Im Mittelpunkt des Asperger-Syndroms stehen Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen. Anders als beim frühkindlichen Autismus verlaufen die intellektuelle und sprachliche Entwicklung in der Regel unauffällig. Auch das Asperger-Syndrom tritt bei Jungen häufiger als bei Mädchen auf, wobei es bei Mädchen häufiger unentdeckt bleibt.
Wird das Asperger-Syndrom frühzeitig erkannt, kann durch Fördermaßnahmen und Behandlung die Entwicklung deutlich unterstützt werden. Mögliche Folgeprobleme wie soziale Isolation, Belastung durch Mobbing oder Verhaltensauffälligkeiten können so deutlich reduziert werden. Ein herkömmlicher Alltag kann für Betroffene möglich sein.
Welche Symptome können beim Asperger-Syndrom auftreten?
Folgende Symptome zeigen sich bei Menschen mit Asperger-Syndrom:
- Schwierigkeiten, mithilfe von Blickkontakt, Gesichtsausdruck sowie Körpersprache zu kommunizieren.
- Probleme, Inhalte über die unmittelbare Wortbedeutung hinaus zu verstehen. Zum Beispiel „zwischen den Zeilen zu lesen“ und eingeschränktes Verständnis von Humor.
- Schwierigkeiten, sich in andere hineinzuversetzen.
- Auftreten von sich immer wiederholenden Bewegungen. Zum Beispiel mit den Händen hin- und herwedeln – vor allem bei Aufregung.
Menschen mit Asperger-Syndrom haben zudem oft ganz bestimmte Interessengebiete, für die sie viel Zeit aufwenden. Wie stark sich Symptome zeigen, hängt unter anderem von folgenden Bedingungen ab:
- Vorhandene Fähigkeiten, die die Symptome ausgleichen oder abmildern können. Zum Beispiel guter sprachlicher Ausdruck oder bestimmte Begabungen.
- Soziale Bedingungen bzw. soziales Umfeld.
Bestehende Symptome können sich bei starken Belastungen oder großen Veränderungen verschlechtern. Zum Beispiel Scheidung der Eltern oder Schulwechsel. Es kann zudem zu weiteren psychischen Erkrankungen oder Auffälligkeiten kommen – etwa ADHS, Angststörungen, Tic-Störungen, Psychosen oder Depressionen.
Betroffene können unterschiedliche Begabungen haben. Zum Beispiel ein besonders gutes Gedächtnis oder Wahrnehmung von Details. Allerdings kann es zu Schwierigkeiten kommen, Probleme und Zusammenhänge zu verstehen und zu erklären. Ebenso kann zielgerichtetes Planen über mehrere Arbeitsschritte oder die Umsetzung von Abläufen einer Tätigkeit Menschen mit Asperger-Syndrom zu schaffen machen. In der Folge kommt es mitunter neben den sozialen Herausforderungen zu Lernschwierigkeiten in der Schule.
Symptome im Erwachsenenalter
Die Symptome eines Asperger-Syndroms können sich je nach Lebensalter ändern. Allerdings besteht ein Asperger-Syndrom prinzipiell bereits seit der Kindheit. Es ist möglich, dass die Diagnose eines Asperger-Syndroms erst im Erwachsenenalter gestellt wird. Meist suchen Betroffene dann Hilfe auf, wenn sie Probleme im sozialen Umfeld bekommen. Zum Beispiel am Arbeitsplatz oder in einer Partnerschaft.
Erwachsene mit Asperger-Syndrom sind oft Einzelgänger und leben eher zurückgezogen. Es ist nicht leicht für sie, soziale Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Es kann Erwachsenen mit Asperger-Syndrom auch schwer fallen, Wichtiges von Unwichtigem im Alltag zu unterscheiden. Ängste oder depressive Verstimmungen sind häufig.
Erwachsene haben jedoch bereits einiges an Lebenserfahrung gesammelt und konnten sich viele Fähigkeiten aneignen. Diese helfen ihnen meist, besser mit dem Asperger-Syndrom zurechtzukommen.
Wie wird die Diagnose Asperger-Syndrom gestellt?
Die Ärztin oder der Arzt führt eine Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) sowie eine körperliche und eine neurologische Untersuchung durch. Dabei fragt die Ärztin/der Arzt zum Beispiel auch, seit wann Symptome bestehen und ob bis jetzt sonstige Krankheiten bzw. Entwicklungsverzögerungen aufgetreten sind.
Die Ärztin oder der Arzt beobachtet zudem das Verhalten und schätzt bei Kindern den Entwicklungsstand ein. Es gibt verschiedene Standard-Testverfahren, die bei der Diagnose unterstützen. Zum Beispiel die Marburger Beurteilungsskala zum Asperger-Syndrom. Eine klinisch-psychologische Diagnostik kann ebenso hilfreich sein. Auch eine weiterführende Entwicklungsdiagnostik sowie ein EEG können notwendig sein.
Zu den Kriterien für die Diagnose für ein Asperger-Syndrom zählen:
- Schwierigkeiten im sozialen Miteinander
- Ungewöhnliches, sehr intensives Interesse an bestimmten Dingen
- Sich wiederholende Verhaltensmuster
Weiters schließt die Ärztin oder der Arzt eine andere psychische bzw. Entwicklungsstörung aus.
Wie erfolgt die Behandlung von Asperger-Syndrom?
Nicht jede Person mit Asperger-Syndrom leidet unter den vorhandenen Symptomen oder benötigt Behandlung. Eine möglichst früh beginnende Behandlung ist jedoch meist von Vorteil. Eltern bzw. das nähere Umfeld sollten in die Therapie miteinbezogen werden.
Zu Therapiezielen bei einem Asperger-Syndrom zählen unter anderem:
- Verbesserung der sozialen Fähigkeiten, z.B. der Kommunikation
- Probleme anders oder besser zu lösen
- Gefühle zu regulieren
Die Behandlung wird auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt. Zu den Möglichkeiten der Behandlung von Asperger-Syndrom zählen vor allem:
- Psychotherapie: In erster Linie Verhaltenstherapie bzw. verhaltenstherapeutische Ansätze. Dies ist auch in der Gruppe möglich. In dieser können Betroffene im Umgang mit den anderen Gruppenmitgliedern auch soziale Kompetenzen trainieren.
- Frühförderung
- Ergotherapie
Ein geregelter Tagesablauf und stabile soziale Kontakte sind wichtig. Die Ärztin oder der Arzt kann zudem Medikamente verschreiben, wenn begleitende Erkrankungen vorliegen (z.B. bei ADHS).
Soziale Unterstützungsmöglichkeiten können eine wesentliche Säule für Kinder bzw. Menschen mit Asperger-Syndrom sein. Dazu zählen unter anderem Assistenz in der Schule oder Hilfe durch psychosoziale Dienste. Für betroffene Jugendliche und Erwachsene kann zudem der Besuch einer Selbsthilfegruppe hilfreich sein. Tipps für Betroffene bietet auch etwa der Dachverband der Autistenhilfe Österreich auf seiner Website.