Fasten
Inhaltsverzeichnis
Was ist Fasten?
Fasten ist der freiwillige Verzicht auf Nahrung, Getränke und Genussmittel über einen begrenzten Zeitraum. Je nach Art des Fastens wird vollständig oder nur teilweise auf Nahrung verzichtet. Krankhaftes Fasten bzw. Hungern tritt bei Essstörungen wie der Magersucht oder der Bulimie auf. Beispiele für Fastenkuren finden Sie unter Welche Arten des Fastens gibt es?
Was geschieht im Körper beim Fasten oder Hungern?
Fasten bedeutet für den Körper Stress. Da keine bzw. unzureichend Energie und Nährstoffe aufgenommen werden, muss der Körper auf Energiereserven zurückgreifen. Zirka zwölf Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahme beginnt der Körper mit einer Stoffwechselumstellung. Nach zwei bis drei Tagen sind die Kohlenhydratspeicher des Körpers in Leber und Muskulatur aufgebraucht. Es beginnt der sogenannte Hungerstoffwechsel.
Körperliche Reaktionen durch den Hungerstoffwechsel sind u.a.:
- Abbau von Muskelgewebe zur Gewinnung von Eiweiß,
- Umwandlung von körpereigenem Eiweiß in Zucker zu Versorgung von:
- roten Blutkörperchen,
- zentralem Nervensystem,
- Gehirn sowie
- Nierenmark.
- Abbau und Umwandlung von freien Fettsäuren zu Ketonkörpern zur Energieversorgung von:
- Gehirn,
- zentralem Nervensystem.
- Anstieg von Harnsäure im Blut durch den vermehrten Eiweißabbau,
- Senkung des Grundumsatzes, um Energie zu sparen.
Was sollte man beim Fasten beachten?
Durch strenges Fasten kann es zu gesundheitlichen Risiken kommen. Daher sollte bereits vor einer geplanten Fastenkur ärztlich abgeklärt werden, ob diese aus medizinischer Sicht sinnvoll ist. Unter Umständen müssen bestimmte Medikamente anders dosiert werden. Je länger gefastet wird, desto höher ist das Risiko für Mangelzustände und gesundheitliche Komplikationen. Besonders bei längeren Fastenzeiten oder bei Vorerkrankungen ist eine ärztliche Begleitung dringend empfohlen. So können Risiken frühzeitig erkannt und vermieden werden. Fasten ist auch nicht für jede Person geeignet.
Für wen ist Fasten nicht geeignet?
Fachleute raten bestimmten Personengruppen und bei bestimmten Krankheiten aufgrund möglicher gesundheitlicher Risiken vom Fasten ab. Nicht geeignet ist Fasten für:
- Kinder und Jugendliche,
- Schwangere und Stillende,
- ältere Menschen,
- untergewichtige Menschen sowie
Menschen mit folgenden Erkrankungen:
- Diabetes Typ 1,
- Diabetes in der Schwangerschaft,
- Lebererkrankungen,
- Nierenerkrankungen sowie
- Essstörungen (z.B. Magersucht oder Bulimie).
Welche gesundheitlichen Risiken gibt es durch Fasten?
Mögliche gesundheitliche Risiken und Komplikationen durch strenges oder unkontrolliertes Fasten sind u.a.:
- unzureichende Versorgung mit Nährstoffen, Mangelernährung,
- verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und Konzentrationsstörungen,
- hormonelle Veränderungen, z.B. bei Schilddrüsenhormonen, Insulin, Adrenalin,
- Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt, z.B. Natrium, Kalium, Magnesium,
- Muskelkrämpfe,
- Kreislaufprobleme,
- Schwindel,
- Herzrhythmusstörungen,
- Gichtanfälle (durch erhöhten Harnsäurespiegel),
- Stoffwechselentgleisungen,
- Sehstörungen,
- vermehrtes Kälteempfinden,
- Übelkeit und Erbrechen,
- Haarausfall.
Hat Fasten positive Wirkungen auf die Gesundheit?
Fasten kann sich positiv auf die Gesundheit auswirken, wenn es als Einstieg in einen gesünderen Lebensstil mit einer langfristigen Umstellung der Ernährung genutzt wird. Es verbessert sich das Geschmacksempfinden. Mitunter werden die Signale des Körpers für Hunger und Sättigung besser wahrgenommen. Durch eine mögliche Gewichtsabnahme beim Fasten kann die Motivation für einen gesundheitsfördernden Lebensstil steigen. Viele mögliche gesundheitliche Wirkungen sind allerdings wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Es lassen sich daher keine gesicherten Aussagen zur Wirkung von Fasten auf die Gesundheit machen.
Keine wissenschaftlichen Belege gibt es für Entschlacken, Entgiften oder Entsäuern. Es gibt auch keinen wissenschaftlichen Hinweis, dass es „Schlacken“ im Körper gibt. „Schlacken“ ist kein medizinischer Begriff, er stammt v.a. aus der Metall- und Schwerindustrie.
Hilft Fasten beim Abnehmen?
Bei einer gewünschten Gewichtsabnahme unterstützt eine bestimmte Art des Fastens – das Intervallfasten. Um das Körpergewicht nachhaltig zu normalisieren, empfehlen Ernährungsgesellschaften eine langfristige Umstellung der Ernährung verbunden mit ausreichend Bewegung. Die Ernährung sollte sich dabei an den Österreichischen Ernährungsempfehlungen orientieren. Mehr zu gesunder Bewegung finden Sie unter Österreichische Bewegungsempfehlungen.
Welche Arten des Fastens gibt es?
Es gibt viele verschiedene Arten des Fastens. Sie unterscheiden sich in der Menge der Nahrungszufuhr, durch die Art der Nahrungsmittel sowie in der Häufigkeit oder dem zeitlichen Abstand einer Nahrungsaufnahme.
Häufig angewandte Fastenkuren sind z.B.:
Intervallfasten
Beim Intervallfasten, auch intermittierendes oder periodisches Fasten genannt, wird immer wieder für mindestens zwölf Stunden auf eine Nahrungszufuhr verzichtet. Dabei gibt es verschiedene Varianten: Das 5:2-Intervallfasten erlaubt es, an fünf Tagen „normal“ zu essen und zu trinken. An zwei Tagen der Woche wird streng gefastet. Bei der „Alternate Day“-Variante wechseln sich Fastentage und Tage mit normaler Nahrungszufuhr ab. Beim 16:8-Intervallfasten wird 16 Stunden lang gefastet, anschließend ist es über acht Stunden erlaubt zu essen.
Intervallfasten unterstützt bei einer gewünschten Gewichtsabnahme. Der Effekt auf das Körpergewicht ist vergleichbar mit einer herkömmlichen Diät unter Kalorienbeschränkung und dieser nicht überlegen. Wissenschaftlich nicht eindeutig belegt ist eine vorbeugende Wirkung auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie ein positiver Einfluss auf den Blutzucker.
Da die Gewichtsabnahme bei Intervallfasten eher moderat ist, wird dem Jo-Jo-Effekt vorgebeugt. Auch der Verlust an Muskelmasse ist vermutlich geringer. Beim Intervallfasten gibt es in den Essphasen in der Regel keine Einschränkung der Nahrungsmittelauswahl. Ungünstige Ernährungsgewohnheiten werden daher meist nicht verändert.
Detoxdiät
Detoxdiäten beruhen auf der Annahme, dass auch gesunde Menschen ihren Körper gelegentlich von Giften und „Schlacken“ befreien sollen. Dabei werden nach einer Darmentleerung in der Regel über mehrere Tage nur Wasser, Kräutertee sowie Obst- und Gemüsesäfte getrunken. Im Anschluss wird eine ballaststoffreiche Ernährung mit Gemüse, Obst und Rohkostsäften empfohlen.
Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für einen gesundheitlichen Vorteil von Entgiftungs- oder Detox-Kuren.
Hinweis
F.X.-Mayr-Kur
Diese Fastenart geht über mehrere Wochen. Die Kalorienzufuhr ist stark begrenzt, erlaubt sind altbackene Semmeln und Milch. Der Darm wird mittels Abführmittel entleert. Darmmassagen sollen unterstützen. Die F.X.-Mayr-Kur beruht auf der Annahme, dass der Körper so entschlackt, entsäuert und entgiftet wird. Krankheiten wie Allergien, Autoimmunerkrankungen, Diabetes sollen sich bessern.
Es gibt keine wissenschaftlichen Belege, dass Fasten nach F.X. Mayr positive Auswirkungen auf die Gesundheit oder bei bestimmten Krankheiten hat. Zudem gibt es keine wissenschaftlichen Belege für die Existenz von Schlacken im Körper.
Basenfasten
Diese Art des Fastens beruht auf der Annahme, dass saure bzw. säurebildende Nahrungsmittel, wie z.B. Fleisch, Wurstwaren, Käse, im Körper zu einer Übersäuerung führen. Eine Übersäuerung soll z.B. chronische Entzündungen begünstigen. Erlaubt sind beim Basenfasten daher nur jene Nahrungsmittel, die basisch bzw. basenbildend sind. Hierzu zählen etwa Obst, Gemüse, Kartoffeln und Kräuter.
Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für eine Übersäuerung des Körpers durch Ernährung sowie einen Nutzen durch Basenfasten. Der Körper reguliert den Säure-Basen-Haushalt bei gesunden Menschen über verschiedene Puffersysteme, die Lunge und die Nieren sehr wirksam. Der Anteil an Säuren und Basen im Blut wird so ausgeglichen – auch bei sehr einseitiger, säurebildender Ernährung. Im Blut wird der pH-Wert relativ konstant gehalten. Im Gegensatz dazu kann der Säure- oder Basenanteil im Harn stark schwanken. Ein saurer Harn sagt jedoch nichts über den pH-Wert des Blutes aus. Dieser steht v.a. in keinem Zusammenhang mit einer möglichen „Übersäuerung“ des Körpers.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 20. Mai 2025
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE)