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Genderaspekte in der Schmerzmedizin

Die Frage, inwieweit sich Frauen und Männer unterscheiden, wenn es um Schmerzen geht, wird erst seit wenigen Jahren wissenschaftlich seriös untersucht. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind sich weitgehend einig darüber, dass Frauen und Männer generell Schmerzen unterschiedlich äußern und empfinden – nicht jedoch darüber, wie diese Unterschiede zu erklären sind.

Frauen berichten über intensivere und länger andauernde Schmerzen und geben mehr von Schmerzen betroffene Körperbereiche an, wenn sie an einer schmerzhaften Erkrankung leiden. Auch scheint das weibliche Geschlecht per se ein Risikofaktor für die Entstehung chronischer Schmerzen zu sein. Es scheinen verschiedene Faktoren in Kombination dabei eine große Rolle zu spielen – biologische, genetische und hormonelle wie auch psychologische und soziokulturelle. Neue Erkenntnisse zeigen, dass das Geschlecht eine Rolle beim Auftreten von Schmerzerkrankungen, beim Empfinden und Verlauf von Schmerzen sowie wahrscheinlich auch beim Therapieerfolg spielt.

Frauen leiden häufiger unter Schmerzen

Frauen leiden generell häufiger unter Schmerzen als Männer. Das trifft auf fast alle Arten von Schmerzen zu, wie etwa Kopfschmerzen, Migräne und verschiedene Formen von Muskel-, Gelenk- und Knochenschmerzen. Ebenso berichten Frauen über intensivere und länger andauernde Schmerzen und geben mehr von Schmerzen betroffene Körperbereiche an.

Alter, soziale und psychische Faktoren spielen eine begleitende Rolle, sind aber für die Geschlechterunterschiede nicht maßgeblich, wie einige Beispiele zeigen:

  • Über Schulter- und Nackenschmerzen klagen über eine breite Altersspanne zehn Prozent mehr Frauen als Männer. Diese Schmerzarten werden mit dem Alter häufiger, der Geschlechterunterschied bleibt dabei weitgehend stabil.
  • Unter Gelenkschmerzen leiden Frauen erst ab dem 45. Lebensjahr häufiger als Männer.
  • Bauchschmerzen (Menstruationsbeschwerden nicht eingerechnet) nehmen mit dem Alter ab. Sie treten jedoch bei Frauen über die gesamte Lebensspanne um sieben bis zehn Prozent häufiger auf. Speziell von Reizdarm sind Frauen doppelt so häufig betroffen als Männer.

Männer und Frauen unterscheiden sich auch in ihrer Anfälligkeit für Erkrankungen des Gehirns und anderer Organe, die mit Schmerzen verbunden sein können. Männer erkranken häufiger an Morbus Parkinson, Tourette-Syndrom und Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom mit Hyperaktivität (ADHS). Frauen haben ein größeres Risiko, an Depressionen, Osteoporose, Fibromyalgie und Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis und Lupus erythematodes sowie begleitend zu Schmerzen auftretenden psychischen Störungen (z.B. Angst-, Schlafstörungen) zu erkranken.

Frauen sind schmerzempfindlicher

Experimentelle Untersuchungen zeigen, dass Frauen schmerzempfindlicher sind als Männer. So schätzen sie bei einem bestimmten Hitze- oder Druckreiz die Schmerzintensität höher ein und halten den Schmerz weniger lange aus. Außerdem empfinden sie bereits niedrigere Reize als schmerzhaft.

Diese Beobachtungen sprechen dafür, dass das Nervensystem von Frauen und Männern unterschiedlich „programmiert“ ist. Die Schmerzsensoren – also jene Nervenfasern, die Schmerzreize aufnehmen und an das zentrale Nervensystem weiterleiten – scheinen bei Frauen empfindlicher zu sein. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass die Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem bei Frauen deutlich sensibler ist, was den Prozess der Schmerzchronifizierung begünstigt. Im Vergleich zu Frauen können Männer vermutlich ihre körpereigene Schmerzhemmung besser aktivieren.

Einfluss von Hormonen

Einen wesentlichen Einfluss auf die Schmerzempfindlichkeit und -verarbeitung scheinen Hormone, insbesondere Östrogen und Progesteron, auszuüben. So ist beispielsweise Migräne eine typische Erkrankung von Frauen im gebärfähigen Alter. Hormonale Veränderungen insbesondere in der Schwangerschaft führen dagegen eher zu einer höheren Unempfindlichkeit gegenüber Schmerzen.

Östrogene scheinen die Entwicklung chronischer Schmerzsyndrome zu fördern. Androgene sollen dagegen schützen. Veränderungen im Östrogen-Plasmaspiegel korrelieren mit wiederkehrenden Schmerzen bei Frauen. Die Schmerzschwelle und -toleranz ist in der follikulären Phase am höchsten und während der Menstruation am niedrigsten. Postmenopausale Frauen, die sich einer Östrogentherapie unterziehen, leiden häufiger unter Schmerzen im Kiefergelenk. Ebenso konnten eine Steigerung der Schmerzempfindlichkeit und ein Sinken der Schmerzschwelle beobachtet werden.

Weiters wurde ein geschlechtsspezifischer Zusammenhang von chronischen Schmerzsyndromen, der Funktion der sogenannten Stressachse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, HPA-Achse), Geschlechtshormonen und körpereigenen Opioiden nachgewiesen.

Genetische Faktoren

Auch genetische Faktoren werden erforscht. Ein Beispiel für einen genetischen Zusammenhang betrifft das Ansprechen von Frauen mit roten Haaren und blasser Haut auf bestimmte schmerzhemmende Wirkstoffe. Frauen und Männer mit diesen äußeren Merkmalen weisen eine bestimmte Genvariante auf. Aber nur bei Frauen hat dies eine Bedeutung für den Schmerz, obwohl dieses Gen nicht auf einem Geschlechterchromosom liegt. Diese Frauen reagieren besser auf bestimmte Schmerzmittel als Frauen ohne die Genvariante und Männer (mit und ohne diese Genvariante).

Unterschiedliche Wirkung von Medikamenten

Untersuchungen zur unterschiedlichen Wirkung von Medikamenten bei Männern und Frauen sind relativ spärlich zu finden. Bis 1988 wurden die meisten Arzneimittelstudien ausschließlich an Männern durchgeführt, weil man bei ihnen keine Schwangerschaft und keine Einflüsse von Hormonschwankungen in Betracht ziehen muss.

Obwohl der Medikamentenverbrauch bei Frauen deutlich höher ist, werden nach wie vor häufig die an Männern gewonnenen Daten auf sie übertragen. Dies kann nicht nur eine unangemessene Dosierung, sondern auch Unverträglichkeiten zur Folge haben.

Für einige Schmerzmittel konnten in jüngerer Zeit Unterschiede in der Wirkung zwischen Frauen und Männern gezeigt werden. Sogar gegensätzliche Effekte sind dabei möglich. Diese haben aber bisher noch nicht Einzug in die Schmerztherapie gehalten.

Interaktionen zwischen Frau und Mann

Geschlechtsspezifische Interaktionen mit Auswirkungen auf das Schmerzerleben können sich auch zwischen den Partnern ergeben. Mehrere Studien liefern Hinweise darauf, dass bei Männern, die bei Schmerzen geäußerte Zuwendung und Besorgtheit der Partnerin das Schmerzerleben und -verhalten verstärkt. Frauen bleiben hingegen von den partnerschaftlichen Reaktionen weitgehend unbeeindruckt, wenn sie Schmerzen haben.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei klinischen Schmerzsyndromen

Verhältnis der Häufigkeit Frauen:Männer
Migräne 2,5:1
Spannungskopfschmerz 3:1
Chronischer Spannungskopfschmerz 10:1
Clusterkopfschmerz 1:3,5
Temporomandibulärer Schmerz 1,5:1
Gesichtsschmerz 1,9:1
Muskuloskelettale Schmerzen 1,5:1
Fibromyalgie 3,2:1
Schleudertrauma 1,3:1
Rheumatoide Arthritis 6:1
Syndrom des irritablen Darms 4,0:1
Pankreatitis 1,8:4
Gallensteine 3,4:1

Tabelle: zur Verfügung gestellt von OÄ Dr. Waltraud Stromer

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 20. September 2017

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Dr. Waltraud Stromer, Ärztin für Allgemeinmedizin, Fachärztin für Anästhesiologie und Intensivmedizin

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