Bei einer Zwangsstörung kommt es zu Handlungen oder Gedanken, die Betroffene wiederholt ausführen müssen. Der innere Drang dazu ist sehr stark, die Zwänge können nicht oder nur schwer kontrolliert werden. Zwangsstörungen können so stark werden, dass sie den ganzen Alltag bestimmen. Sie können in jedem Alter auftreten, beginnen meist jedoch im Alter von ca. 20 Jahren. Bei einem Drittel der Betroffenen tritt eine Zwangsstörung bereits in der Pubertät auf.
Es gibt unterschiedliche Formen von Zwangsstörungen. Man unterscheidet im Allgemeinen zwischen Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Diese können auch gemeinsam auftreten.
Bei Zwangsgedanken müssen ein und dieselben Gedanken immer wieder durchgedacht werden. Diese Gedanken lassen sich nur schwer unterdrücken. Zu Zwangsgedanken zählen etwa ständige Gedanken:
- etwas vergessen zu haben,
- sich unangemessen zu verhalten oder „verbotene“ Gedanken zu haben (z.B. sexueller Natur),
- sich selbst der anderen Schaden zufügen zu können.
Diese Gedanken sind oft von Angst begleitet. Sie führen jedoch in der Folge nicht automatisch zu dementsprechenden Handlungen oder Ereignissen.
Zwangshandlungen hingegen sind mit bestimmten Tätigkeiten verknüpft. Die Betroffenen führen wiederholte Handlungen aus. Zum Beispiel:
- so oft kontrollieren, ob die Türe zugesperrt ist, dass man zur Arbeit zu spät kommt.
- den Kleiderkasten immer wieder neu sortieren, weil ein Kleidungsstück nicht ganz genau zusammengelegt ist.
- sich so oft die Hände zu waschen, bis sie wund sind.
- Zeitschriften in einem Ausmaß sammeln, dass darunter die Wohnqualität massiv leidet.
- Dinge, Handlungen oder Schritte immer wieder zwingend zählen.
Die Zwangshandlungen können dabei auch von bedrohlichen Gedanken oder der Sehnsucht nach Sicherheit begleitet werden. Wird die Zwangshandlung nicht ausgeführt, leiden Betroffene unter Unruhe, Angespanntheit oder Ängsten.
Zudem können übersteigerte moralische Vorstellungen oder etwa das zwanghafte Bedürfnis zu reden, Fragen zu stellen oder sich zu etwas zu bekennen auftreten. Sehr selten kommt die sogenannte zwanghafte Langsamkeit vor. Betroffene führen Handlungen „wie in Zeitlupe“ durch. Menschen mit Zwangsgedanken oder –handlungen sind sich ihrer Beschwerden meistens bewusst. Sie halten sie selbst nicht für sinnvoll. Das führt zu zusätzlicher psychischer Belastung. Die Kontrolle über die Zwänge ist schwierig, das führt wiederum zu mehr Ängsten.
Hinweis
Das Risiko für Suizidgedanken kann bei einer Zwangserkrankung erhöht sein. Sie denken an Suizid, machen sich um jemanden Sorgen oder haben einen Menschen aufgrund eines Suizidtodesfalls verloren? Erste-Hilfe-Tipps, Notfallkontakte und Hilfsangebote in Ihrem Bundesland sowie weiterführende Informationen zur Bewältigung dieser Notsituation finden Sie auf dem Österreichischen Suizidpräventionsportall.
Wie verläuft eine Zwangsstörung?
Eine Zwangsstörung entwickelt sich meist schleichend. Mit der Zeit fällt auch Betroffenen auf, dass sie sich viel Zeit für die Zwangshandlungen nehmen müssen oder Zwangsgedanken sehr schwer wieder weggehen. Durch die Zwangsstörung kann es zu Problemen in der Arbeit, der Partnerschaft oder der Familie kommen. Es fällt schwer, alltäglichen Verpflichtungen nachzugehen. Freizeitbeschäftigungen machen weniger Freude. Die Zwänge können schließlich die zentrale Rolle im Alltag einnehmen.
Die Zwangsstörung hat meistens einen chronischen Verlauf. Dabei gibt es mitunter Phasen, in denen die Beschwerden leichter oder schlimmer sind. Zwischendurch sind auch Phasen ohne Beschwerden möglich. Die Art und Weise der Zwänge verändert sich manchmal mit der Zeit.