
Lungenödem
Bei einem Lungenödem kommt es zur Ansammlung von Flüssigkeit im Lungengewebe und/oder den Lungenbläschen (Alveolen der Lunge). Ein Lungenödem kann akut oder chronisch auftreten.
Von einem interstitiellen Ödem spricht man, wenn dieses zwischen den Zellen auftritt, aber noch nicht in den „Luftraum“ der Lunge übertritt – der Abstand von Luftraum zu Blut wird größer, der Gasaustausch erschwert. Tritt die Flüssigkeit in die Lungenbläschen über, handelt es sich um ein alveoläres Ödem – der Luftraum wird kleiner!
Ursache & Symptome
In der Lunge wird Sauerstoff aufgenommen und Kohlendioxid abgegeben, durch die Kohlendioxidabgabe wird auch das innere Milieu – der pH-Wert – reguliert. Damit der Gasaustausch erfolgen kann, ist ein enger Kontakt zwischen dem Luftraum (Lungenbläschen, Alveolen) und dem Blut (Kapillaren) erforderlich. Dies gelingt nur dadurch, dass der Abstand zwischen Luft und Blut sehr klein gehalten wird.
Vor allem beim alveolären Ödem kann nicht mehr genug Sauerstoff aufgenommen werden. Es kommt zu Sauerstoffmangel, geringem Abatmen von Kohlendioxid (CO2) und Abfallen des pH-Wertes im Blut. In Folge besteht die Gefahr von lebensbedrohlichen Zuständen, die dringend behandelt werden müssen (Sauerstoffmangel, Azidose).
Die Flüssigkeitsansammlung in der Lunge kann z.B. auftreten bei:
- Rückstau“, weil der Abtransport von Blut aus der Lunge vermindert ist
- Herzerkrankungen (z.B. Pumpversagen der linken Herzkammer - Linksherzinsuffizienz)
- Überschuss an Wasser in den Kapillaren,
- Nierenversagen,
- Mangelernährung,
- Leberzirrhose, Leberversagen,
- Schädigung der Wand von Kapillaren und Alveolen,
- Vergiftungen durch Einatmen von Gasen, Dämpfen (Säuren, Chlorgas), Rauchgasinhalation,
- Schock (Blutverlust, allergisch, infektiös),
- allergischen Reaktionen,
- Infektionen, vor allem bei Blutvergiftung (Sepsis),
- Höhenkrankheit (Aufenthalt in Gebirgen über 4.000 Meter).
Ein akutes Lungenödem kann sich durch folgende Symptome bemerkbar machen:
- Flache Atmung, schnelle Atmung,
- Unruhe, Angst,
- Husten,
- schaumiger, ev. blutiger Auswurf,
- zunehmende Atemnot (schon bei Ruhe),
- Atemgeräusche (Rasselgeräusche),
- Blauwerden der Lippen/der Haut.
Hinweis Schwere Atemnot ist immer ein Notfall! Bei beschleunigter Atmung, verstärkter Atmung, Atemgeräuschen (z.B. Rasseln), Hustenanfällen mit schaumigem Auswurf sowie bläulicher Verfärbung von Lippen/Haut, kaltem Schweiß und Todesangst muss schnell gehandelt, umgehend der Notruf (112 oder 144!) gewählt und es müssen Erste-Hilfe-Maßnahmen gesetzt werden. Informationen zu Erste-Hilfe-Maßnahmen finden Sie unter Notfall: Atemnot bei Erwachsenen.
Durch Inhalation von Gasen kann es ebenfalls zu einem Notfall kommen. Informationen zu Symptomen und Erste Hilfe bei einer Vergiftungen finden Sie unter
- Vergiftungen: Gase
- sowie unter Vergiftungen bei Erwachsenen.
Diagnose
Neben den bereits genannten Symptomen sind weitere Befunde für die Ärztin/den Arzt wesentlich. Körperliche Untersuchung, Röntgenaufnahme der Lunge und Laborwerte (Blutgaswerte) geben Hinweise. Um die Ursache des Ödems festzustellen, werden außerdem verschiedene Untersuchungen vorgenommen, z.B. EKG, Ultraschall des Herzens (Echokardiographie), Laborwerte/Blutwerte (z.B. um die Nierenfunktion zu überprüfen).
Therapie
Das Lungenödem stellt einen lebensbedrohlichen Zustand dar, oft ist eine intensivmedizinische Behandlung notwendig. Im Notarztwagen bzw. im Krankenhaus werden Maßnahmen zur Stabilisierung von Kreislauf und Lungenfunktion der/des Betroffenen gesetzt. Die Behandlung des Lungenödems orientiert sich zudem an der Ursache. Zu den Behandlungsmöglichkeiten eines Lungenödems zählen je nach Ursache und Schweregrad:
- Medikamentöse Behandlung (Diuretika, Nitrate, Morphin, ACE-Hemmer, Heparin etc.) – bestimmte Medikament (z.B. Vasodilatatoren) können auch intravenös verabreicht werden,
- Bettruhe bei hochgelagertem Oberkörper und tiefer gelagerten Beinen,
- Sauerstofftherapie mittels Maske,
- maschinelle Überdruckbeatmung u.v.m.
Weitere Informationen zur Behandlung der Grunderkrankungen finden Sie unter der einzelnen Erkrankung (z.B. Herzinsuffizienz, Leberzirrhose, Allergien, Lungenembolie etc.)
Wohin kann ich mich wenden?
Bei starker Atemnot (verstärkter Atmung, beschleunigter Atmung, Hustenanfällen mit schaumigem Auswurf, Angst sowie bläulicher Verfärbung von Lippen/Haut) oder Bewusstlosigkeit muss sofort die Rettung bzw. der Euronotruf angerufen werden (Notruf 144 oder 112)!
Je nach Ursache des Lungenödems sind Ärztinnen/Ärzte verschiedener Fachrichtungen (z.B. für Allgemeinmedizin vor allem in der Erstversorgung, Intensivmedizin, Innere Medizin, Kardiologie, Lungenheilkunde etc.) in den Diagnose- und Therapieprozess involviert.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die Kosten für Diagnose und Therapie werden normalerweise von den Sozialversicherungsträgern übernommen.
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Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
zuletzt aktualisiert 21.12.2017
Freigegeben durch Redaktion Gesundheitsportal
Letzte Expertenprüfung durch Dr. Martin Flicker
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