Nicht alle Zahnfehlstellungen lassen sich vom Laien auf den ersten Blick erkennen. Deshalb sollten drei kieferorthopädische Untersuchungen – im Alter von vier, acht und zwölf Jahren – durchgeführt werden. Die rechtzeitige Therapie gewisser Zahnfehlstellungen senkt die Behandlungszeit und sichert ein stabiles Ergebnis.
Das typische Alter für den Beginn einer kieferorthopädischen Behandlung liegt zwischen dem neunten und elften Lebensjahr – bei Mädchen, die meistens in der Entwicklung vor den Buben liegen, nicht selten auch schon nach dem siebten Lebensjahr. Eine Korrektur von Zahnfehlstellungen ist jedoch auch noch im Erwachsenenalter möglich. Nach genauer Befundaufnahme, Diagnose und Bestimmung des Behandlungszieles können die Methode und die dazu nötigen Hilfsmittel und Apparaturen durch die Kieferorthopädin/den Kieferorthopäden festgelegt werden. Grundsätzlich unterscheidet man herausnehmbare und festsitzende Apparaturen (Spangen), die teilweise auch kombiniert zur Anwendung kommen. Welche Apparatur eingesetzt wird, ist abhängig von Art, Umfang und Richtung der vorgesehenen Zahnbewegung (kippende oder körperliche Bewegung) sowie von der Zielsetzung zur Beeinflussung von Wachstumsveränderungen.
Während der Behandlung sind häufige Kontrollen erforderlich, um den Fortschritt und das Therapiekonzept überprüfen und gegebenenfalls abändern zu können. Nach der aktiven Korrektur einer Zahnfehlstellung folgt die sogenannte Retentionsphase. Dabei wird die erreichte Zahnstellung mittels von außen nicht sichtbarer Apparaturen im Kiefer fixiert, bis sie sich auch ohne äußere Einwirkung nicht mehr verändert. Je nach Erfolg dauert diese Phase einige Monate, manchmal auch deutlich länger. Da es im Alter zwischen etwa 18 und 20 Jahren oft zu Verschlechterungen kommt, wird häufig empfohlen, zumindest die Retentionsphase bis über diese Zeit auszudehnen. Die Therapiedauer hängt vom Ausmaß der Zahnfehlstellung ab und liegt ungefähr bei zwei bis drei Jahren.
Festsitzende Spangen
Im Gegensatz zu den herausnehmbaren Apparaturen ist die Multibracket-Apparatur fest mit den Zähnen verbunden und nur durch die Kieferorthopädin/den Kieferorthopäden wieder entfernbar. Die festsitzende Apparatur besteht aus ringförmigen Bändern mit aufgeschweißten Schlössern und Röhrchen (nur auf den hinteren Malzähnen) und aus Brackets (auf Backen- und Frontzähnen), die direkt mittels spezieller Kleber an die Zähne befestigt werden. Die in den Bändern und Brackets eingesetzten hochelastischen dünnen Drahtbögen bewirken über genau dosierte Kräfte die Korrektur der Zahnfehlstellung. Zusätzlich werden Hilfsteile (z.B. Gummizüge, Federn, von der Patientin/vom Patienten einzusetzende Apparaturen) je nach Erfordernis eingesetzt.
Da Fehlstellungen meist durch eine Kombination von Zahnfehlstellungen (z.B. Platzmangel, starke Zahndrehungen, Verlagerung von Einzelzähnen) und Kieferfehlstellung (z.B. Frontzahnstufe durch Rücklage des Unterkiefers) bedingt sind, ergibt sich häufig auch eine kombiniert herausnehmbare/festsitzende Korrektur. Festsitzende Apparaturen werden hauptsächlich im bleibenden Gebiss in der Behandlung von Fehlstellungen bei Jugendlichen und vor allem bei Erwachsenen eingesetzt. Teilfestsitzende Apparaturen kommen auch häufig während der Wechselgebissphase kombiniert mit herausnehmbaren Apparaturen zur Anwendung.
Vorteile:
- Es gibt praktisch keine Zahnfehlstellung, die nicht mittels festsitzender Apparatur zu beheben wäre.
- Die Behandlungszeit ist gegenüber abnehmbaren Spangen verkürzt.
- Mitarbeit der Patientin/des Patienten ist nur bedingt notwendig bzw. durch entsprechende Konstruktion der Apparatur vollkommen auszuschließen.
- Feineinstellung der Verzahnung ist durch exaktes Positionieren der Zähne an idealer Position möglich.
- Sprechen ist nicht behindert (Ausnahme: innenliegende festsitzende Apparaturen).
Nachteile:
- Erschwerte Mundhygiene erfordert hohe Disziplin der Patientin/des Patienten – bei schlechter Mundhygiene sind festsitzende Spangen nicht anwendbar.
- Teilweise gibt es Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme (Vermeidung von klebrigen Speisen; Vorsicht bei harten Nahrungsmitteln wie Popcorn, Nüssen, Brotkrusten etc.).
- Die Mundschleimhaut kann zu Behandlungsbeginn irritiert sein.
- Bei entsprechender Veranlagung kann es zu Wurzelverkürzungen kommen.
- Ästhetische Beeinträchtigung: kann durch Verwendung von zahnfarbenen Brackets aus Kunststoff oder Keramik bei nicht allzu umfangreichen Zahnbewegungen verbessert werden; bei Anwendung der Lingualtechnik (spezielle Technik mit an der Innenseite der Zähne befestigten Brackets) gibt es keinerlei ästhetische Beeinträchtigung.
Schienentherapie / Aligner
Aligner (z.B. Invisalign®, Alphalign®) bestehen aus einer Serie von durchsichtigen kieferorthopädischen Schienen, welche Zahnfehlstellungen unsichtbar korrigieren können. Die Behandlung erfolgt durch das Tragen einer Serie dieser transparenten Schienen. Aligner werden aus einer dünnen, durchsichtigen Folie gemäß den Vorgaben der Kieferorthopädin/des Kieferorthopäden durch ein modernes computergestütztes Spezialverfahren hergestellt. Dadurch kann eine Begradigung der Zähne ohne Drähte etc. durchgeführt werden. Für eine Behandlung werden je nach Ausgangsbefund zwischen zwölf und 50 Schienen benötigt. Die Aligner müssen 23 Stunden pro Tag getragen und in einem Rhythmus von zwei Wochen gewechselt werden, so dass sich die Zähne in Schritten von 0,15 – 0,25 mm pro Aligner bis zur vorgegebenen Endposition begradigen.