Die Therapie von ADHS besteht aus mehreren Säulen, die einander ergänzen. Zu den Behandlungsmöglichkeiten zählen:
Ist das AHDS nicht stark ausgeprägt, kann es bereits helfen, bei einer Elternschulung den Umgang mit ADHS zu erlernen und auf gute Schlafgewohnheiten des Kindes zu achten. Ist das ADHS stärker und kommt es zu Problemen in der Schule bzw. dem sozialen Umfeld sind Begleitmaßnahmen in der Schule und eine Psychotherapie sinnvoll. Der Einsatz von Medikamenten wird genau abgewogen und ist nur bei deutlicher Beeinträchtigung und Leidensdruck empfohlen. Gemeinsam mit der Ärztin/dem Arzt entscheiden die Betroffenen, welche Therapiemöglichkeiten infrage kommen. Es kann sein, dass der Behandlungsbedarf nicht so groß ist oder dass doch eine umfassendere Therapie notwendig ist. Auch andere Faktoren spielen bei der Wahl der Behandlung eine Rolle, etwa ob die schulische Bildung durch die Symptome beeinträchtigt wird.
Welche Rolle spielt Psychoedukation bei der Behandlung von ADHS?
Eine wichtige Maßnahme ist die Aufklärung über ADHS von Eltern, Familie und Betreuungspersonen aus dem sozialen Umfeld (etwa Kindergarten oder Schule). Die Aufklärung über die Erkrankung wird Psychoedukation genannt und erfolgt z.B. in Form von Elternschulungen. Sie kann ein Teil weiterer unterschiedlicher Therapiemaßnahmen sein.
Was ist eine Elternschulung?
Bei einer Elternschulung erfahren die Eltern mehr über ADHS (was es ist, wie es auf den Körper wirkt etc.) und den Umgang damit. Zum Beispiel welche Verhaltensweisen man beeinflussen kann, welche das Kind ändern kann und welche nicht. Diese Schulung unterstützt bei der Erziehung und auch bei Problemen mit ADHS im Alltag. Der Alltag eines Kindes mit ADHS sollte zum Beispiel gut strukturiert sein. So fällt es leichter, Abläufe einzuhalten.
Wie können Kindergarten & Schule unterstützen?
ADHS hat meist Auswirkungen auf den Alltag im Kindergarten oder der Schule. Daher ist eine Zusammenarbeit zwischen Eltern, Kindern, den behandelnden Personen und dem Kindergarten bzw. der Schule hilfreich. So können zum Beispiel Lernbedingungen angepasst werden (z.B. Übungen im Unterricht). Klare Botschaften und Regeln, eine gut geplante Tagesstruktur, das Vermeiden von Überforderung oder immer wieder mal ein gerechtfertigtes Lob sind zudem hilfreich. Zudem gibt es Fortbildungen für Pädagoginnen/Pädagogen im Umgang mit ADHS.
Welche Rolle spielt Psychotherapie?
Im Vorschulalter stehen dabei meist Erziehungsberatung der Eltern, Einbezug des Kindergartenpersonals und eine Spieltherapie im Vordergrund. Bei der psychotherapeutischen Behandlung von Schulkindern mit ADHS wird unter anderem mittels verhaltenstherapeutischen Maßnahmen gelernt, die Gefühle besser zu regulieren oder Probleme zu lösen. Das schulische sowie soziale Umfeld wird mit einbezogen. Mittels Psychoedukation soll das Verständnis für die Störung gefördert werden. In einer Gruppentherapie können Jugendliche z.B. auch ihre sozialen Fähigkeiten in Kontakt mit Gleichaltrigen verbessern. Auch eine Familientherapie kann notwendig sein.
Welche Medikamente kommen bei ADHS zum Einsatz?
Medikamente kommen bei ADHS ab dem Alter von sechs Jahren zum Einsatz. Das am häufigsten verwendete Medikament bei ADHS ist der Wirkstoff Methylphenidat. Tritt keine erwünschte Wirkung ein, kann auch eine Behandlung mit den Wirkstoffen Atomoxetin, Guanfacin oder Lisdexamfetamin eine Alternative sein. Dexamphetamin und Lisdexamfetamin sind nur für Kinder und Jugendliche zugelassen, wenn vorher eine Behandlung mit Methylphenidat versucht wurde. Guanfacin verschreibt die Ärztin/der Arzt erst, wenn andere Mittel unverträglich oder wirkungslos waren. Nähere Informationen zu Wirkungen und Nebenwirkungen der genannten Medikamente finden Sie auf www.gesundheitsinformation.de.
Die medikamentöse Therapie wird von regelmäßigen Kontrolluntersuchungen begleitet. Treten Nebenwirkungen auf, sollen Eltern dies der Ärztin/dem Arzt mitteilen. Diese/dieser kann dann gemeinsam mit Eltern und Kind besprechen, welche Anpassungen der Medikation notwendig bzw. hilfreich sein können.
Die Vor- und Nachteile der Medikamenteneinnahme werden von dem Kind/Jugendlichen, Eltern und Ärztin/Arzt gemeinsam abgewogen. Medikamente bei ADHS sollten im Zuge einer umfassenden Therapie zum Einsatz kommen. Das bedeutet, dass nicht nur Medikamente eingenommen werden. Begleitend werden soziale, psychotherapeutische und pädagogische Maßnahmen gesetzt. Die Medikamente können die Symptome lindern, solange sie eingenommen werden. Aber sie lösen nicht alle Probleme, die mit ADHS einhergehen.
Welche weiteren Maßnahmen gibt es?
Auch klinisch-psychologische Behandlungstechniken werden eingesetzt. Mithilfe einer Ergotherapeutin/eines Ergotherapeuten werden etwa Fähigkeiten in Bezug auf Bewegung, Ausführung von Alltagstätigkeiten oder sozialem Austausch verbessert, das Selbstbewusstsein wird gestärkt. Es gibt Hinweise, dass Ausdauersport bei ADHS hilfreich ist. Allerdings ist dies wissenschaftlich noch nicht ausreichend überprüft. Eltern und Kinder empfinden Sport jedoch oft als hilfreich. Regelmäßige Bewegung ist zudem im Allgemeinen gut für die körperliche Gesundheit und Entwicklung und daher in jedem Fall sinnvoll.
Andere immer wieder mit ADHS in Verbindung gebrachte Maßnahmen wie Neurofeedback, Diäten/Ernährungsumstellungen, pflanzliche Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel sind unzureichend erforscht. Omega-3-Fettsäuren haben nur einen sehr geringen Effekt.
Ist der Alltag nur noch schwer zu bewältigen und ein Kind sehr hyperaktiv und impulsiv, kann ein Aufenthalt in einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie bzw. Kinder- und Jugendpsychosomatik sinnvoll sein. Auch wenn weitere schwere psychiatrische Erkrankungen vorliegen, ist ein Spitalsaufenthalt möglicherweise notwendig. Auch eine Rehabilitation kann unterstützend sein. Die Behandlung ist in Summe genau auf das Kind abgestimmt.