Schwindel kann auf eine Schwäche bzw. Erkrankung des Gehör- und Gleichgewichtsorgans, des Herz-Kreislaufsystems bzw. der Gefäße, der Nerven oder des Gehirns hinweisen. Auch Ängste, psychische Probleme oder unerwünschte Wirkungen von Medikamenten sind möglich.
Die häufigsten Formen bzw. Ursachen von Schwindel im Alter sind:
Gutartiger Lagerungsschwindel
Typisch sind kurze Schwindelattacken bei einer Änderung der Kopflage, z.B. Umdrehen oder Aufrichten im Bett. Sie können Übelkeit und Erbrechen auslösen. Ursache sind sogenannte Ohrsteinchen (Otokonien), die in die Bogengänge des Gleichgewichtsorgans rutschen. Die Ohrsteinchen unterstützen normalerweise das Gleichgewicht und die räumliche Wahrnehmung. Mögliche Ursachen für das Verrutschen der Ohrsteinchen sind altersbedingte Abbauvorgänge, Erschütterungen des Kopfes oder eine Erkrankung des Innenohrs.
Diese häufige Schwindelform ist gut behandelbar. Ziel der Behandlung ist, das verrutschte Ohrsteinchen wieder aus dem Bogengang zu entfernen. Dafür führt die Ärztin/der Arzt mit dem Kopf der Patientin/des Patienten gezielte Bewegungen durch, sogenannte Lagerungsmanöver. Meist vergehen die Schwindelbeschwerden nach einigen Wochen auch von selbst.
Bilaterale Vestibulopathie
Die beidseitige Störung der Gleichgewichtsorgane verursacht Schwankschwindel, der meist beim Gehen im Dunkeln und auf unebenem Grund auftritt. Typisch ist auch eine vorübergehend verwackelte Sicht. Eine Vestibulopathie kann verschiedene Ursachen haben. Dazu zählen unerwünschte Wirkungen von Medikamenten (z.B. Aminoglykoside), Morbus Menière, Polyneuropathien oder Kleinhirnstörungen. Bei ca. 50 Prozent der diagnostizierten Fälle kann die Ärztin/der Arzt keine spezifische Ursache feststellen. Die Behandlung erfolgt u.a. durch Physiotherapie mit gezieltem Gleichgewichtstraining sowie Gang- und Standschulung.
Zentraler Schwindel
Zentraler Schwindel kann durch Schädigungen oder Erkrankungen des Kleinhirns ausgelöst werden, z.B. Läsionen, Durchblutungsstörungen, neurodegenerative Erkrankungen, Tumoren, Infektionen, Überdosierungen von Medikamenten etc. Die Schwindelanfälle können nur ein paar Sekunden aber auch mehrere Tage lang dauern. Sie werden typischer Weise von Symptomen wie Seh-, Sprech-, Schluck- oder Bewegungsstörungen begleitet. Auch Lähmungserscheinungen können auftreten. Bei einem Verdacht auf eine zentrale Störung sollte rasch eine Ärztin/ein Arzt aufgesucht werden.
Orthostatischer Schwindel
Das Gehirn und das Gleichgewichtsorgan werden nicht ausreichend mit Blut versorgt. Typisch ist vorübergehender Schwindel, der vor allem nach dem Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen auftritt. Eine Ursache ist zu niedriger Blutdruck (Hypotonie). Hypotonie kann auch eine unerwünschte Wirkung von Medikamenten sein. Für die Therapie kann die Ärztin/der Arzt die medikamentöse Regulation des Blutdrucks verordnen und die Wirkung entsprechend kontrollieren. Auch regelmäßige Bewegung und Ausdauertraining verbessern die Funktion des Kreislaufs.
Vestibuläre Migräne
Migräne kann Drehschwindel auslösen, der auch von Übelkeit, Erbrechen und Gangunsicherheit begleitet wird. Die Schwindelanfälle können zwischen einigen Minuten und mehreren Tagen dauern. Nur die Hälfte der Patientinnen/Patienten mit vestibulärer Migräne leidet auch unter Kopfschmerz. Bei der Diagnose klärt die Ärztin/der Arzt auch andere Symptome einer Migräne ab.
Psychogener Schwindel
Typisch ist diffuser Schwindel, der durch bestimmte Situationen ausgelöst wird. Dazu können Angst, Herzrasen, Beklemmung, Zittern oder Schwitzen kommen. Oft sind die Patientinnen/Patienten durch die Angst zu stürzen im Alltag stark eingeschränkt. Eine wichtige Therapiemaßnahme ist die Psychotherapie. Sie kann durch eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva und physiotherapeutischem Training ergänzt werden.