Asthma: Geschlechtsspezifische Unterschiede

Bei Asthma bronchiale spielen geschlechtsspezifische Unterschiede in vielfältiger Weise eine Rolle. So erkranken Frauen häufiger und schwerer an Asthma als Männer und sterben auch häufiger daran. Dies liegt u.a. daran, dass männlichen Geschlechtshormonen ein gewisser Schutzeffekt gegen Asthma zugesprochen wird.

Im Kindesalter tritt Asthma bronchiale bei Jungen häufiger auf als bei Mädchen. Dieses Verhältnis dreht sich im Erwachsenenalter um. Frauen zwischen 30 und 60 Jahren erkranken häufiger und schwerer, später werden die Unterschiede zu Männern wieder geringer. Allerdings versterben Frauen über 65 Jahre deutlich häufiger an Asthma als ihre männlichen Altersgenossen. Insgesamt wird die Diagnose Asthma weltweit bei Frauen seltener gestellt als bei Männern.

Wodurch werden geschlechtsspezifische Unterschiede verursacht?

Für die Ausprägung geschlechtsspezifischer Unterschiede bei Asthma sind verschiedene Faktoren verantwortlich, u.a.:

  • Körpergewicht: Übergewicht ist bei Mädchen mit einer Zunahme von Häufigkeit und Schweregrad der Erkrankung verbunden, nicht jedoch bei Jungen. Asthma kommt bei Adipositas häufiger vor, insbesondere bei übergewichtigen Frauen.
  • Hormone: Östrogene begünstigen allergische Sensibilisierungen und beeinflussen das Erscheinungsbild der Asthmaerkrankung. Hingegen scheint Testosteron vor der Entwicklung von Asthma in gewissem Maße zu schützen. Die Erkrankungsschwere bleibt bei Männern ab der Pubertät über viele Jahrzehnte relativ stabil. Erst bei einem altersbedingten Abfall des Serumtestosteron-Spiegels steigt das Risiko einer Asthmaverschlechterung an.

Schweres Asthma betrifft in erster Linie Jungen im Alter bis zu etwa sechs oder sieben Jahren sowie Frauen um die Menopause. Frauen entwickeln dann auch häufiger als Männer ein „kortikosteroidresistentes“ bzw. schwer behandelbares Asthma.

Welche Symptome können bei Frauen und Männern auftreten?

Bei Frauen werden oft stärker ausgeprägte Beschwerden beobachtet. Besonders in jungen Jahren leiden sie häufiger unter Husten und Giemen. Die bronchiale Überreaktivität nimmt mit dem Alter bei Frauen weniger stark ab als bei den Männern, die hingegen öfter an nächtlichen Beschwerden leiden.

Frauen berichten häufiger über spezifische Asthmasymptome, eine Einschränkung von Lebensqualität und Aktivität sowie über Kurzatmigkeit. Die Beschwerden können je nach Lebensphase variieren:

Viele Frauen (20–40 %) leiden unter prä- oder perimenstruellem Asthma und erleben eine Verschlimmerung in der Woche vor der Menstruation. Dieser auch als Exazerbation bezeichnete Effekt beruht auf einer gesteigerten Entzündung in den Bronchien und wird eher durch das Hormon Progesteron als durch Östrogen vermittelt.

Während einer Schwangerschaft kann sich Asthma in seiner Ausprägung verändern. Bei je einem Drittel der Betroffenen wird eine Verbesserung, eine Verschlechterung bzw. ein Gleichbleiben der Beschwerden beobachtet.

Wie erfolgt die Behandlung von Asthma bei Frauen und Männern?

Bei Vorliegen einer Asthma-Erkrankung erhalten Frauen seltener eine Therapie als Männer – und wenn ja, dann eher Psychopharmaka anstatt topischer Kortikosteroide oder anderer spezifischer Medikationen.

Frauen benötigen häufiger ihre Notfallmedikation und werden öfter als Männer notfallmäßig stationär aufgenommen – trotz besserer Lungenfunktion. Sie brauchen dann längere Krankenhausaufenthalte als Männer.

Allerdings halten sich Männer weniger gut an die ärztlich verordnete Asthmatherapie als Frauen. Ob hinsichtlich der Wirkung von Medikamenten geschlechtsspezifische Unterschiede existieren, ist noch nicht geklärt.

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 12. Juli 2018

Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Dr. Erika Jensen-Jarolim, Fachärztin für Pathophysiologie, Fachärztin für Klinische Immunologie, Spezialisierung in Allergologie

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