Megaloblastäre Anämie
Inhaltsverzeichnis
Megaloblastäre Anämie: Was ist das?
Bei einer megaloblastären Anämie werden die roten Blutkörperchen nicht richtig gebildet. Im Knochenmark zeigen sich vergrößerte Vorstufen der roten Blutkörperchen. Diese entwickeln sich nicht richtig weiter und werden vermehrt abgebaut.
Dadurch ist der Sauerstofftransport im Blut beeinträchtigt. Denn die roten Blutkörperchen sind für den Sauerstofftransport verantwortlich. Sie sind mit rotem Blutfarbstoff, dem Hämoglobin, beladen. Und können dadurch den eingeatmeten Sauerstoff in der Lunge binden, ihn transportieren und im Gewebe wieder abgeben. Die roten Blutkörperchen werden auch Erythrozyten genannt.
Welche Ursachen hat ein Vitamin-B12-Mangel?
Vitamin B12 wird mithilfe einer Substanz aufgenommen, die in der Magenschleimhaut gebildet wird. Fachleute bezeichnen diese als Intrinsic Factor. Ein Mangel an Intrinsic Factor ist ein Grund, warum es zu Vitamin-B12-Mangel kommen kann – und zu einer Anämie. Zu einem Mangel kann es aber auch kommen, weil zu wenig Vitamin B12 mit der Nahrung aufgenommen wird oder ein höherer Bedarf an Vitamin B12 besteht.
Ein Mangel an Vitamin B12 kann z.B. der Fall sein bei:
- atrophischer Gastritis. Diese Entzündung der Magenschleimhaut tritt bei Autoimmungastritis auf, einer sogenannten Gastritis A. Dabei wird Vitamin B12 vermindert aufgenommen, da es an Intrinsic Factor fehlt. Diese Anämie wird auch als klassische perniziöse Anämie bezeichnet.
- Magenentfernung, teilweisen oder vollständig. Denn der Instrinsic Factor, der für die Aufnahme von Vitamin B12 wichtig ist, wird normalerweise in der Magenschleimhaut gebildet.
- bariatrischer Operation. Diese Operation kann bei Adipositas zum Einsatz kommen. Dabei wird die Nahrungsaufnahme bzw. -passage verändert.
- Entfernung des unteren Abschnittes des Dünndarms. Denn dieser ist für die Aufnahme von Vitamin B12 wichtig.
Die Ärztin oder der Arzt informiert Betroffene, was sie nach bestimmten Operationen oder bei bestimmten Erkrankungen beachten müssen, z.B. hinsichtlich der Aufnahme von Vitamin B12.
Ein Mangel kann außerdem auftreten bei:
- diversen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, wie Morbus Crohn oder bei Zöliakie. Dabei wird Vitamin B12 im Darm schlechter aufgenommen.
- nicht ausreichender Zufuhr des Vitamins bei strenger veganer Kost. Die Anämie ist jedoch selten dadurch bedingt.
- bestimmten Medikamenten bzw. Substanzen, z.B.
- Magensäureblocker, z.B. Protonenpumpenhemmer sowie H2-Rezeptorblocker.
- Biguanide bzw. Metformin. Diese finden bei Diabetes mellitus Anwendung.
- Zytostatika.
- Anfallssuppressiva. Diese werden bei Epilepsie verwendet.
- Sowie viele mehr. Die Ärztin oder der Arzt kann dazu Auskunft geben. Auch in der Apotheke erhalten Sie Informationen.
Welche Symptome treten bei Vitamin-B12-Mangel auf?
Ein Vitamin-B12-Mangel kann ohne Symptome verlaufen. Abhängig vom Ausmaß des Mangels können sich aber auch Symptome zeigen, z.B.:
- Müdigkeit, Schwäche, verminderte Leistungsfähigkeit, Blässe
- Symptome, die bei Polyneuropathie auftreten
- Depression, Antriebslosigkeit
- Bei ausgeprägterem Mangel kommt es u.a. zu Gewichtsverlust, Durchfall, Verstopfung, Mundwinkelrhagaden.
- Ist der Mangel stark ausgeprägt, kann dies auch zu schweren Folgeerscheinungen wie der Erkrankung von Teilen des Rückenmarks und zu anderen dauerhaften Schäden des Nervensystems führen.
Vitamin B12 wird in der Leber in verhältnismäßig großen Mengen gespeichert. Mangelsymptome treten daher erst nach längerer Zeit auf, z.B. bei unzureichender Zufuhr. Hier finden Sie weitere Informationen zu Vitamin B12 in der Ernährung.
Welche Ursachen hat ein Folsäuremangel?
Zu einem Folsäuremangel kommt es beispielsweise durch:
- Mangelernährung, z.B. bei Alkoholabhängigkeit.
- erhöhten Bedarf, z.B. in der Schwangerschaft. Ein Mangel in den ersten Schwangerschaftswochen wird mit Schäden des Zentralnervensystems beim Kind in Zusammenhang gebracht. Fachleute sprechen von einem Neuralrohrdefekt.
- bei Erkrankungen, z.B. bei Tumorerkrankungen, durch einen erhöhten Bedarf.
- bei Erkrankungen wie Zöliakie oder Morbus Crohn sowie nach Entfernung des Darmes, durch mangelnde Aufnahme.
- bei einigen Lebererkrankungen.
- bei entzündlichen Erkrankungen.
- Dialyse.
- Herzinsuffizienz.
- „Sichelzellanämie“, u.v.m.
- Medikamente bzw. Substanzen, z.B.
- Folsäureantagonisten, wie das Zytostatikum Methotrexat. Folsäureantagonisten hemmen die Produktion von Folsäure.
- Purinanaloga. Sie werden zur antiviralen Therapie, Krebstherapie und als Immunsuppressiva eingesetzt.
- bestimmte Antibiotika, z.B. Nitrofurantoin.
- Anfallssuppressiva. Sie werden zur Behandlung bei Epilepsie eingesetzt.
- Immunmodulatoren, z.B. Sulfasalazin zur Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und rheumatoider Arthritis.
- bestimmte Diuretika.
- Auch oral eingenommene Verhütungsmittel – in Tablettenform bzw. Pillenform – können sich auf die Aufnahme von Folsäure negativ auswirken, u.v.m.
- Bei der Ärztin oder dem Arzt sowie in der Apotheke erhalten Sie Informationen dazu.
Folsäuremangel gilt als häufigster Vitaminmangel in Europa.
Welche Symptome treten bei Folsäuremangel auf?
Folgende Symptome können sich z.B. zeigen:
- Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit,
- Beschleunigung des Herzschlags – sogenannte Tachykardie,
- Blässe,
- Ikterus u.v.m.
Folsäuremangel macht sich an den roten Blutkörperchen bemerkbar. Er kann aber auch zu Wachstums- und Vermehrungsstörungen anderer Zellen und Gewebe führen – z.B. weiße Blutkörperchen und Blutplättchen sowie z.B. zu Schädigungen der Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt. Ein Folsäuremangel stellt zudem indirekt – über einen erhöhten Homocysteinspiegel – einen Risikofaktor für Arteriosklerose dar. Ein Mangel vor der Schwangerschaft und in den ersten Schwangerschaftswochen kann beim Kind Schäden des Zentralnervensystems zur Folge haben. Fachleute sprechen auch von Neuralrohrdefekt.
Weitere Informationen finden Sie unter
- Ernährung: Folat
- Ernährung in der Schwangerschaft
- Labormedizin: Folsäure
Wie wird die Diagnose einer megaloblastären Anämie gestellt?
Die Diagnose erfolgt im Rahmen eines Arzt-Patienten-Gespräches. Die Ärztin oder der Arzt erhebt dabei die Krankengeschichte. Sie oder er fragt die Patientin oder den Patienten nach Symptomen, aber auch z.B. nach Ernährungsgewohnheiten, Lebensstil und Medikamenteneinnahme, ev. Magen-Darm-Problemen und Erkrankungen. Im Zuge der Untersuchungen werden auch Laboruntersuchungen durchgeführt, z.B. Blutbild und Vitaminspiegel-Bestimmung sowie ggf. der Nachweis von Autoantikörpern.
Weitere diagnostische Maßnahmen können notwendig sein, z.B. eine Stuhluntersuchung, Gastroskopie, Biopsie. Ggf. wird auch eine Untersuchung des Knochenmarks durchgeführt. Dafür wird eine Punktion des Knochenmarks vorgenommen. Die Ärztin oder der Arzt klärt über weitere Diagnosemaßnahmen, z.B. eine Punktion, deren Vorteile bzw. Risiken gesondert auf.
Wie erfolgt die Behandlung der Anämie?
Die Ärztin oder der Arzt bespricht die Therapie mit der Patientin oder dem Patienten. Die Therapie orientiert sich an der jeweiligen Ursache und den weiteren individuellen Voraussetzungen. Behandelt wird die Ursache bzw. die ev. Grunderkrankung. Eine Ernährungsberatung erfolgt z.B. bei Mangelernährung.
Zudem wird das jeweilige Vitamin zugeführt. Fachleute sprechen auch von Substitution:
- Bei Vitamin-B12-Mangel kann das Vitamin intramuskulär verabreicht werden – d.h., es wird in den Muskel gespritzt. Auch eine sogenannte orale Einnahme in Tablettenform kann erfolgen.
- Bei Folsäuremangel wird das Vitamin meist in Tablettenform eingenommen.
Ggf. muss auch beides – ein Vitamin-B12-Mangel und ein Folsäuremangel – behandelt werden. Die Ärztin oder der Arzt informiert zu individuellen Behandlungsmöglichkeiten, deren Vorteilen sowie möglichen Nebenwirkungen bzw. Risiken.
Wohin kann ich mich wenden?
Ansprechpersonen sind:
- die Hausärztin oder der Hausarzt.
- Ärztinnen oder Ärzte verschiedener Fachrichtungen, z.B. Internistinnen und Internisten mit Spezialisierung auf Hämatologie, Gastroenterologie.
Ärztinnen und Ärzte in Ihrer Nähe finden Sie über Arztsuche oder Primärversorgung.gv.at.
Ernährungsberatungen können
- Diätologinnen oder Diätologen sowie
- spezialisierte Ärztinnen und Ärzte vornehmen.
Weitere Infos finden Sie unter Ernährungsberatung. Adressen und Angebote finden Sie unter Ernährung: Beratung & Therapie.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
- sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Informationen zur Kostenabdeckung bei Betreuung durch Diätologinnen und Diätologen finden Sie unter Gesundheitsberufe.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 17. September 2025
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Prim. Dr. Gerhard Puhr, Arzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Innere Medizin