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Harnwegsinfektion bei Kindern

Harnwegsinfektion ist der Überbegriff für Entzündungen in den Harnwegen. Je nachdem welcher Abschnitt der Harnwege betroffen ist, unterscheidet man verschiedene Formen.
Harnwegsinfektionen werden meistens durch Bakterien verursacht. Sie gehören zu den häufigsten bakteriellen Infektionen im Kindesalter. Im ersten Lebensjahr sind Mädchen seltener als Jungen betroffen, später jedoch wesentlich häufiger. Bei 20 bis 30 Prozent der Kinder tritt die Infektion immer wieder auf, man spricht dann von rezidivierenden Harnwegsinfektionen. Die Behandlung von Harnwegsinfektionen erfolgt mit Antibiotika.

Welche Formen von Harnwegsinfektionen gibt es?

Anatomie Niere Harnblase
© joshya

Zu den Harnwegen zählen Nieren, Harnleiter, Harnblase und Harnröhre. Je nachdem welche Abschnitte der Harnwege betroffen sind, unterscheidet man:

  • Entzündungen der unteren Harnwege: Dazu zählen Entzündungen der Harnblase und der Harnröhre. Man spricht auch von einer Zystitis bzw. einer Urethritis.
  • Entzündungen der oberen Harnwege: Dazu zählen Entzündungen des Nierenbeckens. Diese wird auch als Pyelonephritis bezeichnet.

Bei Buben können auch die Prostata, Samenleiter und Nebenhoden betroffen sein.

Zudem unterscheidet man bei einer Harnwegsinfektion, ob ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf vorliegt oder nicht:

  • Unkomplizierte Harnwegsinfektion: Es besteht kein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf. Es liegen keine Begleiterkrankungen oder anatomische Veränderungen der Harnwege vor, die zu Komplikationen führen könnten. Die Blasen- und die Nierenfunktion sind normal.
  • Komplizierte Harnwegsinfektion: Es liegen Risikofaktoren vor, die einen schweren Verlauf begünstigen können. Dazu zählen unter anderem:
    • sehr junges Alter bzw. Neugeborene,
    • anatomische Veränderungen in den Harnwegen, z.B. Fehlbildungen,
    • Nierenfunktionsstörungen,
    • Blasenfunktionsstörung,
    • Störungen der Immunabwehr,
    • Diabetes mellitus.

Welche Ursachen hat eine Harnwegsinfektion bei Kindern?

Eine Harnwegsinfektion wird meistens durch Bakterien ausgelöst, die aus dem eigenen Darm stammen. Am häufigsten handelt es sich dabei um Escherichia-coli-Bakterien. Andere mögliche Bakterien sind z.B. Proteus, Pseudomonas, Klebsiella und Enterokokken. Sehr selten können auch Viren, z.B. Adenoviren,  oder Pilze, z.B. Candida, eine Infektion der Harnwege verursachen.

Normalerweise finden sich in den Harnwegen kaum Bakterien. Durch den fließenden Urin werden die Harnwege „ausgewaschen“. Zudem stellt der Blasenschließmuskel eine Barriere für Krankheitserreger dar. Unter bestimmten Umständen können Erreger leichter in die Harnwege eindringen, sich vermehren und Entzündungen verursachen. Dies wird unter anderem begünstigt durch:

  • mangelnde oder falsche Stuhlhygiene,
  • Schwierigkeiten oder Störungen bei der Blasenentleerung,
  • geringe Trinkmenge,
  • Verstopfung,
  • anatomische Veränderungen in den Harnwegen, z.B. Fehlbildungen, Vorhautverengung,
  • Harnsteine,
  • Schwäche des Immunsystems.

Im ersten Lebensjahr sind Mädchen seltener als Jungen betroffen, später jedoch wesentlich häufiger. Dies liegt daran, dass sie eine kürzere Harnröhre haben und ihre Harnröhrenmündung näher am Darmausgang liegt.

Hinweis

Bei Mädchen sollte darauf geachtet werden, bei der Reinigung von Scheide und Po immer von vorne nach hinten zu waschen.

Welche Symptome können auftreten?

Mögliche Symptome einer Harnwegsinfektion sind:

  • Schmerzen beim Wasserlassen,
  • Bauchschmerzen,
  • häufiger Harndrang,
  • Einnässen - auch bei Kindern, die bereits trocken waren,
  • seltener sichtbares Blut im Harn.

Die Symptome sind abhängig davon, welche Abschnitte der Harnwege betroffen sind und wie alt das Kind ist:

  • Ist nur die Blase betroffen, tritt meist kein Fieber auf.
  • Wenn Fieber auftritt, sind oft auch die Nieren betroffen. Meist kommen dann Schmerzen im Nierenbereich, Übelkeit, Erbrechen und ein allgemeines Krankheitsgefühl hinzu.
  • Babys und kleine Kinder können Beschwerden nicht gezielt angeben. Manchmal ist Einnässen, eventuell zusammen mit einem übelriechenden Harn, das einzige Anzeichen einer Harnwegsinfektion.

Achtung

Bei Neugeborenen und Säuglingen besteht die Gefahr, dass die Infektion relativ rasch zu einer Nierenbeckenentzündung und weiter zu einer Blutvergiftung führt. Mögliche Warnzeichen sind hohes Fieber, Schüttelfrost, eine grau-blasse oder gelbliche Hautfarbe, Trinkschwäche, Durchfälle, Erbrechen oder eine Berührungsempfindlichkeit. Suchen Sie in diesen Fällen umgehend eine Ärztin oder einen Arzt bzw. die nächstgelegene Spitalsambulanz auf!

Insbesondere bei Mädchen kann manchmal auch eine sogenannte asymptomatische Bakteriurie auftreten. Dabei befinden sich Bakterien oft lange Zeit in der Blase, verursachen jedoch keine akuten Beschwerden oder Folgeerscheinungen.

Welche Komplikationen können auftreten?

Bei Neugeborenen und Säuglingen kann sich eine Harnwegsinfektion relativ rasch zu einer schweren Nierenbeckenentzündung ausbreiten. Diese kann akut einen schweren Verlauf nehmen, zu einem septischen Schock führen und bleibende Schäden nach sich ziehen.

Hinweis

Das Risiko für Komplikationen ist umso größer, je jünger das Kind ist und je später mit einer geeigneten Behandlung begonnen wird.

Zudem neigen Harnwegsinfektionen dazu, wiederzukehren. Dann können sie auch zu Gewebeschädigungen und Narbenbildung – insbesondere an den Nieren – führen. Daraus ergeben sich für die spätere Gesundheit Komplikationen wie Bluthochdruck, chronische Nierenschäden sowie bei Frauen Komplikationen während der Schwangerschaft.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Ärztin oder der Arzt führt eine Untersuchung des Harnes durch. Je nach Alter des Kindes wird der Harn in einem Becher oder in einem speziellen Urinbeutel für Kinder - einem sogenannten Harnsäckchen - gesammelt. Der Genitalbereich sollte vor der Harngewinnung gut gereinigt werden. Die Ärztin oder der Arzt untersucht den Harn mithilfe eines Harnteststreifens. Bei Vorliegen einer Harnwegsinfektion können im Urin z.B. vermehrt weiße Blutkörperchen bzw. Entzündungszellen nachgewiesen werden, manchmal auch Blut, Nitrit, Proteine und Zellzylinder. Zusätzlich wird die Harnprobe unter Umständen ins Labor geschickt, um den Harn detailliert untersuchen und eine Bakterienkultur anlegen zu können.

Zusätzlich führt die Ärztin oder der Arzt eine körperliche Untersuchung beim Kind durch. Manchmal können auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen notwendig sein, um beispielsweise angeborene Fehlbildungen und Stauungsnieren zu erkennen. Im Säuglingsalter sollte jede Harnwegsinfektion mittels Ultraschall abgeklärt werden.

Wie erfolgt die Behandlung einer Harnwegsinfektion bei Kindern?

Die Behandlung einer Harnwegsinfektion bei Kindern erfolgt mit Antibiotika. Zusätzlich sollten Kinder bei einem Harnwegsinfekt über den Tag verteilt viel trinken, z.B. Wasser oder ungesüßten Tee. Der dadurch häufigere Drang zum Wasserlassen sorgt für eine bessere Durchspülung der Harnwege.

Bei hohem Fieber sowie schlechtem Allgemeinzustand muss das Kind im Krankenhaus behandelt werden. Je nach Diagnose können weitere therapeutische Maßnahmen notwendig sein.

Hinweis

Die Behandlung einer Harnwegsinfektion bei Kindern sollte so früh wie möglich beginnen und immer ausreichend lange fortgesetzt werden. Nur so lässt sich verhindern, dass sich die Entzündung weiter ausbreitet und Komplikationen nach sich zieht.

Die Ärztin oder den Arzt überprüft den Therapieerfolg im Rahmen einer Kontrolluntersuchung.

Bei immer wiederkehrenden Harnwegsinfektionen kann unter Umständen eine niedrig dosierte vorbeugende Antibiotikatherapie sinnvoll sein. Zudem ist es wichtig, die auslösende Ursache abzuklären. Häufig finden sich Fehlbildungen der Harnwege. Diese müssen manchmal operiert werden.

Wohin kann ich mich wenden?

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind eine Harnwegsinfektion hat, sollten Sie sich umgehend an folgende Stellen wenden:

  • Ärztin oder Arzt für Kinder- und Jugendheilkunde,
  • Ärztin oder Arzt für Allgemeinmedizin.

In Notfallsituationen wählen Sie den Notruf 144 oder suchen Sie die nächstgelegene Spitalsambulanz auf.

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:

sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.

 

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 31. August 2022

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: a.o.Univ.Prof. Dr. Andreas Böck, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde

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Ob grippaler Infekt oder chronische Erkrankung, Kinder brauchen speziell auf ihr Lebensalter abgestimmte Behandlung. Hier finden Sie umfangreiche Informationen und hilfreiche Tipps für Sie und Ihr Kind.

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