Welche Therapie dann sinnvoll ist, hängt u.a. von der Form und der Ursache der Epilepsie, sowie der individuellen Krankheitsgeschichte und Situation der/des Betroffenen ab. In den meisten Fällen verordnet die Ärztin/der Arzt spezielle Medikamente (Anfallsmedikamente).
Medikamentöse Therapie
Ziel der medikamentösen Therapie ist, Anfälle zu verhindern ohne Nebenwirkungen, die die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten beeinträchtigen. Das gelingt bei etwa sieben von zehn Betroffenen: Sie werden mithilfe der Medikamente anfallsfrei. In vielen Fällen können die Medikamente im Laufe der Zeit auch wieder abgesetzt werden, ohne dass erneut Anfälle auftreten.
Es stehen verschiedene Anfallsmedikamente aus unterschiedlichen Wirkstoffgruppen zur Verfügung. Die Ärztin/der Arzt richtet sich bei der Auswahl des Medikaments nach der Form der Epilepsie und stimmt die Behandlung auf die individuelle Situation der Patientin/des Patienten ab. Meist wird mit einem Medikament behandelt (Monotherapie), manchmal müssen für einen optimalen Erfolg verschiedene Präparate ausprobiert werden. Falls damit keine ausreichende Anfallskontrolle gelingt, kann auch eine Kombination von Medikamenten zur Anwendung gelangen (Kombinationstherapie).
Ein weiteres wichtiges Ziel der Therapie ist, dass die Medikamente gut vertragen werden. Mitunter kommt es, vor allem am Anfang der Therapie, zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit oder Hautausschlag. Oft verschwinden diese Beschwerden aber nach einiger Zeit von selbst. Helfen kann auch, wenn die Ärztin/der Arzt ein anderes Medikament verordnet oder die Dosis verringert.
Wichtig ist, dass die Ärztin/der Arzt genau Bescheid weiß, welche anderen Medikamente noch eingenommen werden. Das ist deswegen bedeutsam, weil manche Anfallsmedikamente Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten (z.B. blutverdünnenden Mitteln, Pille) eingehen. Dadurch kann die Wirkung der Medikamente, aber auch die der Anfallsmedikamente verstärkt oder abgeschwächt werden. Menschen, die Anfallsmedikamente einnehmen, sollten sich auf keinen Fall auf eigene Faust neue Medikamente oder auch nur Nahrungsergänzungsmittel bzw. Vitaminpräparate besorgen. Dies darf nur nach Rücksprache mit der Ärztin/dem Arzt erfolgen.
Um ein optimales Therapieergebnis zu erzielen, ist auch die Mitarbeit der Patientin/des Patienten nötig: Wichtig ist, dass die/der Betroffene die Medikamente regelmäßig und wie vorgeschrieben einnimmt (auch wenn schon längere Zeit kein Anfall mehr stattgefunden hat). Das Führen eines Anfallskalenders kann zudem der Ärztin/dem Arzt helfen, den Krankheitsverlauf einzuschätzen. In diesem schreibt die/der Betroffene auf, wann es zu Anfällen kommt und welches Medikament wann eingenommen wurde. Wichtig ist auch, dass regelmäßige Kontrolltermine bei der Ärztin/dem Arzt eingehalten werden.
Da bestimmte Anfallsmedikamente den Blutspiegel von manchen Vitaminen und Mineralstoffen beeinflussen können, kann es notwendig sein, dass Betroffene diese zusätzlich in Form von Nahrungsergänzungsmitteln einnehmen müssen.
Etwa ein Drittel der Patientinnen/Patienten hat trotz mehrerer Behandlungsversuche mit Anfallsmedikamente weiterhin Anfälle. Man spricht dann von einer therapieresistenten Epilepsie.
Epilepsiechirurgie
Bessert sich eine Epilepsie trotz Einnahme der Anfallsmedikamente nicht, kann in bestimmten Fällen eine Operation helfen. Diese Möglichkeit besteht bei einer fokalen Epilepsie, bei der die Anfälle von einer bestimmten Stelle im Gehirn ausgehen. Gelingt es, diesen Bereich ausfindig zu machen, kann das Hirngewebe dort entfernt werden. Dadurch können die Anfälle ganz verschwinden oder zumindest seltener werden. Ob eine Operation erfolgreich ist, hängt u.a. von der Ursache der Epilepsie und der betroffenen Hirnregion ab.
Neurostimulation
Helfen weder Medikamente noch eine Operation bzw. ist eine solche nicht möglich, können die Stimulationsverfahren wie die sogenannte Vagusnerv-Stimulation (VNS) oder tiefe Hirnstimulation (THS) eine Alternative sein. Bei VNS wird ein kleines Gerät (Schrittmacher) unter die Haut im Brustbereich eingesetzt. Dieses reizt über eine Elektrode regelmäßig einen Nerv (Vagusnerv) im Halsbereich. Bei THS werden die Elektroden direkt ins Hirn implantiert. Diese Methoden können bewirken, dass Anfälle seltener auftreten oder deren Dauer zumindest verkürzt wird. Allerdings führen sie nur in Ausnahmefällen zur vollkommenen Anfallsfreiheit.
Weitere Behandlungsansätze
Hier ist die ketogene Diät, eine spezielle Ernährungsform mit einem extrem hohen Fettanteil, zu erwähnen. Diese Therapie kommt manchmal bei schwer behandelbaren kindlichen Epilepsieformen, die auf keinerlei Medikamente ansprechen, zur Anwendung. Zwar gibt es Hinweise, dass eine derartige Diät in bestimmten Fällen helfen kann, allerdings ist diese Therapieform bislang wissenschaftlich nur schlecht untersucht. Da eine derartige Diät zu schweren Nebenwirkungen führen kann, muss diese Therapieform durch entsprechend erfahrene Ärztinnen/Ärzte und Diätologinnen/Diätologen überwacht werden.
Für andere komplementäre Behandlungsmethoden, wie beispielsweise Homöopathie, Kräutertherapie oder Akupunktur konnte bis dato kein wissenschaftlich bewiesener, positiver Effekt nachgewiesen werden.