Mit den heute verfügbaren Behandlungsmethoden kann die Krankheit nicht geheilt, aber fast immer in ihrem Verlauf deutlich gemildert werden. Bei mehr als der Hälfte der Betroffenen wird das Gelenksrheuma vor Erreichen des Erwachsenenalters zum Stillstand gebracht. Die meisten Kinder können im späteren Leben fast komplett berufstätig sein. Die Neigung zu Gelenkentzündungen bleibt aber in der Regel bestehen. Voraussetzungen für gute Behandlungsergebnisse sind frühzeitiges Erkennen der Krankheit und konsequente Therapie.
Die Therapie richtet sich nach der Diagnose, dem Alter des Kindes und der Intensität der Erkrankung. Ziel ist es, den Krankheitsverlauf zu bremsen, die Funktionsfähigkeit bzw. Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten sowie ein normales Wachstum zu ermöglichen.
Therapie an einer Spezialambulanz
Die Therapie sollte interdisziplinär an einer Spezialambulanz für Kinderrheumatologie erfolgen, z.B. an folgenden Krankenhäusern:
- Universitätskinderkliniken Wien, Graz und Innsbruck,
- Kinderkliniken in Linz, Salzburg, Bregenz und Klagenfurt,
- SMZ Ost und SMZ Süd – Kaiser-Franz-Josef-Spital mit Gottfried von Preyer'schem Kinderspital – und St. Anna Kinderspital in Wien.
Medikamentöse Therapie
Die Behandlung der Arthritis erfolgt nach einem Stufenschema:
- Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie z.B. Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen oder Indometacin: wirken schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend.
- Kortison: Niedrig dosierte Kortisonpräparate morgens oder Injektionen von Kortison in entzündliche Gelenke.
- Basistherapie (v.a. Methotrexat, seltener Leflunomid, Sulfasalazin): greift regulierend in das Immunsystem ein und ist bei schweren Verlaufsformen erforderlich. Da sich die Wirkung von Methotrexat erst nach drei bis vier Wochen entfaltet, kann eine zusätzliche Einstiegstherapie mit niedrig dosiertem Kortison notwendig sein. Sind nur einzelne Gelenke entzündet, ist es auch sinnvoll, diese zu punktieren und Kortison direkt in die Gelenke zu verabreichen (intraartikuläre Injektion).
- Biologika (z.B. Etanercept, Abatacept, Adalimumab, Anakrina, Tocilizumab, Canakinumab): kommen zum Einsatz, wenn Basismedikamente nicht vertragen werden oder innerhalb von zwölf Wochen zu keiner adäquaten Besserung der Gelenkbeschwerden führen. Sie greifen ebenfalls regulierend in das Immunsystem ein.Bei der systemischen Form führt die Therapie mit Hemmern von Interleukin-1 und Interleukin-6 zu einer meist raschen Reduktion des Kortikosteroidbedarfs. Dadurch können kortikosteroidbedingte Folgeschäden heute meist vermieden werden.
Bei rheumatischer Augenentzündung werden von der Fachärztin/dem Facharzt für Augenheilkunde entzündungshemmende Tropfen und Salben verordnet. Eventuell erfolgt eine Injektion von Kortikosteroiden ins Auge. Ist eine systemische Therapie erforderlich, erfolgt diese nach den Richtlinien der JIA-Behandlung.
Nicht medikamentöse Therapie
Als oberstes Therapieziel gelten die Funktionserhaltung und ein normales Wachstum. Dazu sind eine ergänzende Physiotherapie und Ergotherapie (Erlernen gelenkschonender Bewegungen und Alltagstätigkeiten) unerlässlich. Tag- und Nachtschienen helfen dabei, die Funktionalität der Gelenke zu erhöhen und Fehlstellungen zu korrigieren oder zu vermeiden. Die Begleitung durch eine Psychologin/einen Psychologen ist wichtig und hilfreich, insbesondere auch bei der Vorbereitung auf die Übergabe in die Erwachsenenmedizin.
Zusätzlich kann eine Ernährungsumstellung mit reduzierter Zufuhr von Arachnidonsäure einerseits und erhöhter Zufuhr entzündungshemmender Substanzen (z.B. Pflanzen- und Lachsöl oder Antioxidantien wie Vitamin E und C) einen positiven Einfluss auf die Schmerzempfindung haben. Durch diese diätische Maßnahme kann eventuell NSAR eingespart werden. In jedem Fall sollte eine altersentsprechende Zufuhr von Kalzium angestrebt werden.
Rheumacamps
Für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren werden jeden Sommer zweiwöchige Therapie- und Erholungsaufenthalte angeboten. Sie werden vom Österreichischen Jugendrotkreuz mit der Rheumaambulanz der Wiener Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, dem Preyer'schen Kinderspital Wien und der Orthopädischen Abteilung des AKH Wien und des KH Linz veranstaltet.
Den Teilnehmern/Teilnehmerinnen wird die Möglichkeit geboten, bei optimaler medizinischer und pädagogischer Betreuung mit gleichaltrigen, ebenfalls von rheumatischen Krankheiten betroffenen Kindern und Jugendlichen erlebnisreiche Ferienwochen zu verbringen. Die medizinische Betreuung liegt in den Händen eines erfahrenen Teams, bestehend aus einer Ärztin/einem Arzt für Kinder- und Jugendheilkunde und einem Orthopäden/einer Orthopädin, Ergo- und Physiotherapeuten/-therapeutinnen sowie diplomiertem Krankenpflegepersonal.
Durch tägliche Ergo- und Physiotherapie (Bewegungstherapie auf der Matte und unter Wasser, Schlingentherapie, Schwimmen, Radfahren, Anfertigung oder Kontrolle von Schienen sowie Gelenkschutzmaßnahmen im Alltag) und eine vielfältige Freizeitgestaltung sollen die Betroffenen lernen, mit ihrer Krankheit besser umzugehen und die eigenen Grenzen und Möglichkeiten zu erfahren.