Insektenschutz
Durch einen gewissenhaften Schutz vor Insektenstichen (Expositionsprophylaxe) lässt sich das Risiko für viele durch Insekten übertragene Infektionskrankheiten stark reduzieren. Klassischerweise steht der Schutz vor der nachtaktiven Malariamücke in gefährdeten Gebieten an erster Stelle. Mit der zunehmenden Ausbreitung z.B. von Dengue- und Chikungunya-Fieber sowie Zika-Virusinfektion, die durch tagaktive Mücken übertragen werden, empfiehlt sich jedoch generell ein ganztägiger Insektenschutz. Dazu zählen folgende Maßnahmen:
- Langärmelige, locker auf der Haut anliegende, helle Bekleidung, die möglichst viel Körperoberfläche abdeckt. Eine Imprägnierung der Kleidungstücke mit einem Insektizid auf Pyrethroid-Basis erhöht deren Schutzwirkung zusätzlich.
- Repellents (mückenabweisende Mittel), die Icaridin, Diethylmethylbenzamid oder Diethyltoluoamid (DEET) enthalten.
- Schlafen unter einem Moskitonetz, das mit einem Insektizid (z.B. synthetisches Pyrethroid) imprägniert ist, oder in einem klimatisierten Raum.
Sonnen- und UV-Schutz
Bestimmte Medikamente (v.a. NSAR, Sulfonamide, Tetrazykline, Thiazide, Phenothiazide, Tretinoin, Psoralen oder p-Aminobenzoesäure (PABA)) können zu einer Überempfindlichkeit gegen Sonne bzw. UV-Licht (Photosensibilisierung) führen und Hauterscheinungen unterschiedlichen Schweregrades hervorrufen. Dies gilt auch für den Verzehr bzw. den Kontakt mit und die lokale Anwendung von Kräutern oder Pflanzen, die Furocumarine enthalten. Dazu zählen Anis, Dill, Sellerie, Fenchel, Zitrone, Petersilie, Pastinake, Ackersenf und Chrysantheme. Übermäßige Exposition gegenüber UV-Strahlen ist für das Entstehen von Hautkrebs verantwortlich.
Folgende Schutzmaßnahmen werden empfohlen:
- Kleidung plus Sonnenhut mit Krempe und eine Sonnenbrille. Wolle und synthetische Materialien wie z.B. Polyester schützen besser als Baumwolle, Leinen oder Viskose. Ein dichter gewebtes Material lässt weniger Sonnenlicht durch, und dunklere Farben absorbieren besser.
- Badekleidung mit UV-Schutz (UPF − ultraviolet protection factor − von 40 bis 50) bei längeren Aufenthalten im Wasser.
- Sonnenschutzcreme gegen UVA- und UVB-Strahlung: Das Auftragen sollte 15 bis 30 Minuten vor der Sonnenexposition erfolgen und bei fortgesetzter Exposition nach zwei Stunden bzw. bei Schwitzen, nach dem Schwimmen und Abtrocknen wiederholt werden.
- Bei gleichzeitiger Anwendung von Sonnen- und Mückenschutzlotion wird zuerst der Sonnenschutz aufgetragen und 15 bis 30 Minuten später der Mückenschutz. Kombinationsprodukte sind nicht empfohlen.
Impfungen
Impfungen sind eine der wichtigsten prophylaktischen Maßnahmen gegen viele Infektionskrankheiten. Daher sollten vor geplanten Reisen Schutzimpfungen gegen im Reiseland vorkommende Infektionskrankheiten so weit möglich in Anspruch genommen werden. Ihre Ärztin/Ihr Arzt wird Sie umfassend über verfügbare Impfungen und ihre jeweilige Sinnhaftigkeit beraten und dabei auch Ihren aktuellen Gesundheitszustand berücksichtigen.
Der Impferfolg fällt umso besser aus, je höher der jemals erreichte Nadir der aktuellen CD4-Zellzahl ist und je jünger die Patientin/der Patient ist. Zur Verfügung stehen zwei Formen von Impfstoffen: Inaktivierte (Tot-)Impfstoffe bzw. Toxoid-Impfstoffe und Lebendimpfungen.
Inaktivierte (Tot-)Impfstoffe bzw. Toxoid-Impfstoffe: können ohne Rücksicht auf das Krankheitsstadium eingesetzt werden.
- Liegt eine CD4-Zellzahl zwischen unter 200/µL vor, ist mit einer eingeschränkten Impfantwort zu rechnen.
- Bei einer CD4-Zellzahl <100/µL ist die Impfung als wirkungslos anzusehen.
- Ideal ist eine CD4-Zellzahl von >200/µL vor einer Impfung, die möglichst schon drei oder mehr Monate Bestand hat.
- Wurden Impfungen bei einer CD4-Zellzahl von <200/µL verabreicht, ist eine unzureichende Wirkung möglich. In diesem Fall sollten daher eine Überprüfung des Antikörper-Titers bzw. bei Bedarf eine Wiederholungsimpfung vorgenommen werden.
Lebendimpfungen: sollten wegen der Gefahr lebensbedrohlicher Komplikationen bei einer CD4-Zellzahl <200/µL, dem Vorliegen einer AIDS-definierenden Erkrankung bzw. einer symptomatischen HIV-Erkrankung nicht verabreicht werden. Generell ist das Risiko von möglichen Nebenwirkungen nach Lebendimpfungen bei HIV-Infizierten im Vergleich zu Menschen mit intaktem Immunsystem erhöht.
Folgende Standardimpfungen werden generell für HIV-Infizierte empfohlen:
- Inaktivierte (Tot-)Impfstoffe bzw. Toxoid-Impfstoffe gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Poliomyelitis, Influenza, Pneumokokken, FSME, Hepatitis A, Hepatitis B, Humane Papillomviren (HPV).
- Lebendimpfungen gegen Masern, Mumps, Röteln, Varicellen.
Je nach Reiseziel werden für HIV-Infizierte folgende Reiseimpfungen empfohlen:
- Inaktivierte (Tot-)Impfstoffe bzw. Toxoid-Impfstoffe gegen Meningokokken, Hepatitis A, Hepatitis B, Typhus abdominalis, Japanische Enzephalitis.
- Lebendimpfungen gegen Tollwut (nach Tierkontakt mit dem Risiko einer Tollwutübertragung ist auch eine kombinierte aktive/passive Prophylaxe möglich). Die Gelbfieberimpfung sollte nur bei zwingender Indikation und einer CD4-Zellzahl >200/µL verabreicht werden. Unterhalb dieser CD4-Zellzahl darf sie nicht eingesetzt werden, da hier ein erhöhtes und teilweise lebensgefährliches Risiko für Komplikationen besteht. Ein ärztliches Attest über die Notwendigkeit der Befreiung von der Gelbfieberimpfung bei Einreise in ein Land mit obligatorischer Gelbfieberimpfung kann, muss aber nicht akzeptiert werden. Eine Zwangsimpfung vor Ort ist auf jeden Fall zu vermeiden.
- Malariaprophylaxe: Für die meisten Malariamittel sind keine oder nur geringe Interaktionen mit antiviraler Medikation bekannt. Ihre Ärztin/Ihr Arzt wird Sie über die verträglichste Medikamentenkombination beraten.
Weitere empfohlene Vorsichtsmaßnahmen für bestimmte Länder
Verhaltensmaßnahme |
Verhinderung von |
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Barfuß laufen vermeiden, Handtuchunterlage am Strand bzw. auf Sonnenliegen |
Strongyloides- oder Hakenwurm-Infektionen |
Vermeidung jeglichen Kontaktes zu umherstreunenden Tieren |
Tollwut (vor allem Hunde), Bartonellose, Toxoplasmose (Katzen) |
kein Verzehr unpasteurisierter Milch und Milchprodukte |
Brucellose, Q-Fieber, FSME, Listeriose |
kein Verzehr aufgewärmter Speisen bzw. längere Zeit im Kühlschrank gelagerter Speisen |
Listeriose, Infektion durch Salmonellen, Shigellen, Yersinien, Campylobacter, enterotoxische Escherichia coli |
Vermeidung von Tierbissen, -kratzern und Kontakt mit Speichel (Lecken) |
Tollwut, Infektionen durch Capnocytophaga und Pasteurella species |
Vermeidung von Vogelkontakten bzw. Kontakt zu aufgewirbeltem Vogelkot (Papageien) |
Cryptococcose |
Meiden von Streichelzoos auf Bauernhöfen (Tiere mit Durchfall) |
Cryptosporidiose |
kein Schwimmen in mit Fäkalien kontaminiertem Wasser |
Cryptosporidiose, Giardiasis, Toxoplasmose, Leptospirose |
kein Baden in stehenden Gewässern |
Bilharziose |