Die richtige Verhütungsmethode finden
Inhaltsverzeichnis
Welche Möglichkeiten der Verhütung gibt es?
Verschiedene Möglichkeiten stehen zur Verfügung, um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden. Zu diesen zählen:
- Barrieremethoden. Sie können verhindern, dass die Eizelle der Frau und die Spermien des Mannes zusammentreffen. Das erfolgt mechanisch durch eine Barriere. Besonders bekannt ist das Kondom. Aber auch Frauenkondom und Diaphragma gehören dazu.
- Hormonelle Methoden. Dabei werden weibliche Sexualhormone eingesetzt, um zu verhindern, dass Spermien und Eizelle zusammentreffen. Außerdem kann ein Einnisten der Eizelle in der Gebärmutter verhindert werden. Gestagen-Östrogen-Kombinationspräparate sowie Präparate mit Gestagen zählen dazu:
- Kombi-Präparate führen dazu, dass die Eizelle in ihrer Entwicklung gehemmt und der Eisprung unterdrückt wird sowie die Gebärmutterschleimhaut nicht vollständig aufgebaut wird. Zudem wird es Spermien erschwert, die Eizelle zu erreichen, da sich der Schleim des Gebärmutterhalses verändert. Weitere Informationen zu Produkten, die Gestagene und Östrogenen enthalten, finden Sie z.B. unter Die Pille sowie Verhütungspflaster.
- Reine Gestagen-Präparate führen ebenfalls dazu, dass sich der Schleim des Gebärmutterhalses verändert, sodass es Spermien schwerer haben, zur Eizelle zu gelangen. Außerdem bewirken sie, dass sich die Gebärmutterschleimhaut nicht gänzlich aufbaut, sodass es zu keiner Einnistung kommt. In höherer Dosierung wird zudem der Eisprung gehemmt. Weitere Informationen zu Produkten mit Gestagen finden Sie z.B. unter Minipille sowie Dreimonatsspritze.
- Natürliche Verhütung. Bei dieser werden Veränderungen des Körpers – des weiblichen Zyklus – beobachtet und gemessen. Über bestimmte Veränderungen können die sogenannten fruchtbaren Tage festgestellt werden. Gemessen wird dabei die Basaltemperatur. Das ist die Körpertemperatur beim Erwachen am Morgen. Auch Veränderungen des Zervixschleims, des Sekrets des Gebärmutterhalses, werden beobachtet. Verschiedene Apps und Messsysteme können bei der Dokumentation der Aufzeichnungen unterstützen. Weitere Infos dazu finden Sie unter Natürliche Familienplanung.
- Intrauterine Methoden. Zu diesen Methoden zählen Kupferspirale oder Kupferkette. Sie werden von der Frauenärztin oder dem Frauenarzt in die Gebärmutter eingesetzt. Die Produkte setzen keine Hormone frei, sind aber kupferfreisetzend. Das hemmt die Spermien. Außerdem kann sich eine befruchtete Eizelle nicht einnisten. Auch die Hormonspirale wird von der Frauenärztin oder dem Frauenarzt in die Gebärmutter eingelegt. Weitere Infos zur hormonellen Verhütung finden Sie z.B. unter Hormonspirale.
- Operative Verhütungsmethoden. Bei der Sterilisation der Frau und der Sterilisation des Mannes wird mithilfe von operativen Eingriffen eine dauerhafte Unfruchtbarkeit herbeigeführt.
Weitere Informationen zum jeweiligen Verhütungsmittel finden Sie unter Verhütungsmittel im Überblick. Die meisten Verhütungsmöglichkeiten betreffen von ihrer Entwicklung und Anwendung her Frauen direkt. Eigenständig verhüten können Männer mit Kondom sowie durch Vasektomie.
Hinweis
Der Coitus interruptus – bei dem der Penis vor dem Samenerguss aus der Vagina gezogen wird – ist keine Verhütungsmethode.
Die „Pille danach“ ist kein Ersatz für eine regelmäßige Verhütung. Sie ist für den „Notfall“ entwickelt, wenn z.B. andere Verhütungsmethoden versagen. Weitere Informationen finden Sie unter „Pille danach“.
Wie sicher sind Verhütungsmethoden?
Eine 100%ige Verhütungssicherheit bietet keine der Verhütungsmethoden. Jedoch gibt es Methoden, die sehr sicher sind.
Herangezogen wird bei der Angabe zur Sicherheit von Verhütungsmethoden z.B. der Pearl-Index. Dieser gibt an, wie viele Frauen von 100 Frauen, die regelmäßig Geschlechtsverkehr haben und ein Jahr lang eine bestimmte Verhütungsmethode verwenden, schwanger werden. Beispiel: Eine Frau von 100 Frauen wird schwanger. Der Pearl-Index ist 1. Abgekürzt: PI: 1. Je niedriger der Index, desto sicherer die jeweilige Verhütungsmethode.
Wie sicher eine Verhütung ist, hängt auch von der richtigen Anwendung ab. Fachleute berechnen die Gebrauchssicherheit sowie die Methodensicherheit. Dabei wird die Anzahl der ungewollten Schwangerschaften nach zwölf Monaten in Prozent angegeben.
Die Gebrauchssicherheit bezieht sich auf die Sicherheit der Verhütung bei typischer Anwendung. Dabei können auch Anwendungsfehler auftreten. Die Methodensicherheit bezieht sich auf die Sicherheit der Verhütung bei optimaler Anwendung, d.h. ohne Anwendungsfehler. Daher kann auch mehr als ein Zahlenwert angegeben sein, ein niedriger und ein höherer Wert.
Welche Verhütungsmethode bietet Schutz vor STI’s und STD’s?
Einen möglichen Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen bzw. Krankheiten bieten Kondome und Frauenkondome. Wichtig ist dabei aber auch die fehlerfreie Anwendung. Die anderen Verhütungsmöglichkeiten bieten diesbezüglich keinen Schutz. Sexuell übertragbare Krankheiten werden auch als STD’s oder „sexually transmitted diseases“ bezeichnet. Informationen zu sexuell übertragbaren Infektionen und Krankheiten finden Sie unter Sexuell übertragbare Infektionen.
Beim Oralsex wird teils ein sogenanntes Lecktuch oder "dental dam" verwendet, eine dünne Folie, die auf die Vulva oder den Anus gelegt wird.
Wie finde ich die passende Verhütungsmethode?
Die eine Verhütungsmethode, die für alle optimal ist, gibt es nicht. Allerdings besteht die Möglichkeit, aus den vorhandenen die jeweils passendste auszuwählen. Lebenssituation und persönliche Wünsche spielen neben medizinischen Anforderungen eine Rolle.
Für die Wahl der Verhütung sind verschiedene Kriterien wichtig. Folgendes können Sie z.B. miteinbeziehen:
- Persönliche gesundheitliche Situation und die der Partnerin oder des Partners: z.B. welche Erkrankungen liegen vor?
- Art der Beziehung, Wünsche und Bedürfnisse hinsichtlich des Geschlechtsverkehrs, individuelles Sexualverhalten
- Zuverlässigkeit des Empfängnisschutzes, Kinderwunsch
- Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen
- Anwendung der jeweiligen Verhütungsmethode, z.B. ist die Anwendung praktisch, aufwendig, dauerhaft, kann man sie rückgängig machen etc.?
- Wirkung und Nebenwirkungen, medizinische Anforderungen
- Kosten sowie
- diverse weiterer Vor- und Nachteile
Individuelle Anforderungen können auf der Suche nach der geeigneten Verhütungsmethode bereits eine wesentliche Hilfestellung sein. Wichtig ist in diesem Zusammenhang etwa die Frage, auf welche Eigenschaften besonderer Wert gelegt wird – zum Beispiel Sicherheit oder Anwendungsfreundlichkeit.
Möglicherweise ist auch aus gesundheitlichen Gründen ein bestimmtes Verhütungsmittel für Sie nicht geeignet.
Warum mit der Ärztin oder dem Arzt über Verhütung sprechen?
Verhütungsmöglichkeiten haben Vor- und Nachteile. Für die Wahl der geeigneten Verhütung sind persönliche Wünsche von Bedeutung. Medizinische Überlegungen v.a. zur Verträglichkeit, zu möglichen Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Risikofaktoren spielen eine wichtige Rolle. Gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt können Sie die passendste Methode finden.
Ihre Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt informiert Sie rund um die Anwendung der Methoden. Sie oder er prüft unter anderem das Vorliegen von Risikofaktoren, die den Einsatz bestimmter Verhütungsmethoden ausschließen, z.B. hormoneller. Dafür klärt sie oder er Ihre gesundheitliche Situation ab. Die Ärztin oder der Arzt fragt nach der Krankengeschichte. Sie oder er kann körperliche Untersuchungen durchführen.
Für bestimmte Verhütungsmittel ist eine ärztliche Verordnung notwendig, z.B. für die Pille. Diese kann von der Frauenärztin oder dem Frauenarzt beim Termin ausgestellt werden. Sie oder er nimmt z.B. auch das Einsetzen einer Spirale in die Gebärmutter vor. Weitere Informationen dazu finden Sie unter der jeweiligen Verhütungsmethode.
Hinweis
Ein Termin bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt wird aus verschiedenen Gründen vereinbart: etwa für regelmäßige Kontrolluntersuchungen. Regelmäßige Untersuchungen erfolgen auch bei hormoneller Verhütung. Rechnen Sie daher mit Folgeterminen. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt informiert Sie darüber. Treten zwischen den Untersuchungen Beschwerden oder Fragen zur Einnahme auf, sollten Sie umgehend Ihre Frauenärztin oder Ihren Frauenarzt kontaktieren. Weitere Infos zu den Gründen finden Sie unter Frauenarztbesuch und der jeweiligen Verhütungsmethode. Eine Kurzinformation mit Infos in leichter Sprache finden Sie unter Frauenarzt-Besuch einfach erklärt.
Veränderungen der Lebenssituation können einen Wechsel der Verhütungsmethode notwendig machen. Auch in diesem Fall kann Ihnen Ihre Frauenärztin oder Ihr Frauenarzt helfen, das richtige Verhütungsmittel für Ihre Lebensumstände und Bedürfnisse zu finden.
Weitere Informationen finden Sie z.B. unter:
- Wo finde ich Infos zur Verhütung nach der Geburt?
- Was kann ich in den Wechseljahren bei Verhütung beachten?
Ein Termin bei der Urologin oder dem Urologen kann vereinbart werden, um das Thema Verhütung zu besprechen. Sie oder er informiert z.B. zum operativen Eingriff bei einer Vasektomie bei einem Mann.
Wo finde ich Infos für junge Menschen, die das erste Mal verhüten?
Um vor dem „ersten Mal“ Informationen über die unterschiedlichen Verhütungsmethoden zu erhalten, können Sie sich wenden an:
- eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt, auch: Gynäkologin oder Gynäkologe.
- eine Urologin oder einen Urologen.
- Frauenärztinnen und Frauenärzte, die spezielle Beratung für Jugendliche anbieten. Diese finden Sie über die Mädchensprechstunde.
- Über die Website firstlove.at der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung gibt es Informationen und Beratung – online, telefonisch oder persönlich.
- Weitere Beratungsstellen finden Sie über die Website der Familienberatung.
Hier finden Sie Informationen für Jugendliche zum Thema Verhütung:
Hier erhalten Sie Informationen zum ersten Frauenarztbesuch sowie zu Frauenarztbesuch leicht erklärt.
Bereits im Monat vor der ersten Regelblutung wird Gebärmutterschleimhaut für eine ev. Schwangerschaft aufgebaut, eine Eizelle reift heran. D.h., es kann möglicherweise vor der ersten Regelblutung zu einer Schwangerschaft kommen.
Da man jedoch im Vorhinein nicht weiß, ob es zu einem Eisprung gekommen ist – und der Zyklus vor allem in den ersten Monaten und Jahren unregelmäßig sein kann: rechtzeitig jugendgerechte Informationen über Verhütung einholen.
Bei der Wahl der geeigneten Verhütung spielen persönliche Wünsche und gesundheitliche Voraussetzungen eine Rolle. Aber auch die speziellen Umstände der erstmaligen Verhütung werden bei Jugendlichen bei der Beratung beachtet: z.B. eine umfassende individuelle Aufklärung und die persönliche Reife.
Wo finde ich Infos zur Verhütung nach der Geburt und in der Stillzeit?
In der Zeit nach der Geburt ist nicht jedes Verhütungsmittel geeignet. Weitere Informationen finden Sie unter Verhütung & Sex nach der Geburt. Auch die Ärztin oder der Arzt informiert Sie z.B. darüber, welche eingesetzt werden können. Und bespricht mit Ihnen die jeweiligen Vor- und Nachteile.
Wie verhüte ich nach einem Schwangerschaftsabbruch?
Nach einem Schwangerschaftsabbruch und im Zuge eines neuen Menstruationszyklus kann eine Frau wieder schwanger werden. Bedenken Sie, dass der Eisprung bereits vor der nächsten Regelblutung stattfindet – und es zu einer Schwangerschaft kommen kann. Informieren Sie sich daher rechtzeitig über die für Sie passende Verhütungsmöglichkeit, mit der nach dem Abbruch rasch begonnen werden kann.
Dafür können Sie sich wenden an:
- eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt. Frauenärztinnen und Frauenärzte, die spezielle Beratung für Jugendliche anbieten, finden sie über die Mädchensprechstunde.
- die Beratungsstellen von First Love und ÖGF.
Beratungsstellen in Ihrer Nähe, die Sie über die Website der Familienberatung finden.
Was kann ich in den Wechseljahren bei Verhütung beachten?
In den Wechseljahren der Frau verändert sich das Zusammenspiel der Hormone. Dadurch verändert sich auch der Menstruationszyklus. Dies führt u.a. zu Verschiebungen z.B. von Eisprung und Regelblutung und schließlich zum Aufhören dieser. Der Zeitpunkt der letzten Regelblutung wird als Menopause bezeichnet. Wann die Menopause war, lässt sich erst rückwirkend mit Sicherheit feststellen. Bis zum Eintritt der Menopause besteht die Möglichkeit einer Schwangerschaft.
Verschiedene Faktoren tragen zu einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei, z.B. hinsichtlich Thrombosen. Im Alter steigt das Risiko. Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko zudem: z.B. rauchen oder einige Vorerkrankungen. Hormonelle Verhütungsmittel – z.B. Kombinationspräparate wie die Pille – sind ebenfalls mit einem Risiko für sogenannte thromboembolische Ereignisse verbunden, für Thrombose oder Thromboembolie. Besprechen Sie die Verhütungsmethode und Ihre individuellen Risikofaktoren mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt. Sie oder er kann Ihnen gegebenenfalls empfehlen, das Präparat zu wechseln bzw. es abzusetzen. Sie können gemeinsam eine andere für Sie passende Methode finden. Weitere Informationen finden Sie ebenfalls unter Hormonelle Verhütung & Gesundheit.
Weitere Infos zur Behandlung von Beschwerden in den Wechseljahren finden Sie unter Wechseljahre.
Was tun bei einer Verhütungspanne?
Zu einer Verhütungspannen kann es aus verschiedenen Gründen kommen: Einnahme der Pille oder Wechsel des Verhütungspflasters vergessen? Kondom beschädigt? Was Sie im Fall der Fälle tun können, hängt u.a. davon ab, welcher Anwendungsfehler bei welcher Methode aufgetreten ist. Teils können Produkte in einem bestimmten Zeitraum im Nachhinein verwendet werden, z.B. ein Verhütungspflaster.
Die „Pille danach“ kann – unter bestimmten Voraussetzungen – eine Schwangerschaft verhindern. Sie ist zur Notfallverhütung gedacht. Auch hier spielen Faktoren wie der Zeitpunkt eine Rolle. Wann und wie sie eingesetzt werden kann, finden Sie unter „Pille danach“. Hier finden Sie außerdem Informationen zur Spirale danach.
Informieren Sie sich am besten bereits vorab darüber, was Sie im Falle einer Verhütungspanne tun können. Beachten Sie Packungsbeilagen. Sie können auch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen, was gegebenenfalls zu tun ist. Die Apothekerin oder der Apotheker gibt Ihnen zu Produkten aus der Apotheke Auskunft. Informationen finden Sie außerdem unter der jeweiligen Methode.
Was ist die „Pille danach“ und was ist die „Abtreibungspille“?
Die „Pille danach“ ist zur Notfallverhütung gedacht. Sie kann bei einer Verhütungspanne eingesetzt werden, ist aber kein Ersatz für eine Verhütungsmethode bzw. mehrere Verhütungsmethoden. Sie kann – unter bestimmten Umständen – einen Eisprung verschieben. Dadurch kommt es gar nicht erst zu einer Befruchtung und damit auch nicht zu einer Schwangerschaft. Die „Pille danach“ ist in österreichischen Apotheken rezeptfrei erhältlich. Weitere Informationen: „Pille danach“.
Die „Pille danach“ ist keine „Abtreibungspille“. Sie führt zu keinem Schwangerschaftsabbruch. Anders verhält es sich hingegen bei Medikamenten für einen Schwangerschaftsabbruch. Weitere Informationen zu diesen Medikamenten finden Sie unter Schwangerschaftsabbruch.
Wo finde ich Infos und Beratung zu Verhütung?
Beratung für Jugendliche:
- über ÖGF firstlove.at
- über die Mädchensprechstunde
- bei einer Frauenärztin oder einem Frauenarzt
- bei einer Urologin oder einem Urologen
- über Rat auf Draht
Beratung für Jugendliche und Erwachsene:
- bei einer Frauenärztin oder einem Frauenarzt
- bei einer Urologin oder einem Urologen
- über die Suchfunktion der Familienberatung
- über die Website der ÖGF und ihre Website First Love
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 22. April 2025
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Österreichische Gesellschaft für Familienplanung, ÖGF