Jeder Mensch kann im Laufe seines Lebens von einer psychosozialen (psychischen) Krise betroffen sein. Das bedeutet nicht, dass Betroffene unter einer psychischen Erkrankung leiden. Psychosoziale Krisen zu erleben ist eigentlich etwas völlig Normales. Sie sind unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass belastende Ereignisse das Leben auf den Kopf stellen. Bisher angewandte Bewältigungsmechanismen schlagen fehl – es kommt zur Überforderung. Gefühle wie Angst, Wut, Verzweiflung oder Sinnlosigkeit treten auf. Die für die Bewältigung der Krise benötige Kraft fehlt für die Anforderungen des Alltags. Auch das Selbstbewusstsein leidet unter der Situation.
Nicht jedes außergewöhnlich belastende Ereignis führt zu einer psychosozialen Krise. Wenn jedoch die (bisher) bewährten Bewältigungsmechanismen und Ressourcen nicht greifen, kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen Belastung und Krisenbewältigung. Eine Krise beginnt.
Psychosoziale Krisen sind jedoch zeitlich begrenzt. Sie können bis zu ungefähr drei Monate andauern. Eine derart belastende Situation ist schwierig zu ertragen. Betroffene stellen daher baldmöglichst ein Art neues Gleichgewicht her, mit dem sie ihr Leben besser bewältigen können. Es kann somit gelingen, die Krise gut zu meistern.
Hilfe suchen zur Bewältigung dieser schwierigen Situation
Zu den hilfreichen Möglichkeiten der Bewältigung zählt etwa, darüber mit jemandem zu reden oder professionelle Hilfe zu suchen. Es kann jedoch auch sein, dass Menschen in Krisen nicht unterstützende oder sich selbst schädigende Verhaltensweisen (z.B. übermäßiger Alkoholkonsum) entwickeln. Weitere Informationen finden Sie auch unter Lebenskrisen bewältigen. Rechtzeitige Unterstützung kann z.B. Suizidhandlungen oder Gewalt vorbeugen.
Eine psychosoziale Krise ist keine Krankheit. Bei starker psychischer Belastung ist dennoch rasches Handeln wichtig. Denn die Krise kann chronisch und zu einem (Mit)Auslöser für psychische Erkrankungen (z.B. Depressionen oder Angststörungen) bzw. Suchterkrankungen (z.B. Alkoholabhängigkeit) werden.
Welche Arten von psychosozialen Krisen gibt es?
Es gibt eine Reihe unterschiedlicher psychosozialer Krisen. Zu diesen gehören vor allem:
- Lebensveränderungskrisen: Gelegentlich werden diese von Ereignissen des normalen Lebensverlaufes sogar von eigentlich erfreulichen Ereignissen ausgelöst, z.B. Wohnortwechsel, Heirat oder berufliche Weiterentwicklung. Sie entstehen oft an Übergängen von einer in die nächste Lebensphase. Generell dann, wenn gewohnte Abläufe sich ändern und Neuanpassung erfordern.
- Verlustkrisen: Diese werden durch unvorhergesehene Vorkommnisse ausgelöst, z.B. den plötzlichen Tod eines nahe stehenden Menschen, Trennungen (z.B. von der Partnerin/dem Partner), der Diagnose einer ernsten Krankheit, plötzliche Kündigung durch den Arbeitgeber etc.
Auch akute Traumata oder akute Phasen eines Burnout-Syndroms können ein Grund sein, eine Krisenintervention in Anspruch zu nehmen bzw. eine Kriseninterventionseinrichtung aufzusuchen.
Hinweis
Psychosoziale Krisen sind von psychiatrischen Notfällen zu unterscheiden. Einem psychiatrischen Notfall liegt meist eine akute psychische Erkrankung zugrunde (z.B. Drogenmissbrauch, Schizophrenie). Bzw. ein akutes körperliches Leiden, das zu psychiatrischen Symptomen führt (z.B. Gehirnblutung). Bei einem psychiatrischen Notfall kann Lebensgefahr drohen. Daher ist rasche medizinische Hilfe unumgänglich! Nähere Informationen finden Sie unter Notfall: Psychiatrische Krise.
Welche Beschwerden können bei einer psychosozialen Krise auftreten?
Beschwerden während einer psychischen Krise sind unangenehm und belastend. Dennoch stellen sie meist Anpassungsversuche an die schwierige Situation dar. Zu möglichen Beschwerden zählen z.B.:
- Angst
- starke Anspannung
- Schlafstörungen
- Übererregtheit/Nervosität
- Aggression (gegen sich oder andere)
- Verwirrtheit
- unpassend erscheinendes Verhalten
- depressive Verstimmung – z.B. Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit
- psychosomatische Beschwerden.
Hinweis
Im Rahmen einer psychischen Krise kann es auch zu Suizidgedanken kommen. Sie denken an Suizid, machen sich um jemanden Sorgen oder haben einen Menschen aufgrund eines Suizidtodesfalls verloren? Auf dem Österreichischen Suizidpräventionsportal finden Sie Erste-Hilfe-Tipps, Notfallkontakte und Hilfsangebote in Ihrem Bundesland sowie weiterführende Informationen zur Bewältigung dieser Notsituation.