Die Behandlung der CML hängt davon ab, in welcher Krankheitsphase sich die Patientin/der Patient zum Zeitpunkt der Diagnose befindet. Mehr zum Thema: Formen und Symptome der Leukämien.
Chronische Phase der CML
Die Diagnose der CML wird meist in der chronischen Phase gestellt. Für die Therapie macht man sich in diesen Fällen die molekulargenetischen Merkmale der Leukämiezellen zunutze: Typisch für die CML ist eine spezielle genetische Veränderung, das sogenannte Philadelphia-Chromosom. Dieses veränderte Chromosom führt dazu, dass ein neues Gen entsteht (BCR-ABL) und ein neues Protein gebildet wird (aus der Gruppe der Proteinkinasen). Sowohl das BCR-ABL-Gen als auch das daraus resultierende Protein kommen bei Gesunden nicht vor; sie regen die Leukozyten zur ständigen, unkontrollierten Teilung an und sind heute als Entstehungsmechanismus der CML bekannt. Die moderne Behandlung der CML setzt daran an: Es stehen orale (schluckbare) Medikamente zur Verfügung (sogenannte Tyrosinkinase-Hemmer), die sich gezielt gegen dieses Protein richten und dadurch die Erkrankung aufhalten können.
Tyrosinkinase-Hemmer gehören zu den sogenannten zielgerichteten Therapien, inzwischen sind mehrere Präparate zugelassen. Sie sind heute die Standardtherapie der CML. Der Behandlungserfolg ist damit sehr gut, je nach Präparat kann in bis zu 95 Prozent der Fälle eine Normalisierung des Blutbildes erreicht werden (komplette Remission, siehe weiter unten).
Die Tyrosinkinase-Hemmer sind im Vergleich zur Immun- und zur Chemotherapie (die früher der Standard der CML-Behandlung waren) relativ gut verträglich, die Betroffenen können damit einen weitgehend normalen Alltag führen. Eine vollständige Heilung ist mit Tyrosinkinase-Hemmern jedoch in der Regel nicht möglich. Die Medikamente müssen dauerhaft eingenommen werden, da es ansonsten zu einem Wiederauftreten der Krankheitszeichen kommen kann.
Mehr zum Thema: Therapie bei Krebs
Akzelerierte Phase der CML
Wenn sich der Allgemeinzustand oder die Blutwerte der Betroffenen verschlechtert, ist dies ein Anzeichen dafür, dass die Erkrankung in die akzelerierte Phase übergeht. Die Betroffenen erhalten in diesem Fall zunächst ein anderes Präparat aus der Wirkstoffgruppe der Tyrosinkinase-Hemmer; dies kann zu einer erneuten Rückbildung der Leukämiezellen und Besserung der Symptomatik führen. Das Ziel ist es, die Erkrankung wieder in die chronische Phase zurückzuführen.
Wenn die Tyrosinkinase-Hemmer nicht ausreichen bzw. nicht mehr wirken, kommt unter Umständen eine Stammzelltransplantation infrage. Dabei werden der Patientin/dem Patienten gesunde Stammzellen übertragen, mit deren Hilfe sich das blutbildende System wieder neu aufbauen kann. Im Optimalfall kann damit sogar eine dauerhafte Heilung erreicht werden. Eine Stammzelltransplantation ist jedoch eine sehr intensive Behandlung, die mit verschiedenen Risiken einhergeht. Sie kommt nicht für alle Betroffenen infrage, insbesondere das Alter und der Allgemeinzustand spielen eine entscheidende Rolle. Mehr zum Thema: Stammzelltransplantation.
Ist eine Stammzelltransplantation nicht möglich, können neuere Tyrosinkinasehemmer, eine Chemotherapie oder eine Immuntherapie mit Interferon alpha oder die Kombination aus beiden eingesetzt werden. Die Immuntherapie stimuliert das körpereigene Immunsystem dazu, sich gegen die falschen Proteine zu richten. Die Nebenwirkungsrate der Zytostatika sowie der Interferone ist relativ hoch. Im Rahmen klinischer Studien kommen heute weiterentwickelte Interferone (pegylierte Interferone) zum Einsatz, die seltener verabreicht werden müssen und besser verträglich sind.
Blastenphase der CML
Wenn sich die Erkrankung akut verschlechtert und die Anzahl der Leukämiezellen in Blut und Knochenmark innerhalb kurzer Zeit stark ansteigt, spricht man von einer Blastenkrise bzw. Blastenphase. In dieser Phase ähnelt die Erkrankung der akuten myeolischen Leukämie und wird auch dementsprechend behandelt: Es wird umgehend mit einer intensiven Chemotherapie begonnen, die stationär im Krankenhaus stattfindet.
Sobald sich der Zustand der Betroffenen bessert, wird geprüft, ob im nächsten Schritt eine Stammzelltransplantation durchgeführt werden kann.
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