
Pharmakogenetik – Pharmakogenomik
Die Wirksamkeit von Arzneimitteln (sogenannte „Pharmaka“) hängt neben dem entsprechenden Wirkungsmechanismus sowie der verabreichten Dosis auch von der Verstoffwechslung des jeweiligen Medikaments im Körper ab. Das zentrale Organ in diesem Zusammenhang ist die Leber. Die Leber hat neben ihrer Funktion im Hinblick auf die Produktion der Gallenflüssigkeit generell wichtige Funktionen im Stoffwechsel (sogenannter „Metabolismus“). Auf der einen Seite betrifft dies den Stoffwechsel von Nahrungsmitteln, die sich generell aus Eiweißstoffen, Kohlenhydraten, Fetten sowie Vitaminen und Spurenelementen zusammensetzen. Auf der anderen Seite werden von der Leber aber auch Substanzen wie Arzneimittel, Drogen, Giftstoffe und vieles mehr metabolisiert. Aus diesem Grund hat die Leber in diesem Zusammenhang eine wichtige Aufgabe im Hinblick auf die Entgiftung des Körpers (sogenannte „Biotransformation“).
Da der Leberstoffwechsel aber nicht bei jedem Menschen exakt gleich funktioniert, können solche Unterschiede (z.B. in Bezug auf die Geschwindigkeit des Leberstoffwechsels) auch die Wirksamkeit von Arzneimitteln beeinflussen:
- Bei Personen mit einem raschen Leberstoffwechsel (sogenannte rasche „Metabolisierer“) können bestimmte Arzneimittel schneller abgebaut und ausgeschieden werden, wodurch diese Medikamente in bestimmten Fällen weniger gut wirksam sind.
- Bei Personen mit einem langsameren Leberstoffwechsel (sogenannte langsame „Metabolisierer“) können bestimmte Arzneimittel im Körper kumulieren, wodurch diese Medikamente in bestimmten Fällen übermäßig (vermehrtes Auftreten von Arzneimittel-Nebenwirkungen) und sogar im Sinne von Giftstoffen („toxisch“) wirksam werden können.
- Darüber hinaus gibt es auch Medikamente, die im Hinblick auf ihre therapeutische Wirksamkeit erst durch den Leberstoffwechsel in ihre jeweils aktive Form umgewandelt werden müssen. In diesen Fällen kann ein verzögerter Leberstoffwechsel dazu führen, dass das entsprechende Medikament bei der betreffenden Person schlecht bzw. gar nicht wirksam ist.
Grundsätzlich unterliegt der Leberstoffwechsel zahlreichen Einflussfaktoren. So können einerseits bestimmte Nahrungsmittel den Leberstoffwechsel verzögern (z.B. Grapefruit- oder Orangensaft) bzw. beschleunigen (z.B. Johanniskraut). Auf der anderen Seite spielen hier aber auch angeborene („genetische“) Variationen (sogenannte Erbfaktoren) des Leberstoffwechsels eine Rolle.
Medizinische Untersuchungen des Erbgutes im Hinblick auf die Verstoffwechslung von Arzneimitteln werden dabei als „Pharmakogenetik“ bzw. „Pharmakogenomik“ bezeichnet.
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Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
zuletzt aktualisiert 11.07.2019
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