Für die Allgemeinanästhesie gibt es eine lange Liste an möglichen Folgen und Komplikationen. Auch wenn diese nur selten eintreten, muss die Patientin/der Patient vor der schriftlichen Zustimmung darüber informiert werden. Die Ausnahme durch einen ausdrücklichen Aufklärungsverzicht der Patientinnen/der Patienten gilt nicht bei allen Operationen (
z.B. nicht in der Schönheitschirurgie).
Während der Allgemeinanästhesie können auch bei ordnungsgemäßer Durchführung Probleme auftreten, z.B.:
- Arzneimittelallergien,
- Medikamentennebenwirkungen,
- Herz-Kreislauf-Lungen-Komplikationen,
- Verletzungen im Bereich von Nase, Rachen-Raum, Atemwegen, Zähnen, Stimmbändern bzw. im oberen Verdauungstrakt,
- Erwachen während der Allgemeinanästhesie,
- nach der Operation Schmerzen, Übelkeit und/oder Erbrechen, Kältegefühl und/oder Zittern.
Zur Risikoreduktion sind daher das Vorgespräch inklusive Bekanntgabe von Allergien, die Optimierung der körperlichen Belastbarkeit sowie die Vorbereitung mit Einhaltung der Nüchternzeiten unerlässlich.
Häufige Komplikationen der Allgemeinanästhesie:
- Übelkeit und Erbrechen: Dies betrifft etwa 15% der Patientinnen/Patienten nach einer Allgemeinanästhesie, selbst bei vorbeugender Gabe von Medikamenten gegen Übelkeit. Die Ursachen sind vielfältig, u.a. eine persönliche Veranlagung (z.B. bei Neigung zu Reisekrankheit), die Operationsart und die zuvor verabreichten Anästhesie- und Notfallmedikamente. Medikamente gegen diese unerwünschte Komplikation können in die Venenverweilkanüle verabreicht werden. Neigung zur Übelkeit sollte dem Anästhesieteam mitgeteilt werden, damit bestimmte Anästhesieverfahren vermieden werden.
- Heiserkeit und Halsschmerzen: Eine lokale Reizung im Rachenbereich kann auch bei ordnungsgemäßer Einbringung und Beatmung über die Atemhilfen (Tubus, Kehlkopfmaske) auftreten. Die Reizung vergeht meistens innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Eingriff.
- Kältegefühl und Zittern: Diese Komplikation tritt zumeist nur kurzfristig nach Ausleitung der Anästhesie auf. Sie kann durch ein Auskühlen während der Operation im OP-Saal (trotz Verwendung von Patientenwärmesystemen) oder durch die Anästhesiemedikamente bedingt sein. Abhilfe bieten aktives Wärmen und Schmerzmittel.
- Zahnschäden: Manchmal werden Zähne trotz korrekter Handhabung während der Verwendung der Atemhilfen (Tubus, Kehlkopfmaske) beschädigt. Vor allem bereits vorher lockere Schneidezähne sind gefährdet.
- Schmerzen: Die Wahrnehmung von Schmerzen ist subjektiv und individuell unterschiedlich. Trotz Schmerzmedikamenten nach der Operation können im Einzelfall zusätzliche Schmerztherapien notwendig sein. Diese werden an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst. Viele Abteilungen haben Akutschmerzkonzepte, um das Ziel „schmerzarmes Krankenhaus“ zu erreichen.
Hinweis
Sehr selten können lebensbedrohliche Komplikationen bei einer Allgemeinanästhesie eintreten: Aspiration (Einatmen von Erbrochenem oder Fremdkörpern, Blut in die Lunge), maligne Hyperthermie (bei genetisch bedingter Veranlagung). Nach einer Operation können in sehr wenigen Fällen vorübergehend Denk- und Verhaltensstörungen sowie ein eingeschränktes Bewusstsein auftreten.
Dazu kommen patientenabhängige Risikofaktoren für Komplikationen. Beispielsweise kann schweres Übergewicht das Risiko von Intubations- und Beatmungsproblemen steigern. Darüber hinaus können Maßnahmen, die eventuell begleitend zu einer Narkose durchgeführt werden, unerwünschte Neben- und Folgewirkungen verursachen, z.B.:
- Einbringen von zentralen Venenkathetern oder invasive Blutdruckmessung: Schmerzen, Herzrhythmusstörungen, Blutung, Infektion, Verletzungen von Lunge, Herz, Nerven, Gefäßen und deren Behandlung.
- Blasenkatheter: Schmerzempfinden, Blutung, Infektion, Verletzungen von Harnröhre, Blase und benachbarten Strukturen.
- Anlage einer Magensonde sowie Ultraschall des Herzens über die Speiseröhre: Schmerzempfinden, Zahnschäden, Verletzungen in Mund-Rachen-Raum, Speiseröhre, Brustraum und Magens, Blutung, Infektion.
- Gabe von Fremdblutprodukten: Infektionen (Hepatitis, HIV und andere Infektionen), und Transfusionsreaktionen.