andere da sein zu können.
Wo finde ich weitere Informationen?
Weitere Informationen zum Thema soziale Beziehungen und Gesundheit bzw. soziale Unterstützung finden Sie zum Beispiel unter:
- Initiative „Auf gesunde Nachbarschaft!“ (FGÖ)
- „Die Sorgende Gemeinde“ – Caring Communities
- Gesundheitsinformationen für zugewanderte Menschen (inkl. Erklärvideos in mehreren Sprachen)
- Einsamkeit überwinden
- Wohnen im Alter
- Pubertät: Psyche und Soziales
- Familie
- pflege.gv.at (BMASGK)
- Frühe Hilfen (GÖG)
- Soziale Dienste (oesterreich.gv.at)
- freiwillig-engagiert.at (Online-Plattform der Servicestelle für Freiwilliges Engagement in Österreich)
Tipp
Informationen zu sozialen Netzwerken im Internet finden Sie unter Social Media, Internet & Co.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 3. Juli 2025
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Fonds Gesundes Österreich