Dekubitus: Ursachen

Der Dekubitus ist keine eigenständige Krankheit, sondern tritt in Zusammenhang mit anderen Erkrankungen oder bei einem allgemein schlechten Gesundheitszustand der Betroffenen auf. Bei der Entstehung von Dekubitus (Druckbrand, Dekubitalulkus, Druckgeschwür, Wundliegen) wirken meist mehrere Faktoren zusammen: Zustand der Haut, Allgemeinverfassung, Alter und Beweglichkeit der Patientin/des Patienten.

Welche Ursachen gibt es?

Die Entwicklung eines Dekubitus wird v.a. durch Druck, Scherkräfte und Reibung begünstigt.

  • Druck: Durch entweder lange anhaltenden oder zu starken Druck auf ein bestimmtes Hautareal – beispielsweise durch Matratzen, Falten im Leintuch oder Schuhe – werden die Blutgefäße in einem Gewebe zusammengedrückt. Die Folge ist Mangeldurchblutung. Arterielles nähr- und sauerstoffreiches Blut wird nicht mehr zu den Zellen transportiert. Diese sterben ab, wobei die entsprechenden Nervenzellen bereits früher irreversibel geschädigt werden. Auch die venöse Durchblutung ist unterbrochen. Dadurch können anfallende saure Stoffwechselprodukte nicht mehr abtransportiert werden. Auf die zunehmende Übersäuerung im Gewebe reagiert der Körper mit einer Weitstellung der Blutgefäße (Gefäßdilatation). Es kommt zu einer stärkeren Durchblutung, erkennbar an einer starken Hautrötung. Weiters treten Flüssigkeit und Eiweiß aus den Gefäßen in die Gewebe aus, dies fördert die Entstehung von Ödemen und Blasen. Zusätzlich kommt es zu einem Gefäßverschluss (Thrombose). Es entsteht ein Druckgeschwür.
  • Scherkräfte: Unter Scherung versteht man die Verschiebung von Hautschichten gegeneinander – beispielsweise beim Umdrehen, Ziehen und Lagern der Patientin/des Patienten. Dadurch wird ebenfalls die Blutzirkulation beeinträchtigt. Besonders schädlich wirken Scherkräfte an der Haut älterer Personen. Diese besitzt einen geringeren Wassergehalt und weniger Elastizität. Sie wird schlaffer und trockener.
  • Reibung: Diese wird z.B. durch Hinunterrutschen im Bett oder beim Sitzen verursacht, während die Haut in der ursprünglichen Position bleibt. Auch ungeeignete Kleidung, Nachtwäsche oder zu enge Schuhe können Reibung erzeugen.

Häufig betroffene Körperstellen

Ein Dekubitus entsteht bevorzugt an Körperstellen, an denen die Haut direkt über dem Knochen liegt sowie an Stellen mit geringer Abpolsterung durch Muskel- und Fettgewebe, v.a. Fersen, Zehen, Knöchel, Knie, Beckenknochen, Kreuzbein, Wirbelvorsprüngen. Aber auch Ohren, Hinterkopf oder Schulterblätter können betroffen sein. Besonders angreifbar wird die Haut, wenn sie durch Schweiß, Wundsekrete, Harn oder Stuhl ständig feucht ist – also v.a. bei mangelhafter Körperhygiene oder Inkontinenz. Weitere Risikofaktoren sind u.a. Durchblutungsstörungen (z.B. Durchblutungsstörungen in den Beinen, Herzschwäche, zu niedriger Blutdruck), Gipsverbände, aber auch starkes Unter- oder Übergewicht.

Wer ist besonders gefährdet?

Das Risiko, einen Dekubitus zu entwickeln, besteht grundsätzlich bei jeder Patientin/jedem Patienten, die/der lange liegen muss. Unter normalen Umständen sendet das Nervensystem Signale, wie z.B. Schmerzen, wenn auf einer Körperstelle zu viel Druck lastet. Der Körper reagiert mit einer Lageänderung. Diese unwillkürlichen Ausgleichsbewegungen, zur Entlastung gefährdeter Stellen, können in gewissen Situationen ausbleiben, z.B.:

  • bei Schwerkranken,
  • bei sehr schwachen Menschen,
  • unter der Einnahme bestimmter Medikamente wie z.B. starken Schmerz- oder Betäubungsmitteln,
  • bei Krankheiten, die das Nervensystem beeinflussen und die Schmerzgrenze herabsetzen oder aufheben, z.B. Diabetes, Schlaganfall oder Rückenmarksverletzungen.

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 15. September 2018

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Dr. Paul-Gunther Sator MSc, Arzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Zusatzfach Haut- und Geschlechtskrankheiten (Angiologie), Spezialisierung in Dermatohistopathologie, Spezialisierung in Allergologie

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