Anämie bei chronischer Erkrankung
Inhaltsverzeichnis
Welche chronischen Grunderkrankungen können vorliegen?
Die Anämie kann bei verschiedenen chronischen Erkrankungen auftreten. Beispielsweise bei:
- Chronisch entzündlichen Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, systemischer Lupus erythematodes, Vaskulitiden. Bei Vaskulitiden handelt es sich um spezielle entzündliche Erkrankungen der Blutgefäße.
- Chronisch infektiösen Erkrankungen wie Osteomyelitis – einer Entzündung des Knochenmarks –, Abszesse, chronischen Harnwegsinfektionen, Tuberkulose etc.
- Malignen Erkrankungen. Das sind bösartige Krebserkrankungen, wie Lymphome, Multiples Myelom u.v.m., sowie bei Metastasen.
Zu einer Anämie kann es auch bei weiteren chronischen Erkrankungen kommen, z.B. bei:
- Niereninsuffizienz,
- Koronarer Herzerkrankung,
- COPD,
- Diabetes mellitus
- sowie im Alter. Dabei kann zudem eine entzündliche Erkrankung oder Erkrankung der Nieren vorliegen.
Eine Anämie kann auch bei schwererkrankten Patientinnen und Patienten auftreten, die auf Intensivstationen behandelt werden. Beispielsweise nach einer größeren Operation, schweren Verletzungen und Blutverlusten oder infolge einer Sepsis.
Zu einer Anämie kommt es außerdem bei bestimmten genetischen Erkrankungen. Weitere Informationen finden Sie z.B. unter Sichelzellkrankheit oder Beta-Thalassämie.
Warum kommt es zur Anämie?
Die Zusammenhänge sind noch nicht bei allen Erkrankungen vollständig geklärt. Bei bestimmten Erkrankungen können jedoch – durch Entzündungsprozesse – Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen vermehrt absterben. Die Überlebensdauer der roten Blutkörperchen kann verkürzt sein.
Die roten Blutkörperchen, auch Erythrozyten genannt, sind für den Transport von Sauerstoff im Körper notwendig. Ist die Zahl der roten Blutkörperchen verringert bzw. ihre Fähigkeit, Sauerstoff zu transportieren, eingeschränkt, wirkt sich das auf die Sauerstoffversorgung im Körper aus.
Je nach Erkrankung, deren Schwere und Dauer kann die Anämie unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Es kann sein, dass die Anämie durch mehrere Faktoren bedingt ist. Zusätzlich zur Grunderkrankung können z.B. Blutverlust, Mangelernährung sowie bestimmte Therapien wie Dialyse oder Chemotherapie zu einer Anämie beitragen.
Eine Anämie, die bei chronischen Erkrankungen auftritt, wird auch als die zweithäufigste Form der Anämie weltweit angesehen. Allerdings ist die Datenlage dazu nicht immer gleich gut.
Welche Symptome können auftreten?
Bestimmte Symptome, z.B. Schwäche, Müdigkeit, Leistungsminderung, Herzrasen, Blässe der Schleimhaut etc., können auf eine Anämie hindeuten. Aber auch die Symptome der Grunderkrankung können im Vordergrund stehen.
Wie wird die Diagnose der Anämie bei chronischer Erkrankung gestellt?
Die Ärztin oder der Arzt klärt im Zuge der Diagnosestellung eine Anämie und die Ursache dafür ab. Sie oder er führt dazu ein Arzt-Patienten-Gespräch. Es kann sein, dass die zugrunde liegende chronische Erkrankung bereits bekannt ist.
Je nachdem können daher im Rahmen der Diagnose verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden. Erhoben werden Laborwerte, z.B. Blutbild, CRP, BSG, Eisenwerte. Je nach Grunderkrankung bzw. zur Abklärung einer möglichen Erkrankung können weitere Untersuchungen notwendig sein, u.U. eine Knochenmarkuntersuchung. Ggf. wird z.B. eine Krebserkrankung oder eine Erkrankung der Nieren abgeklärt. Die Ärztin oder der Arzt klärt über die Diagnosemöglichkeiten sowie Vorteile und mögliche Risiken bei Eingriffen gesondert auf.
Auch mögliche andere Ursachen der Anämie werden miteinbezogen, z.B. Vitamin-B12-Mangel, Folsäuremangel oder Eisenmangel. Eisenmangel kann z.B. bei akuten oder chronischen Blutungen auftreten.
Wie erfolgt die Behandlung der Anämie bei chronischer Erkrankung?
Die Maßnahmen der Therapie sind abhängig von der Ursache. Die Ärztin oder der Arzt bespricht diese mit der Patientin oder dem Patienten. Im Zug der Therapie wird
- die Grunderkrankung behandelt.
Weitere Maßnahmen können notwendig sein, z.B.:
- Ggf. kann der Patientin oder dem Patienten ein Erythrozytenkonzentrat verabreicht werden. Dies erfolgt mittels Transfusion. Ein Erythrozytenkonzentrat enthält u.a. Erythrozyten. Das sind die roten Blutkörperchen. Die roten Blutkörperchen können über den Blutfarbstoff Sauerstoff transportieren.
- Auch können Eisenpräparate intravenös gegeben werden. D.h., sie werden über die Vene verabreicht. Das erfolgt etwa bei einem zusätzlichen Eisenmangel.
- U.U. wird ein sogenannter Erythropoese-stimuliernder Wirkstoff, wie Erythropoetin, zur Behandlung eingesetzt. Bei Erythropoetin handelt es sich um ein u.a. in der Niere gebildetes Hormon. Erythropoetin regt im Körper den Aufbau und die Ausreifung von Erythrozyten im Knochenmark an. Es wird z.B. bei einer Anämie eingesetzt, die bei chronischen Nierenerkrankungen auftreten kann. Für die Behandlung wird es biotechnologisch hergestellt.
- Unter bestimmten Voraussetzungen kann eine Therapie mit Eisen in Tablettenform erfolgen.
Die Ärztin oder der Arzt informiert über Behandlungsmöglichkeiten, ihre Wirkung sowie mögliche Nebenwirkungen bzw. Risiken.
Wohin kann ich mich wenden?
Ansprechpersonen sind unter anderem
- die Hausärztin oder der Hausarzt.
- Je nach Grundkrankheit sind Ärztinnen und Ärzte weiterer Fachrichtungen involviert, z.B. für Innere Medizin.
Ärztinnen und Ärzte in Ihrer Nähe finden Sie über Arztsuche oder Primärversorgung.gv.at.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
- sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Informationen zur Kostenabdeckung bei Betreuung durch Diätologinnen und Diätologen finden Sie unter Gesundheitsberufe.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 17. September 2025
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Prim. Dr. Gerhard Puhr, Arzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfach Innere Medizin (Nephrologie)