Bei OPS sind grundsätzlich zwei grundlegende Einteilungen üblich:
- Primäre Schädigungen des Gehirns: mit direkter Veränderung der Hirnsubstanz z.B. Gehirntumor.
- Sekundäre Schädigungen des Gehirns: durch andere körperliche Erkrankungen z.B. durch die Nervenzellen schädigende Stoffwechselprodukte.
Es gibt eine Vielzahl an psychischen Störungen, die organisch bedingt sind. Hirnschädigungen führen zu individuell unterschiedlichen Beschwerden. Das hängt auch damit zusammen, dass die Bewältigungsmechanismen verschieden sind. Unter anderem sind sie von folgenden Faktoren abhängig:
- Alter,
- allgemeinem Gesundheitszustand,
- früheren Krankheiten sowie
- aktuellen Erkrankungen,
- der Persönlichkeit und
- sozialer Unterstützung.
Im Folgenden sind die wichtigsten Formen organisch psychischer Störungen angeführt.
Organisches amnestisches Syndrom
Unter dem Begriff „amnestisches Syndrom“ werden eine Merkfähigkeitsstörung (neuer Informationen) und ein Gedächtnisverlust zusammengefasst. Dabei liegen folgende Merkmale vor:
- Neues lernen ist schwer möglich,
- gestörtes Gedächtnis (länger zurückliegende Ereignisse können besser erinnert werden)
- Hirnschädigung (z.B. durch eine Verletzung, Sauerstoffunterversorgung, Kohlenmonoxidvergiftung, Mangel an Thiamin, Unterzuckerung) bzw. Hirnerkrankung (z.B. Blutungen, Entzündungen).
Es kann auch zu Änderungen im Gefühlsleben kommen. Zudem sind Symptome einer Amnesie möglich. Die Gedächtnisstörungen können von unterschiedlicher Dauer sein und sich – je nach Ursache und individueller Prognose – gegebenenfalls wieder zurückbilden.
Delir
Ein Delir ist eine akute Erkrankung, die sofortiger medizinischer Hilfe bedarf. Zudem unterliegt sie tageszeitlichen Schwankungen. Nachts sind die Symptome stärker ausgeprägt.
Bei einem Delir kommt es zu folgenden Symptomen:
- Störungen des Bewusstseins (von Schläfrigkeit bis hin zum Koma) und der Aufmerksamkeit,
- Störungen der Kognition,
- Störungen der Wahrnehmung (z.B. Halluzinationen, Wahnideen),
- Störungen des Langzeitgedächtnisses,
- „Filmrisse“, „Black-out“,
- Schlafstörungen (z.B. Schlaflosigkeit, Umkehr von Tag-Nacht-Rhythmus, Albträume),
- verminderter oder vermehrter Bewegungsdrang bzw. abrupter Wechsel zwischen diesen,
- Gefühlsbeeinträchtigungen z.B. Depression, Angst, Reizbarkeit, Manie, Teilnahmslosigkeit, Ratlosigkeit.
Zu den Risikofaktoren für ein Delir zählen vor allem:
Man unterscheidet ein organisches und ein substanzbezogenes (z.B. durch Alkohol oder Drogen verursachtes) Delir. Auch rund um eine Vollnarkose kann ein Delir auftreten. Zudem können Gehirnhautentzündungen, Gefäßerkrankungen sowie Störungen im Hormon- sowie Elektrolythaushalt zu einem Delir (z.B. Schilddrüsenfunktionsstörungen, Über-/Unterzucker, zu wenig Calcium, zu viel Calcium, zu wenig Natrium im Blut) führen.
Demenz
Bei Demenz sterben Gehirnzellen aufgrund krankhafter Prozesse rascher als für den Altersprozess üblich ab. Zunehmende Vergesslichkeit und Beeinträchtigung wichtiger Gehirnfunktionen kennzeichnen diese Erkrankung. Schwierigkeiten bei Alltagstätigkeiten sowie in sozialen Kontakten erschweren zudem Betroffenen das Leben. Nähere Informationen zu den unterschiedlichen Demenzformen, deren Diagnose und Behandlung finden Sie unter Demenz.
Organisch affektive Störung & organisch emotional labile Störung
Affektive Störungen betreffen die Stimmungslage. Die Depression ist eine Erkrankung, die sich unter anderem durch eine niedergedrückte Stimmungslage, das Gefühl der Hoffnungslosigkeit oder sozialen Rückzug äußert. Es gibt verschiedene Formen der Depression, die sich durch Krankheitsdauer und Ausprägungsgrad unterscheiden.
Bei organisch depressiven Störungen liegt eine Hirnschädigung bzw. eine Gehirnfunktionsstörung vor. Zum Beispiel:
Auch manische Symptome können organisch bedingt sein (z.B. bei Schädigungen des Frontallappens des Gehirns). Eine sogenannte „Affektinkontinenz“ (Affektlabilität) ist ein Zustand, bei dem Lachen oder Weinen in Ausmaß und Art nicht mit der Stimmung und Situation übereinstimmen – hervorgerufen durch unterschiedliche Hirnschädigungen.
Organische Angststörung
Organische Angsterkrankungen haben – wie nicht organische – viele Facetten z.B. Phobien (konkrete Ängste vor Situationen/Tieren etc.) oder Panikattacken.
Zu den häufigsten Ursachen zählen:
- Hirnerkrankungen (z.B. Hirninfarkt und –blutung, Schädel-Hirn-Trauma, Hirntumoren, Migräne, Morbus Parkinson),
- internistische Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenüberfunktion, Unterzuckerung, Herzfehler) sowie
- Medikamente/Drogen (z.B. Thyroxin, Koffein, Kokain, Alkohol(-entzug), Entzug von Beruhigungsmitteln).
Organisch wahnhafte Störung
Ein Wahn ist eine Überzeugung, die jedoch keinen realistischen Hintergrund hat und für niemanden außer den Betroffenen gut nachvollziehbar ist (z.B. Verfolgungswahn oder Beziehungswahn). Sie ist eine absolute Überzeugung in der Wirklichkeit der betroffenen Person. Für diese ist diese Vorstellung echt. Wahn ist nicht gleichzusetzen mit einer Schizophrenie bei der noch weitere Symptome auftreten. Wahnideen haben unterschiedliche Ursachen, mitunter auch organisch, z.B. im Rahmen einer Demenz oder nach Hirnentzündungen bzw. -verletzungen. Am häufigsten kommt es dabei zu dem Wahn verfolgt oder bestohlen zu werden.
Organische Persönlichkeits- und Verhaltensstörung
Persönlichkeitsstörungen äußern sich in starren Gefühlen und Verhaltensweisen. Sie betreffen das gesamte Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Verhalten eines Menschen. Verhaltensstörungen können unterschiedlichste Ausprägungen haben. Bei organischen Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen liegt eine Erkrankung, Schädigung oder Funktionsstörung des Gehirns vor (z.B. Degeneration im Vorder- oder Schläfenlappen des Gehirns, Schädel-Hirn-Trauma, Infarkte im Vorderlappen des Gehirns, Blutungen). Die Patientin/der Patient nimmt diese Persönlichkeitsveränderung oft nicht selbst wahr.
Zu typischen Veränderungen aufgrund einer organischen Ursache zählen:
- Verlust von Interesse,
- wenig ausgeprägte Gefühlsäußerungen,
- Störungen der Impulskontrolle (z.B. in Form von überschießender Sexualität oder durch übermäßigen Substanzgebrauch wie von Alkohol),
- Mangel an Mitgefühl,
- unsoziales Verhalten,
- großes Misstrauen.
Weitere organische psychische Störungen
Weiters gibt es auch noch folgende organisch bedingte psychische Störungen:
- katatone (mit Bewegungsstörungen einhergehende) Störungen,
- dissoziative (die Wahrnehmung betreffende) Störungen sowie
- leichte kognitive Störungen (Mild Neurocognitive Disorder).
Auch Halluzinationen, Schlafstörungen und sexuelle Funktionsstörungen können ihre Ursache in körperlichen Erkrankungen oder Schädigungen des Gehirns haben.