Kinder zeigen meist eine erfrischende Offenheit. Sie drücken oft ungezwungen ihre Emotionen aus. Kinder lernen im Lauf der Entwicklung ihre Gefühle zu unterscheiden, adäquat auszudrücken und damit umzugehen. Als Eltern sind Sie von Anfang als „Dolmetscher“ gefragt. Beim Baby, weil es noch nicht sprechen kann, beim kleinen Kind, weil es Gefühle noch nicht benennen kann. So zeigt sich Trauer bei Klein- und Vorschulkindern oft indirekt durch psychosomatische Beschwerden oder Verhaltensauffälligkeiten. Eltern können ihnen helfen, diese Gefühle und die anderer zu benennen und somit einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung ihres Kindes leisten. Dabei sind alle Gefühle gleich wichtig und erfordern einen entsprechenden Umgang.
Kleine „Rumpelstilzchen“
Wut oder Aggression stellt Eltern meist vor eine besondere Herausforderung. Das Kind hat immer einen Grund für sein Verhalten. Es ärgert sich z.B. (genauso wie Erwachsene auch), wenn seine Wünsche und Bedürfnisse nicht genug erfüllt werden. Im Lauf der Entwicklung stößt ein Kind immer wieder an seine Grenzen. Ständig gibt es etwas, das es noch nicht kann und erst lernen muss. Die naturgegebene Neugier und Lernfreude kommt den Kleinen sehr entgegen, aber auch die sogenannte „Frustrationstoleranz“ wird geschult. D.h., sie lernen es auszuhalten, wenn einmal etwas nicht klappt. Das ist eine Fähigkeit, die das ganze Leben lang von großem Wert ist.
Das Gefühl der Wut bewusst zu machen, es benennen zu helfen und auf „harmlose“ Weise auszudrücken (z.B. Pölster auf den Boden werfen), hilft Kindern, einen konstruktiven Umgang mit Aggression zu lernen. Bewegung ist ein gutes Ventil für Wut – das merken auch Erwachsene, wenn sie z.B. nach einem harten Arbeitstag laufen gehen oder Kampfsport betreiben. Denn Aggression ist per se nichts Negatives und längst nicht mit Gewalt gleichzusetzen. Sie bietet auch viel Potenzial, das schöpferisch oder als Motivation genutzt werden kann. Aber das „Wie“ ist bei dieser Emotion mehr als entscheidend. Jeder Mensch hat von Zeit zu Zeit Aggressionen, das ist ganz natürlich. Gewalt ist leider etwas, das meist gelernt wird (z.B. durch ein schlechtes Vorbild). Unkontrollierte, häufige Wutanfälle bei Kindern sollten fachmännisch abgeklärt werden.
Achtung!
Körperliche und psychische Gewalt dürfen in der Erziehung keinen Platz finden. Zudem sind sie gesetzlich verboten. Wenn Sie in einer kritischen Situation nicht mehr weiter wissen oder Angst haben, in eine solche zu geraten, kontaktieren Sie zum Beispiel eine Familienberatungsstelle. Dort hilft man Ihnen weiter.
Das Gefühl der Geborgenheit in der Familie
Die Familie bzw. Mama/Papa oder eine andere primäre Bezugsperson ist der Hafen für ein Kind. Aus dieser Geborgenheit heraus hat es den Rückhalt, die Umgebung und das Leben zu erkunden. So wie sich Partner freuen, wenn sie Zuneigung bekommen, freuen sich auch Kinder. Kinder sind „die Schwächeren“ im Gegensatz zu Erwachsenen. Sie brauchen die Rücksichtnahme und Unterstützung ihrer Erziehungsberechtigten. Für die kindliche Entwicklung ist mindestens eine Bezugsperson wichtig. Mehr über Bindung und warum dafür ein gewisses Feingefühl notwendig ist, erfahren Sie unter Eltern-Kind-Bindung.
Unerfüllte Wünsche
Kinder können auch recht hartnäckig sein, wenn sie sich etwas wünschen. Können Sie einem Wunsch nicht nachgehen, z.B. weil Sie gerade keine Zeit haben oder weil es sich finanziell nicht ausgeht, erklären Sie Ihrem Kind die Gründe. Sie können auch gemeinsam nach einer alternativen Lösung suchen bzw. Prioritäten setzen (z.B.: „Was wünscht du dir mehr?“).
Gemeinsam mit Klarheit zu Lösungen finden
Eigene Wahrnehmungen in der „Ich“-Form formuliert (z.B.: „Ich werde wütend, wenn . . . ) weisen nicht automatisch Schuld zu und äußern klar, was Sache ist. Wünsche, die explizit geäußert werden (z.B.: „Ich möchte, dass du dein Spielzeug zusammenräumst“), helfen dem Kind, sich zu orientieren. Sie können Ihrem Kind zu Beginn auch Unterstützung bieten und ihm zeigen, wie etwas geht. Seien Sie konsequent und suchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind nach Lösungen.
Unter Konflikte & Probleme bewältigen erfahren Sie mehr zu konstruktiver Konfliktlösung, Gewalt und Familientherapie. Tipps zur Gestaltung eines abwechslungsreichen Familienlebens sowie zur Kommunikation finden Sie unter Lebendiges Familienleben.