
Eierstockkrebs: Frühsymptome & Diagnose
Eierstockkrebs (Ovarialkrebs) ist die achthäufigste Krebserkrankung bei österreichischen Frauen. Ca. vier Prozent aller Tumoren bei der weiblichen Bevölkerung sind bösartige Neubildungen der Eierstöcke (Ovarien). 2011 erkrankten 646 Frauen, 486 starben an der Krankheit. Der Altersgipfel befindet sich um das 60. Lebensjahr (zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr). Eierstockkrebs weist unter den gynäkologischen Tumoren die höchste Sterblichkeit auf. Da keine verlässliche Früherkennung möglich ist, liegt der Fokus auf einer möglichst effektiven Behandlung und Nachsorge. Frühe Symptome können jedoch wichtige Hinweise auf eine Erkrankung liefern . . .
Risiko- und Schutzfaktoren
Neben Faktoren, die das Risiko einer Eierstockkrebserkrankung erhöhen, gibt es auch Schutzfaktoren.
Wesentliche Risikofaktoren:
- Höheres Lebensalter (vor allem in der Postmenopause)
- Kinderlosigkeit, Unfruchtbarkeit
- Späte Menopause und frühes Auftreten der ersten Regel
- Mutation der Gene BRCA 1 oder 2 (erblicher Brust- und Eierstockkrebs)
- Brustkrebs
- Einnahme von Östrogenen bzw. Gestagenen zur Zyklusstimulation
- Auslösung von Eisprüngen im Rahmen einer künstlichen Befruchtung oder zur Steigerung der Fruchtbarkeit
- Übergewicht
Risikovermindernde Faktoren:
- Verhütung mittels Ovulationshemmer (hemmen Eisprung)
- Gebärmutterentfernung
- Eileiterunterbindung
- Operative Entfernung von Eileitern und/oder Eierstöcken
- Schwangerschaft
- Stillen
- Körperliche Aktivität, Sport
Alles, was die Eisprungfrequenz senkt, wirkt sich schützend aus. Denn jahrzehntelange Menstruationszyklen mit Eisprung ohne Pausen, z.B. durch Schwangerschaft und Stillen, erhöhen nachweislich die Wahrscheinlichkeit, an Ovarialkrebs zu erkranken.
Schwierige Früherkennung
Weder die gynäkologische Tastuntersuchung noch Ultraschall oder die Bestimmung von Tumormarkern, z.B. CA-125, können eindeutige Hinweise auf Eierstockkrebs geben. Eine Früherkennung oder eine Vorsorgeuntersuchung ist derzeit nicht möglich. Ein fortgeschrittener bösartiger Tumor kann sich rasch innerhalb weniger Monate entwickeln. Frühsymptome sind eher unspezifisch, sollten aber dennoch abgeklärt werden. Die Möglichkeit von Früherkennung und Vorsorge sind Gegenstand klinischer Studien, haben aber bis jetzt noch nicht zum gewünschten Erfolg geführt.
Frühsymptome rasch abklären
Frühsymptome können wichtige Hinweise auf eine Erkrankung liefern. Die Prognose ist umso besser, je früher der Tumor erkannt wird und je jünger die Frau ist. Besteht Krankheitsverdacht, findet eine operative Abklärung statt. Das Tückische an den frühen Zeichen von Ovarialkrebs ist, dass sie sehr uncharakteristisch sind. Deshalb vergeht oft wertvolle Zeit, bis es zur Diagnosestellung kommt.
Symptome, die auf einen bösartigen Tumor der Eierstöcke hinweisen können:
- Blähungen, Verstopfung
- Übelkeit, Erbrechen
- Bauchumfangszunahme
- Beschwerden im Oberbauch
- Akute Bauchbeschwerden („akutes Abdomen“)
- Gewichtsveränderungen
- Atemnot
- Vermännlichung (bei männliche Hormone produzierenden Tumoren)
- Blutungen aus der Scheide
- Zyklusstörungen
- Störung der Fruchtbarkeit
Selten kommt es z.B. auch zum Auftreten von Thrombosen oder Problemen beim Harnlassen.
Diagnostik und Stadien
Besteht ein Verdacht auf Eierstockkrebs, findet eine Abklärung mittels Laparotomie (operative Eröffnung der Bauchhöhle) oder Laparoskopie statt. Vor einer Operation werden Untersuchungen durchgeführt. Zu diesen zählen gynäkologische Tastuntersuchung und eine Tastuntersuchung des Enddarms sowie ein Ultraschall durch die Scheide. Das operativ gewonnene Gewebe muss histologisch unter dem Mikroskop untersucht werden. Es kommen meist auch noch weitere diagnostische Methoden zur Anwendung (z.B. Bestimmung von Tumormarkern, Computertomographie von Bauch- und Brustraum, Mammographie).
Die Tumorstadien werden mittels TNM-Klassifikation bzw. dem sogenannten FIGO-Schema eingeteilt.
Arten von Eierstockkrebs
Es gibt unterschiedliche Arten von Eierstockkrebs, wobei die heutige Lehrmeinung die gefährlichere und aggressivere Art des Eierstockkrebses der Tube (Eileiter) zuordnet. Etwa 70 Prozent der sogenannten Eierstockkrebserkrankungen gehen wahrscheinlich vom Eileiter aus. Zudem können Tochtergeschwülste (Metastasen) anderer Tumore im Ovar auftreten.
Unter dem Mikroskop lassen sich die verschiedenen Formen von Eierstockkrebs unterscheiden. Grob wird Eierstockkrebs unterteilt in:
- epitheliale – vom Epithel ausgehende – Tumoren (Ovarialkarzinom),
- Keimzelltumoren (z.B. Dysgerminom) und
- Keimstrang-Stroma-Tumoren (z.B. Granulosazelltumor).
Keimzelltumoren treten vor allem im jüngeren Lebensalter (einige schon im Kindesalter) auf. Setzen sich Metastasen von anderen Primärtumoren an den Ovarien fest, spricht man von sogenannten Krukenberg-Tumoren. Bei Borderline-Tumoren geht der Krebs nicht über die Basalmembran hinaus – er ist nicht invasiv (wächst nicht ins umliegende Gewebe ein).
Ist in der nahen Verwandtschaft bereits Brust- oder Eierstockkrebs aufgetreten, bedeutet das einen wesentlichen Risikofaktor für diese beiden Krebsformen. Bei erblichem Brust- bzw. Eierstockkrebs kommt es zu einem Gendefekt. Die Gene BRCA 1 und 2 schützen vor Brust- und Eierstockkrebs. Sind diese beiden Gene jedoch verändert (mutiert), können sie ihre Aufgabe nicht mehr voll erfüllen. Dies begünstigt die Entstehung dieser Krebsarten. Eine Genmutation kann durch genetische Tests abgeklärt werden. In darauf spezialisierten Zentren finden persönliche genetische Beratungen sowie engmaschige Früherkennungsuntersuchungen statt. Nähere Informationen finden Sie unter www.brustgenberatung.at.
Wohin kann ich mich wenden?
Erste Anlaufstelle ist die Gynäkologin/der Gynäkologe Ihres Vertrauens. Diese/dieser leitet je nach Notwendigkeit weitere Schritte ein.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Alle notwendigen und zweckmäßigen diagnostischen Methoden werden von den Krankenversicherungsträgern übernommen. Nähere Informationen finden Sie unter Kosten und Selbstbehalte sowie unter Was kostet der Spitalsaufenthalt?
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Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
zuletzt aktualisiert 11.05.2017
Freigegeben durch Redaktion Gesundheitsportal
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