Die Taucherin/der Taucher darf beim Auftreten von Beschwerden keinesfalls erneut in die Tiefe tauchen, um sich wieder dem hohen Druck unter Wasser auszusetzen (nasse Rekompression)! Das Risiko für das Auftreten lebensbedrohlicher Folgen der Dekompressionskrankheit, die unter Wasser nicht behandelt werden können, ist zu hoch.
Hinweis
Auch Tauchpartnerinnen/Tauchpartner müssen überwacht werden, weil sie ebenfalls einen riskanten Tauchgang hinter sich haben und daher auch Symptome entwickeln können.
Erste-Hilfe-Maßnahmen
Der/dem Betroffenen soll 100-prozentiger Sauerstoff oder Atemgas mit dem höchsten Sauerstoffgehalt, das in der Situation zur Verfügung steht, über eine Atemmaske verabreicht und 0,5 bis ein Liter Flüssigkeit pro Stunde zum Trinken gegeben werden. Dabei sollte am besten ein isotonisches Getränk, auf keinen Fall alkoholische Getränke gewählt werden. Die Gabe von Sauerstoff unterstützt den Abtransport von Stickstoffblasen aus dem Gewebe. Zudem führt die Sauerstoffgabe zu einer Verbesserung der Sauerstoffversorgung des Gewebes. Die Flüssigkeitszufuhr normalisiert die Hämodynamik (den Blutfluss) und erleichtert den Gasaustausch über kleinste Gefäße (Kapillaren). Stickstoff wird dadurch schneller vom Gewebe abgegeben und daraufhin über die Lunge abgeatmet.
Regelmäßig wird ein kleiner Neurocheck durchgeführt, um neurologische Symptome und deren Veränderungen zu erkennen. Dabei werden die Orientierung, die Funktion der Hirnnerven und der Sinnesorgane, die Muskelkraft, das Gleichgewicht sowie die Koordination geprüft. Ein Schutz vor Unterkühlung oder Überhitzung ist empfehlenswert.
Auch bei milden Beschwerden sollen Betroffene für etwa 24 Stunden nachbeobachtet werden.
Zusätzliche Erste-Hilfe-Behandlung bei schweren Symptomen
Es werden bei Bedarf die üblichen Erste-Hilfe-Maßnahmen – z.B. Seitenlagerung bei Bewusstseinsstörung oder Herz-Lungen-Wiederbelebung bei fehlender Atmung und Herztätigkeit – durchgeführt. Wenn die/der Betroffene nicht ausreichend selbstständig atmen kann (selten!), soll die künstliche Beatmung mit Sauerstoff/Sauerstoffanreicherung erfolgen. Wenn die/der Betroffene nicht selbst trinken kann, wird Flüssigkeit durch den Rettungsdienst bzw. die Notärztin/den Notarzt über eine Infusion zugeführt.
Behandlung in der Druckkammer (Dekompressionskammer)
Diese Behandlung wird auch HBO-Therapie (Hyperbaric Oxygen Therapy) genannt. Die Taucherärztin/der Taucherarzt entscheidet über die Behandlung in einer Druckkammer. Der Transport zur Druckkammer sollte so schnell und schonend wie möglich durchgeführt werden. In der Druckkammer atmet die/der Betroffene 100 Prozent Sauerstoff bei erhöhtem Umgebungsdruck, z.B. bei 2,8 bar (Druckeinheit), entsprechend 18 Meter Wassertiefe (hyperbare Oxygenation). Dadurch verkleinern sich die Gasblasen wieder und lösen sich schließlich auf. Die Sauerstoffversorgung der Körpergewebe wird wiederhergestellt. Über einige Stunden wird der Druck dann langsam auf einen normalen Luftdruck gesenkt.
Druckkammerbehandlungen werden so oft durchgeführt, bis sich die Beschwerden so gut wie möglich zurückgebildet haben. Wenn keine Aussicht auf eine weitere Besserung besteht, können die HBO-Behandlungen beendet werden. Beeinträchtigungen durch schwere Formen der Dekompressionskrankheit (z.B. mit Halbseiten- oder Querschnittlähmung) bilden sich im Einzelfall nicht vollständig zurück, insbesondere wenn keine Erste Hilfe mit Sauerstoffatmung und keine schnelle Druckkammerbehandlung erfolgt.
Medikamentöse Behandlung
Derzeit konnte mit Ausnahme von Sauerstoff für keine medikamentöse Therapie eindeutig nachgewiesen werden, dass sie zu einer Verbesserung des Behandlungserfolgs führt.
Wenn keine Blutung vorliegt und sich die/der Betroffene nicht ausreichend bewegen kann, wird zur Vorbeugung gegen Thrombosen niedermolekulares Heparin zur Blutverdünnung verabreicht.
Eine Physiotherapie wird, vor allem wenn Lähmungen vorliegen, spätestens am dritten Behandlungstag begonnen und intensiv fortgeführt.