Dekubitus: Therapie

Die Therapie von Dekubitus zielt vor allem darauf ab, die Ausbreitung der chronischen Wunde zu verhindern und den Hautdefekt abheilen zu lassen. Ein erster Schritt zur Behandlung des Dekubitus besteht daher darin, für eine Druckentlastung durch wechselnde Lagerung (Umlagerung) zu sorgen. Die Therapie eines bereits entstandenen Dekubitus umfasst sowohl lokale als auch kausaltherapeutische, d.h. gegen die auslösenden Faktoren gerichtete Maßnahmen.

Wie erfolgt die lokale Behandlung?

Um einen Dekubitus zur Abheilung zu bringen, sind folgende Maßnahmen direkt im Bereich des Dekubitus erforderlich:

  • Nekrosenentfernung (Débridement): Abgestorbenes Gewebe (Nekrosen) behindert die Wundheilung und fördert die Entwicklung von Entzündungen. Die Entfernung großer Nekrosen erfolgt chirurgisch, jene kleinerer Nekrosen entweder physikalisch, bio-chirurgisch (Madentherapie) oder enzymatisch.
  • Infektionsbekämpfung: Die infizierte Wunde kann direkt mit einem Antiseptikum oder mit Spülungen mit 0,9-prozentiger Kochsalzlösung bzw. Ringerlösung behandelt werden. Darüber hinaus müssen betroffene Stellen ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden.
  • Phasengerechte Wundversorgung: Ein Druckgeschwür durchläuft verschiedene Wundheilungsphasen, die jeweils spezielle Maßnahmen bzw. Verbandsmaterialien erfordern. In der Reinigungsphase werden die Selbstreinigungsmechanismen der Wunde unterstützt. In der Granulationsphase wird die Gewebeneubildung gefördert und das neugebildete Gewebe geschützt. In der Epithelisierungsphase steht die Förderung der Zellteilung und -wanderung im feuchten Milieu im Vordergrund.
  • Feuchte Wundbehandlung: Durch entsprechende Wundauflagen soll die Wunde vor Austrocknung, Auskühlung und dem Eindringen von Keimen geschützt werden. Weiters sollen sie den ungehinderten Austausch von Gasen und Wasserdampf ermöglichen.
  • Wundkonditionierung: Dabei wird durch verschiedene Maßnahmen ein granulationsfördernder Reiz auf die Wunde ausgeübt. Beispielsweise eignen sich Polyurethan-Wundauflagen zur Konditionierung schlecht heilender Wunden. Sie können große Mengen an Wundsekret und nekrotischem Material aufnehmen. Zudem sorgen sie für ein feuchtes Milieu der Wunde. Durch den Verbandwechsel wird die Wunde aufgefrischt und die Wundgranulation gefördert.
  • Neuere Therapieverfahren: Bei der gepulsten elektrischen Stimulation wird die Wunde wiederholt mit Impulsen positiver und negativer Polarität behandelt. Bei der Vakuumversiegelungstechnik wird die Wunde mit einem Polyvinylalkohol-Schaumstoff mit ableitender Drainage ausgekleidet und mit einer Polyurethan-Folie abgedeckt. Durch die Drainagierung wird ein Unterdruck erzeugt, der den Aufbau von Granulationsgewebe fördern soll.

Wie erfolgt die Behandlung der Ursachen?

Hierzu zählen v.a. folgende Faktoren:

  • Adäquate Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung: z.B. optimale medikamentöse Einstellung bei Diabetes;
  • Vollständige Druckentlastung des betroffenen Gebietes: Der Druck sollte möglichst großflächig verteilt und dadurch die Durchblutung der Wunde und ihre Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff wiederhergestellt werden. Dazu stehen verschiedene Lagerungstechniken und -hilfen (z.B. spezielle Kissen und Keile) zur Verfügung.
  • Verbesserung des Allgemeinzustandes: Dazu sind über längere Zeit folgende Maßnahmen sinnvoll:
    • ausreichende Flüssigkeitsaufnahme (mindestens 1,5 Liter/Tag),
    • ausgewogene Ernährung (eiweiß- und vitaminreich), bei Bedarf (Mangel- oder Unterernährung) spezielle Ernährung mit einem erhöhten Angebot an Energie, Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen,
    • adäquate Schmerztherapie,
    • aktive und passive Mobilisierung: dadurch soll die Patientin/der Patient wieder lernen, sich selbständig zu bewegen und seine Lage verändern zu können.
    • Unterstützung bei psychischen und sozialen Problemen.

Wohin kann ich mich wenden?

Wenn Sie bei sich selbst oder bei einer Ihnen nahestehenden Person Hinweise auf die Entstehung eines Druckgeschwürs oder einen bereits vorliegenden Dekubitus feststellen, können Sie sich je nach Gegebenheit an folgende Stellen wenden:

  • Ärztin/Arzt für Allgemeinmedizin,
  • Ärztin/Arzt für Dermatologie,
  • Wundmanagerin/Wundmanager,
  • Pflegepersonal,
  • Krankenhausärztin/Krankenhausarzt.

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von den Krankenversicherungsträgern übernommen. Grundsätzlich rechnet Ihre Ärztin/Ihr Arzt bzw. das Ambulatorium direkt mit Ihrem Krankenversicherungsträger ab. Bei bestimmten Krankenversicherungsträgern kann jedoch ein Selbstbehalt für Sie anfallen (BVAEB, SVS, SVS, BVAEB).

Sie können allerdings auch eine Wahlärztin/einen Wahlarztes (d.h. Ärztin/Arzt ohne Kassenvertrag) oder ein Privatambulatorium in Anspruch nehmen. Nähere Informationen finden Sie unter Kosten und Selbstbehalte.

Wenn ein Krankenhausaufenthalt erforderlich ist

Für die Behandlung kann mitunter ein Krankenhausaufenthalt erforderlich sein. Dabei wird über die Krankenhauskosten abgerechnet. Von der Patientin/dem Patienten ist pro Tag ein Kostenbeitrag zu bezahlen. Die weitere medikamentöse Behandlung zu Hause erfolgt per Rezept durch die Allgemeinmedizinerin/den Allgemeinmediziner bzw. durch die Fachärztin/den Facharzt.

Weitere Informationen erhalten Sie unter Was kostet der Spitalsaufenthalt?

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 15. September 2018

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Dr. Paul-Gunther Sator MSc, Arzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Zusatzfach Haut- und Geschlechtskrankheiten (Angiologie), Spezialisierung in Dermatohistopathologie, Spezialisierung in Allergologie

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