Füllungen, Inlays & Co.

Zähne, die durch eine Verletzung oder durch Karies angegriffen sind, können mittels verschiedener Verfahren behandelt werden. Ziel ist es, den Defekt zu verschließen, die normale Funktion und Form des Zahnes wiederherzustellen und ihn vor Kariesbefall zu schützen. Das Spektrum der verfügbaren Füllmaterialien für Füllungen, Inlays etc. reicht von Altbewährtem wie Amalgam und Gold bis zu modernen Kunststoffen (Komposite) sowie Keramik.

Arten zahnkonservierender Behandlung

Unterschieden werden je nach Herstellungsverfahren verschiedene Arten von zahnkonservierender Behandlung.

  • Herkömmliche Füllungen werden in weicher Konsistenz mittels Formhilfen direkt in eine Kavität des Zahnes – ein Loch, das zuvor von der Zahnärztin/dem Zahnarzt mit Bohrern erweitert, geglättet und gesäubert wurde – eingebracht, wo sie anschließend aushärten. Am häufigsten kommen Materialien wie Amalgam und Kunststoff zur Anwendung.
  • Inlays, Onlays und Overlays werden im zahntechnischen Labor hergestellt. Es handelt sich um passgenaue Werkstücke, die in den von der Zahnärztin/dem Zahnarzt entsprechend zugeschliffenen Zahn eingeklebt werden. Die Grenzen zwischen diesen drei Arten sind fließend. Als Materialien dienen v.a. Gold, Keramik, galvanische Keramik (Kombination aus Gold und Keramik) oder Kunststoff (Komposit).
    • Inlays zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Randbereiche innerhalb der Kaufläche liegen und die Höckerspitzen der Zähne nicht überdeckt werden. Sie liegen also nur im „Tal“ des Zahnes, die Zahnspitzen bleiben frei.
    • Onlays wiederum bedecken auch die Spitzen des Zahns, liegen also vereinfacht gesagt „auf“ dem Zahn.
    • Overlays umschließen die Zahnspitzen völlig und bieten auch einen Kaukantenschutz. Sie liegen „über“ dem Zahn.

Zur Auswahl stehen diverse Substanzen, die sich in Aussehen (Ästhetik), Haltbarkeit und Preis unterscheiden.

Amalgam

Amalgamfüllungen („Plomben“) werden aus einer Legierung von Quecksilber (50 Prozent) mit Silber, Kupfer, Indium, Zinn und Zink hergestellt. Sie kommen bereits seit mehr als 150 Jahren zur Anwendung.

  • Vorteile: Amalgam ist einfach zu verarbeiten, besitzt eine hohe Verschleißfestigkeit und eine lange Lebensdauer von zehn Jahren und mehr. Darüber hinaus ist es relativ kostengünstig.
  • Nachteile: Das dunkelgrau-metallisch gefärbte Amalgam ist aus ästhetischen Gründen nur an optisch unauffälligen Zahnbereichen einsetzbar. Kontroversiell diskutiert wird das Ausmaß der Quecksilberbelastung für den Körper aufgrund von Amalgamfüllungen. Viele Zahnärztinnen/Zahnärzte raten vom Austausch vorhandener noch intakter Füllungen ab, weil bei deren Entfernung viel Quecksilber freigesetzt wird.

Hinweis

Die tägliche Quecksilberaufnahme aus Amalgamfüllungen ist geringer als jene aus Nahrung und Atemluft. Dennoch ist seit 1. Juli 2018 die Verwendung von Amalgam bei Kindern bis zum 15. Lebensjahr sowie bei Schwangeren und Stillenden EU-weit verboten. Auch sollte beispielsweise bei Patientinnen/Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen sowie nachgewiesener Amalgamallergie keine Amalgamfüllungen verwendet werden.

Glasionomer-Zementfüllungen (GIZ)

Glasionomerzemente bestehen aus Polyacrylsäure oder Copolymerisaten aus Acrylsäure, Itakonsäure oder Maleinsäure sowie aus Kalzium-Aluminium-Silikat-Glas und Wasser. Diese Zemente werden seit langem als Befestigungszemente z.B. von Kronen, als provisorisches Füllmaterial und bei Milchzahnfüllungen verwendet. Seit 1. Juli 2018 werden sie als preisgünstiger Ersatz für Amalgam in jenen Fällen, in denen die Verwendung desselben nicht mehr gestattet ist, von den Krankenkassen akzeptiert. Leider ist die Haltbarkeit wesentlich kürzer als von Amalgam oder Komposit und beträgt nur drei bis vier Jahre.

Kunststoff (Compomer und Komposit)

Komposite werden für Füllungen und Inlays im Front- und Seitenzahnbereich sowohl bei Milchzähnen als auch bei bleibenden Zähnen benutzt. Sie bestehen zu etwa 70 Prozent aus Glas- und Quarzteilchen und zu etwa 30 Prozent aus verschiedenen Kunststoffen (v.a. Methylmethacrylat).

  • Vorteile: Komposite erlauben eine zahnfarbene Versorgung von Defekten, können die Zahnsubstanz stabilisieren und sind quecksilberfrei.
  • Nachteile: Komposite erfordern eine zeitaufwendige Mehrschichttechnik und sind relativ kostspielig. Sie sind weniger belastbar als Amalgam und daher nur bedingt für die Kauflächen der Backenzähne geeignet. Meist halten sie nur etwa vier bis fünf Jahre. Außerdem können sie von Kaffee, Tee oder Tabak verfärbt werden. Weiters können sie in noch nicht ausgehärtetem Zustand Kontaktallergien auslösen – dieses Problem tritt bei Patientinnen/Patienten selten auf und betrifft in erster Linie zahnärztliches Personal.

Ein Compomer ist ein in der Zahnmedizin und der Zahntechnik verwendetes neueres Füllungsmaterial. Es ist eine Mischung aus Glasionomer-Zementen und Kompositen.
Entsprechend dieser Zusammensetzung vereinigt ein Compomer die Vorteile, aber auch die Nachteile beider Füllungsmaterialien. Compomere sind zahnfarben (opak) und werden hauptsächlich als Alternative zu Gold-, Amalgam- oder Keramikfüllungen verwendet. Heutige Compomere sind qualitativ meist sogar geringfügig besser, also haltbarer als Komposite. Sie sind den klassischen Kompositen lediglich in der Farbwirkung (Ästhetik) geringfügig unterlegen.

Gold

Gold wird in Legierungen mit härteren Metallen wie Platin, Palladium, Silber, Kupfer, Iridium etc. für Füllungen, Inlays, Onlays und Overlays verwendet.

  • Vorteile: Hohe Stabilität und Belastbarkeit sorgen selbst in den stark beanspruchten Backenzähnen für eine extrem lange Haltbarkeit. Der Kaudruck verformt das Material derart, dass es in den Zahn „gepresst“ wird und dadurch eine sonst unerreichbare Dichtheit besitzt. Gold ist sehr gut verträglich, allergische Reaktionen sind äußerst selten.
  • Nachteile: Die unzureichende Ästhetik schränkt die Anwendbarkeit von Gold in sichtbaren Gebissbereichen deutlich ein. Darüber hinaus sind sowohl die Herstellung als auch das Material selbst relativ kostspielig.

Keramik

Keramik wird zur Herstellung zahnfarbener Inlays, Onlays und Overlays v.a. bei großen Zahndefekten verwendet. Sie besteht aus Quarzkristallen, die in eine Basismasse aus Feldspat eingebunden sind.

  • Vorteile: Keramik ist besser verträglich, härter und damit haltbarer als Kunststoff und verfärbt sich nicht. Der Verbund mit dem Zahnmaterial und der Keramik stabilisiert geschwächte Zahnwände.
  • Nachteile: Zur Befestigung von Keramik an den Zahn sind Kunststoffkleber notwendig, die v.a. bei zahnärztlichem Personal Kontaktallergien hervorrufen können. Heutzutage werden aber meistens Handschuhe getragen. Ein weiterer Nachteil sind die hohen Herstellungskosten.

Galvanische Keramik

Galvanoinlays bestehen aus einem Keramikkern, der an den der Zahnsubstanz zugewandten Flächen bis in den sichtbaren Bereich hinausreichend mit einer dünnen Feingoldschicht ummantelt ist. Somit nimmt das Galvanoinlay eine Zwischenstellung zwischen Gold- und Vollkeramikinlay ein.

  • Vorteile: Die Technik verbindet die ästhetischen Vorzüge von Keramikinlays mit dem Vorteil von Goldgussinlays, mit herkömmlichen Befestigungszementen einsetzbar zu sein. Auf diese Weise kann auf Kunststoffkleber verzichtet werden, die Kontaktallergien hervorrufen können.
  • Nachteile: Neben ästhetischen Vorbehalten gegen die feinen Goldränder sind v.a. die hohen Kosten zu nennen. Daher werden Galvanoinlays kaum mehr verwendet.

Wohin kann ich mich wenden?

Für konservative Zahnbehandlungen sind Ärztinnen/Ärzte für Zahnheilkunde zuständig. Sie beraten auch über die verschiedenen Optionen sowie etwaige Vor- und Nachteile.

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Die Kosten für Amalgamfüllungen im Seitenzahnbereich sowie Kunststofffüllungen im Frontzahnbereich (im Einzelfall z.B. bei nachgewiesener Allergie auch im Seitenzahnbereich) werden von den Sozialversicherungsträgern übernommen.

Seit 1. Juli 2018 werden bei Kindern bis zum 15. Lebensjahr, bei Schwangeren und Stillenden wegen des Amalgamverbots Füllungen aus Glasionomerzement von den Kassen honoriert. Kann im medizinisch begründeten Einzelfall (z.B. bei nachgewiesener Allergie) keine Füllung mit den vertraglich vereinbarten Materialien (z.B. Amalgame, Silikat- und Steinzemente, Komposit usw.) eingesetzt werden, leisten die Sozialversicherungsträger einen Zuschuss für einige andere Behandlungsformen.

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 25. Juli 2018

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: MR Dr. Ronald Palman

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