Konflikte in der Nachbarschaft

Nachbarn kann man sich meist nicht aussuchen. Menschen, die sich kaum bis gar nicht kennen, leben nah nebeneinander. Die eigenen vier Wände bedeuten Rückzugsort und Freiraum zugleich. Bedürfnisse oder Wertvorstellungen sind jedoch individuell recht unterschiedlich. So kommt es immer wieder zu Konflikten.

Es zahlt sich aus, diesen rechtzeitig vorzubeugen und im Bedarfsfall einen kühlen Kopf zu bewahren.

Kontakte zu den Nachbarn pflegen

Zum einen gilt es, täglich einen positiven und höflichen Umgang in der Nachbarschaft zu pflegen. Unter Tipps zur Nachbarschaftspflege finden Sie praktische Anregungen, die es leichter machen, aufeinander zuzugehen. So gehören Rücksichtnahme, Toleranz, Respektieren der Privatsphäre, Einhalten der Hausordnung bzw. der jeweils geltenden Gesetze und Hilfsbereitschaft zu wesentlichen Säulen eines guten Zusammenlebens.

Zum anderen kann ganz gezielt Streitigkeiten vorgebeugt werden, z.B. indem Konfliktpotenzial rechtzeitig angesprochen wird und sich der Ärger nicht „aufstaut“. Und wenn all das nicht hilft, gilt es, Konflikte möglichst konstruktiv zu lösen – mit oder ohne professioneller Hilfe.

Alltägliche Konfliktsituationen

Ein kurzes Beispiel soll eine alltägliche Konfliktsituation illustrieren: 23 Uhr – laute Musik tönt durch die Wände, der Bass ist deutlich spürbar, und hohes Lachen schallt durch die Wohnhausanlage. Für jene, die feiern, ist das eine gelungene Partynacht. Für Nachbarn, die Schlaf suchen, ein wahrgewordener Albtraum. Nicht nur laut diversen Hausordnungen, sondern auch laut österreichischem Gesetz muss zwischen 22 und 6 Uhr die Nachtruhe eingehalten werden. Auch außerhalb von Ruhezeiten sollte die nachbarschaftliche Geduld nicht über das Maß strapaziert werden. Denn es ist generell in Österreich verboten, „störenden Lärm in ungebührlicher Weise zu erregen“. Ruhezeiten (auch für das Wochenende) sind zudem oft in Landespolizeistrafgesetzen und Gemeindeverordnungen genau reguliert. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Was soll man nun machen, wenn der Nachbar sich nicht um Regeln kümmert?

Tipp

Ihr Gemeindeamt bzw. Ihre Bezirkshauptmannschaft gibt Auskünfte über Vorschriften in Ihrer Gemeinde/Ihrem Bundesland.

Miteinander reden kann helfen

Meist hilft es, erst einmal das Gespräch zu suchen. Dadurch wird der Gesprächspartner dafür sensibilisiert, was dem Gegenüber wichtig ist. Meistens handeln Nachbarn nicht „zu Fleiß“, um den anderen zu ärgern, sondern haben ganz einfach andere Vorstellungen von Entspannung, Freizeit, störendem Lärm etc.

Beim nachbarlichen Austausch hilft es generell, ein paar Kommunikationsregeln zu beachten, damit ein möglicher Streit abgepuffert werden kann. „Ich gehe jetzt einfach los und sage ihr/ihm die Meinung“, kann nach hinten losgehen und eine Kaskade an unangenehmen Folgen nach sich ziehen.

Tipps, die dabei helfen können, brisante Themen anzusprechen

  • Überlegen Sie sich, was Sie konkret stört und wie Sie es ansprechen möchten.
  • Klopfen Sie bei der Nachbarin/dem Nachbarn an, und bitten Sie um ein Gespräch.
  • Bleiben Sie sachlich, wenn Sie z.B. die Störung der Nachtruhe ansprechen.
  • Verwenden Sie Ich-Botschaften, z.B.: „Ich kann nicht schlafen, weil es so laut ist. Bitte beachten Sie die Nachtruhe.“
  • Hören Sie Ihrem Gegenüber zu. Eventuell handelt es sich z.B. bei einer Party um einen besonderen Anlass, bei dem man vielleicht auch einmal ein Auge zudrücken kann.
  • Suchen Sie nach einer gemeinsamen Lösung, z.B.: Die Musik wird leiser gedreht, ab und zu ein lautes Lachen wird toleriert.
  • Regeln Sie zusammen, wie das nächste Mal mit ähnlichen Situationen umgegangen wird, z.B. Nachbarn vor einer Feier darüber zu informieren.

Es ist allgemein wichtig, rechtzeitig sein Unbehagen auszudrücken. Sonst kann sich der Ärger „aufstauen“ und mit jedem Mal größer werden. Darunter leidet in der Folge die Fähigkeit zur Sachlichkeit. Zudem lernen sich Nachbarn gegenseitig durch Gespräche – ob angenehm oder unangenehm – kennen und erfahren mehr über die jeweiligen Lebensgewohnheiten und Anliegen.

Hausverwaltung, Mediation oder Polizei?

Hilft alles Reden nichts, kommt – falls vorhanden – der Hausverwaltung eine Schlichtungsrolle zu. Diese kann auch eine Mediation veranlassen bzw. ist diese auch auf Eigenregie möglich. Im Rahmen einer Mediation versucht eine neutrale Person, sprich eine Mediatorin oder ein Mediator, die Konfliktparteien bei der Lösung eines Problems zu unterstützen. Sie/er entscheidet nicht, wer recht und wer unrecht hat, sondern hilft durch ein offenes und transparentes Verfahren bei der Erarbeitung einer Lösung, die für alle Beteiligten annehmbar ist. Eine Mediation ist dabei nicht zwangsläufig das „letzte Mittel der Wahl“. Sie kann auch schon frühzeitig, bevor ein Streit eskaliert, eingesetzt werden. Auch eine Anzeige bei der Polizei bzw. der Einsatz einer Rechtsanwältin/eines Rechtsanwalts kann notwendig werden.

Ist die Störung akut, massiv (z.B. während der Nachtruhe) und ein Gespräch hilft nichts, dann kommt die Polizei gleich zum Einsatz. Auch bei einer gefährlichen Situation, z.B. merklicher Gewalt, ist der Polizeinotruf sofortiges Mittel der Wahl. Dieser ist österreichweit unter der Telefonnummer 133 erreichbar.

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 30. April 2019

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: FGÖ

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