Sowohl der Hundespulwurm (Toxocara canis) als auch der Katzenspulwurm (Toxocara cati) leben als erwachsene Würmer (Körperlänge: acht bis 18 cm) im Dünndarm von Hunden und Füchsen bzw. von Katzen. Die Spulwurmweibchen produzieren täglich bis zu etwa 200.000 Eier, die mit dem Kot ins Freie gelangen. Innerhalb von drei bis fünf Wochen entwickelt sich im Ei eine infektionstüchtige Larve, die – wenn das Wurmei wiederum von einem natürlichen Wirt (Hund, Fuchs, Katze) verschluckt wird – im Dünndarm schlüpft. Sie durchbohrt die Dünndarmschleimhaut und gelangt über den Blutweg über die Leber und das Herz in die Lunge, wo sie das Blutgefäßsystem verlässt. Anschließend wandert sie die Luftröhre hinauf und wird im Rachen in die Speiseröhre abgeschluckt. Im Dünndarm angekommen entwickelt sich aus der Larve ein erwachsener männlicher oder weiblicher Spulwurm. Damit ist der Lebenskreislauf geschlossen.
Übertragung
Der Mensch erwirbt eine Spulwurm-Infektion durch Verschlucken infektionstüchtiger Eier aus dem Hund-, Fuchs- oder Katzenkot durch kontaminierte Lebensmittel, kontaminiertes Wasser oder kontaminierte Hände (z.B. nach Kontakt mit Erdboden oder direktem Kontakt mit infizierten Hunden, Füchsen oder Katzen). Auch aerogene Übertragung (über den Luftweg) ist prinzipiell möglich. Wie in den natürlichen Wirten schlüpft im Dünndarm des Menschen aus dem Spulwurm-Ei eine Larve, die über den Blutweg in die Leber und das Herz in die Lunge gelangt. Allerdings verlässt die Larve in der Lunge das Blutgefäßsystem nicht, sondern wird zurück in das Herz, von dort über den großen Blutkreislauf in den ganzen Körper transportiert. Da der Mensch für die Spulwurm-Arten einen falschen Wirt darstellt, können sich die Larven nie zu erwachsenen Würmern weiterentwickeln, sie bleiben immer eine Larve (von etwa 250 – 350 µm Länge), die allerdings viele Jahre am Leben bleiben kann.
Symptome
Symptome
Viele Spulwurm-Infektionen verlaufen ohne erkennbare Symptome (asymptomatisch). Ein geringer Teil infizierter Menschen (das sind in Österreich aber immerhin mehrere hundert Patienten pro Jahr) entwickelt klinische Symptome, die sehr unterschiedlichen Krankheitsbildern zugeordnet werden können. Man kennt heute das sogenannte „Larva migrans visceralis-Syndrom“, das vor allem bei Kindern zu beobachten ist und das vor allem durch immer wiederkehrenden Husten ( Bronchitis), Lebervergrößerung, Erhöhung der Zahl der weißen Blutkörperchen (inklusive der eosinophilen Granulozyten) und/oder auch Erhöhung des IgE-Spiegels) gekennzeichnet ist.
Gelangen die Larven in das Auge oder ins Zentralnervensystem spricht man von einem „Okulären Larva migrans-Syndrom“ bzw. einer Neurotoxokarose. Daneben kennt man aber noch andere Krankheitsbilder („gewöhnliche Toxokarose“, „verdeckte Toxokarose“), die die Gesundheit der Betroffenen oft monate- oder sogar jahrelang einschränken können.
Tatsache ist, dass das Wissen um den Hunde- und den Katzenspulwurm und die von ihnen hervorgerufenen Krankheiten in Österreich (wie auch in anderen Ländern Mitteleuropas) sehr limitiert ist und die Toxokarose (als Sammelbegriff für alle genannten Syndrome) nur selten von der Ärzteschaft in Erwägung gezogen wird. Eine immer wiederkehrende erhöhte Zahl eosinophiler Granulozyten im Blutbild sollte daher immer Anlass dafür sein, die Toxokarose in die Differentialdiagnose mit einzubeziehen.
Diagnose & Therapie
Die Diagnosestellung einer Spulwurm-Infektion ist heute durch den Nachweis spezifischer Antikörper im Serum des Menschen sehr leicht möglich, allerdings sollte das Laboratorium, das diese Untersuchung durchführt, über eine entsprechende Expertise verfügen. Der Nachweis spezifischer Antikörper bedeutet allerdings nur, dass der /die betroffene Kontakt mit dem Erreger hatte, und dies wiederum, dass die Wurmlarven noch im Körper vorhanden sind.
Einen Kausalzusammenhang zwischen Antikörperspiegel und Krankheitssymptomatik kann mit labordiagnostischen Untersuchungsmethoden nicht bewiesen werden. Er liegt allerdings nahe, wenn klare und hohe Antikörperspiegel gemessen werden und der Spulwurm-infizierte Mensch eine Symptomatik zeigt, wie sie oben beschrieben ist.
Asymptomatische Spulwurm-Infektionen (Toxocara-Infektionen) werden durchwegs nicht behandelt. Menschen mit Krankheitssymptomen, eventuell in Kombination mit einer bestehenden Eosinophilie und oder einer IgE-Erhöhung, können mit dem Wirkstoff Albendazol (Eskazole®) behandelt werden. Das entsprechende Dosierungsschema sieht eine Tagesdosis von 10 bis 15 mg/kg Körpergewicht für (zumindest) 18 Tage vor. Bei Vorliegen einer Neurotoxokarose oder eines Okulären Larva migrans-Syndroms ist die antihelminthische Behandlung unter Kortisonschutz durchzuführen.
Vorbeugung
Aufgrund der Tatsache, dass vor allem Kinder beim Spielen im Freien, durch Kontakt mit Erdboden, aber auch durch Geophagie (Erdeessen) eine Spulwurm-Infektion sehr leicht erwerben können, sollte dafür gesorgt werden, dass die Hände der Kinder nach dem „Hantieren“ im Freien mit Seife gewaschen werden, wodurch das Infektionsrisiko deutlich reduziert wird. Darüber hinaus sind Hunde und Katzen regelmäßig zu entwurmen.